Hypoport-Aktie: Haben die Anleger hier übertrieben?

Die Aktie der Hpoport AG (WKN: 549336) gehörte gestern mit einem Kursanstieg bis auf 180 € zu den größten Gewinnern im Prime Standard. Heute korrigiert sie diesen extremen Anstieg wieder mit einem Rückgang um -6,6%, aktuell steht sie bei knapp 169 €. Ursache hierfür war das stark gestiegene Handelsvolumen aufgrund einer positiven Unternehmensnachricht. Ist dieser Anstieg nachhaltig?

Rückgang verringert

Die Aktie leidet unter den stark gestiegenen Kreditzinsen. Die Folge des Zinsanstiegs ist, dass der Markt für Baufinanzierungen und Kredite sehr stark eingebrochen ist. Hypoport als Plattformbetreiber für Kreditvermittler leidet stark darunter.

Besonders stark war der Rückgang bei den Immobilienfinanzierungen, hier brach das vermittelte Volumen fast um die Hälfte ein. Auch in den Segmenten Kredite und Bausparen waren die Rückgänge hoch.

Laut einer Unternehmensmeldung zum zweiten Quartal beruhigt sich der Rückgang und scheint in eine Seitwärtsbewegung überzugehen, und zwar in allen Segmenten. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Rückgänge extrem, im Vergleich zum Vorquartal fallen sie deutlich geringer aus.

Beim dominierenden Baufinanzierungsgeschäft ist das Volumen mit 12,55 Millionen € um 40,9% gegenüber dem Vorjahresquartal gesunken. Im Vergleich zum Vorquartal beträgt der Rückgang nur noch 3,1%.

In den beiden kleineren Segmente Bausparen und Kredite hat sich der Rückgang ebenfalls verlangsamt. Beim Bausparen ist er mit 14,5% aber immer noch zweistellig.

Die Baumaterialien haben sich wieder leicht ermäßigt. Die Lage am Immobilienmarkt bleibt angespannt. Im Hinblick auf die sehr schlechte Lage am Wohnungsmarkt wird die Nachfrage nach Immobilien jedoch wieder anziehen.

Hypoport-Chef Ronald Slabke kommentiert die Entwicklung so:

Von einer schnellen Erholung des Baufinanzierungsmarktes kann zwar keine Rede sein, doch es zeigt sich, dass der Markt sich zunächst auf niedrigem Niveau stabilisiert hat und wir weitere Marktanteile gewinnen.

Ist der Kursanstieg gerechtfertigt?

Seit Jahresanfang ist eine deutliche Kurssteigerung von rund +67% eingetreten. Auch ohne den letzten Kurssprung ist der Anstieg enorm. Eine endgültige Bewertung des zweiten Quartals kann erst erfolgen, wenn die Geschäftszahlen veröffentlicht werden.

Da noch immer ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorquartal besteht, dürften die Zahlen auch etwas schwächer ausfallen. Wichtig ist jedoch, dass eine Beruhigung eingetreten ist.

Der Plattformbetreiber hatte bereits im letzten Jahr angekündigt, dass die Kosten gesenkt werden. Daher wird es spannend sein, wie sich das operative Ergebnis entwickelt hat. Sehr wichtig wird die Entwicklung im dritten Quartal sein, hier zeigt sich, ob das Schlimmste überstanden ist.

Meiner Meinung nach ist der jetzige Kursanstieg nicht nachhaltig. Er ist mit rund +16% zu hoch ausgefallen, hier reagierten die Marktteilnehmer zu euphorisch auf die positive Nachricht. Die heutige Korrektur bestätigt meine Annahme. Langfristig rechne ich mit steigenden Kursen. Plattformen als Kreditvermittler werden im Kreditgeschäft immer wichtiger.

Besser auf günstigere Kurse warten

Kurzfristig rechne ich jedoch mit einer weiteren Konsolidierung Richtung 160 € und weniger. Das ist dann wieder ein gutes Ausgangsniveau für neue Anstiege. Die jüngsten Analysen von Hauck Aufhäuser kommen zu einem Zielkurs von 192 €. Die Differenz zu dem gestrigen Kurs ist zwar überschaubar, dennoch halte ich diesen Kurs momentan für zu hoch.

Mein Fazit: Ich würde nach dem jetzigen Kursanstieg nicht investieren, sondern auf günstigere Kurse warten. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass die Volatilität hoch bleiben wird, was die Aktie für Trader interessant macht.