Bike24-Aktie: Ist die Luft endgültig raus?
Die Aktie des Online-Händlers Bike24 ging am Freitag mit einem Kursgewinn von +7,87% auf 2,88 € aus dem Xetra-Handel. Damit liegt sie fast wieder auf dem niedrigsten Niveau vom Oktober 2022 mit rund 2,60 €. Wer seit der Emission 2021 dabei ist, hat herbe Verluste erlitten. Wie sind die Aussichten auf eine Kurserholung?
Die Bike24 Holding AG, kurz Bike24, gehört zu den führenden E-Commerce-Fahrradplattformen in Kontinentaleuropa. Der Online-Händler mit Fokus auf das Premiumsegment erlebte seit Gründung 2022 einen rasanten Anstieg. Mittlerweile erfolgen Auslieferungen in rund 80 Länder, überwiegend in Europa. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 134 Millionen €.
Boomphase ebbt ab
Der Fahrradboom begann während der Corona-Pandemie. Da die Urlaubsreisen ausfielen, besannen sich die Menschen verstärkt auf das Radfahren. Das Ergebnis war, dass der Markt für Fahrräder leergefegt war. Hohe Preise und lange Lieferzeiten dominierten die damalige Lage.
Das ist Geschichte, jetzt ist wieder der Alltag eingekehrt. Was während der Pandemie gekauft wurde, fehlt bei der jetzigen Nachfrage. Zudem spüren die Fahrradhändler eine starke Zurückhaltung bei den Käufen.
Diese Zurückhaltung sowie das anfänglich schlechte Wetter belasteten auch Bike24. Dementsprechend schlecht fiel auch die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal aus.
Quartalswerte schlecht ausgefallen
Die oben beschriebene Situation prägen den vorläufigen Bericht zum zweiten Quartal. Der Umsatz sank in den ersten sechs Monaten um 6,1% auf 62,9 Millionen €, hierbei wurden keine Angaben über einzelne Segmente gemacht.
Das bisherige Problem der schwachen Ertragslage hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich verschärft. Die EBITDA-Marge sank von 7,9% auf 0,9%. Im Vergleich zum Vorquartal mit -4,7% ist sie jedoch gestiegen.
Das Hauptproblem dürfte das schnelle Wachstum gewesen sein. In solchen Phasen wird der Personalbestand stark ausgebaut, auch die sonstigen Kosten erhöhen sich. Kommt dann eine Flaute, leidet die Ertragslage unter den hohen Fixkosten.
Um diese Situation zu verbessern, wurden Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität sowie der Prozessoptimierung eingeleitet. Erste Ergebnisse zeigten sich in der Margenverbesserung im zweiten Quartal.
Andrés Martin-Birner, Mitgründer und CEO von BIKE24, kommentierte diese Entwicklung so:
In den letzten Jahren haben wir zwar immer wieder Aufs und Abs, aber noch keine vergleichbar herausfordernde Situation erlebt. Innerhalb von weniger als 18 Monaten hat sich der Markt für Fahrräder und Zubehör von einem Angebotsengpass zu Überkapazitäten gewandelt.
Prognose reduziert
Die anfänglich angestrebten Jahreswerte können nicht mehr erreicht werden, im zweiten Halbjahr ist keine wesentliche Verbesserung zu erwarten. Beim Umsatz wird jetzt mit einem Rückgang zwischen 10% und 5% gerechnet, zuvor wurde eine Verbesserung bis zu 10% erwartet.
Auch die erwartete EBITDA-Marge von 0 bis 3,5% ist nicht mehr möglich, jetzt liegt der Wert zwischen -1 und +1%. Die Zahlen des dritten Quartals werden zeigen, ob die neuen Werte standhalten.
Wie sind die Aussichten der Bike24-Aktie?
Es zeigt sich mal wieder, dass der Emissionspreis zu hoch war. Damals in der Boomphase wurden die Zukunftsaussichten viel zu euphorisch eingeschätzt. Dabei war abzusehen, dass die vorgezogene Nachfrage später zu einem Einbruch führen wird. Hier wollte der US-Investor Riverside Kasse machen. Von dem Emissionserlös von 322 Millionen € flossen ihm rund zwei Drittel zu.
Die Folge dieser nachlassenden Nachfrage ist der regelrechte Zusammenbruch des Kurses. Seit dem Höchststand von 26 € im September 2021 ist eine Zehntelung eingetreten. Das Zwischenhoch vom Januar 2023 mit 4,30 € ist mittlerweile ebenfalls Geschichte.
Wie es weitergeht, entscheidet sich im dritten Quartal. Wenn hier keine wesentliche Besserung beim Umsatz und Ertrag eintritt, ist mit keinem nachhaltigen Kursanstieg mehr zu rechnen. Spannend wird es auch sein, wie das Unternehmen bei der Effizienzsteigerung vorankommt.
Insgesamt sehe ich derzeit nichts, was für eine Erholung spricht. Die Einschätzung des Analysehauses Montega mit einem Zielkurs von 4 € kann ich daher nicht teilen.
Mein Fazit: Vorerst Finger weg von der Aktie.
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