Verbund: Hat diese Aktie genug gelitten?

Die Aktie des österreichischen Stromversorgers Verbund (WKN: 877738) verliert -2,3% und notiert aktuell bei 73,40 €. Insgesamt befindet sie sich in einem Abwärtstrend seit dem Hoch im August 2022 bei 115 €. Können die guten Geschäftszahlen des ersten Halbjahres eine nachhaltige Trendwende bringen?

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Verbund vorgestellt
Die in Wien ansässige Verbund AG ist der größte Stromproduzent und -transporteur Österreichs. Der Verbund deckt rund 40% des gesamten Strombedarfs. Das Besondere ist, dass rund 90% der Stromerzeugung aus Wasserkraft erfolgt. Der Konzern unterhält im Inland und Ausland Niederlassungen. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 12,5 Milliarden €.

Transformation schreitet voran

Obwohl der Anteil aus erneuerbaren Energien schon jetzt sehr hoch ist, soll mit dem Strategieprogramm „Mission V“ der Anteil der Stromerzeugung von Kohle und Gas bis 2030 weiter reduziert werden. Hierzu investiert der Wiener Konzern zunehmend in Fotovoltaik- und Windparks. Zu einem großen Teil befinden sich diese in Spanien.

Um das Spanien-Geschäft weiter auszubauen, wurde jüngst die Übernahme zweier Windparks gemeldet. Sie ergänzen optimal die bisherige Stromerzeugung in Spanien.

Zudem befinden sich weitere drei Wasserkraftanlagen im Bau. Auch die Übernahme der Solarpower Holding GmbH ist ein wichtiger Schritt zur Steigerung des Fotovoltaik-Segments. Der Anteil des grünen Wasserstoffs soll bis 2030 deutlich steigen.

Insgesamt ist der Konzern auf einem guten Weg, den Anteil des erneuerbaren Stroms zu steigern. Hierfür sind Gesamtinvestitionen von 15 Milliarden € vorgesehen.

Wachstum zweistellig

Wie aus dem Halbjahresbericht ersichtlich wird, stiegen sowohl der Umsatz als auch die Ertragslage im hohen zweistelligen Bereich. Hierzu trugen die gestiegenen Preise am Terminmarkt des Großhandelsmarktes bei.

Der Umsatz in den ersten sechs Monaten verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 41,3% auf knapp 6,7 Milliarden €. Noch deutlicher fiel das Wachstum beim operativen EBITDA aus – es kletterte um 63,6% auf 2,26 Milliarden €. Die sich daraus ergebende Marge verbesserte sich um 4,6 Prozentpunkte auf 33,7%.

Zu diesem hervorragenden Ergebnis haben die gestiegenen Strompreise seit dem Ukraine-Krieg wesentlich beigetragen.

Für 2023 positiv gestimmt

Mit einer Fortsetzung der guten Entwicklung im zweiten Halbjahr wird gerechnet. Daher wurde die Jahresprognose bestätigt.

Für 2023 wird mit einem operativen EBITDA von 3,8 bis 4,2 Milliarden € kalkuliert. Von dem erwarteten Konzernumsatz von 2,05 bis 2,3 Milliarden € sollen 45 bis 55% ausgeschüttet werden.

Bei dem untersten Wert von 2,05 Milliarden € entspricht das einer Mindestdividende von 5,40 €. Die Gesamtdividende für das abgelaufene Geschäftsjahr lag bei 3,60 €. Damit würde die aktuelle Dividendenrendite von 4,8% nochmals deutlich übertroffen.

Was bedeutet das für die Kursentwicklung?

Der extreme Kursanstieg in 2022 beruht auf der damaligen Preisexplosion aufgrund der Ukraine-Krise. Mittlerweile haben sich die Preise wieder deutlich beruhigt. Momentan befindet sich die Aktie wieder auf dem Stand Mitte 2021.

Seit damals verbesserte sich die wirtschaftliche Stärke des Konzerns allerdings deutlich. Dies dürfte sich mittelfristig positiv auf die Verbund-Aktie auswirken.

Im Hinblick auf die gute Entwicklung bin ich der Meinung, dass die Aktie genug gelitten hat und sich so langsam stabilisieren wird. Mittelfristig rechne ich mit einem Anstieg bis auf 80 €, das entspricht einem Potenzial von rund +8%.

Energie-Aktien sind schwerfällig, mit schnellen Kursveränderungen ist nicht zu rechnen. Daher kann die Seitwärtsentwicklung länger dauern.

Ein Belastungsfaktor für den tatsächlich ausschüttbaren Gewinn könnte die Abschöpfung des Übergewinns sein. Hierbei handelt es sich um Gewinne, die ohne die Preisexplosion nicht angefallen wären. Zuletzt lag die Obergrenze, bei der keine Gewinnabschöpfung erfolgt, in Österreich bei 120 € pro Megawatt. Von den Übergewinnen können bis zu 90% abgeschöpft werden.

Diese Grenze kann politisch jedoch geändert werden. Wie hoch die tatsächliche Abschöpfung ist, dürfte aus dem Geschäftsbericht für 2023 ersichtlich sein. Da die Strompreise zuletzt wieder deutlich gesunken sind, dürfte der abgeschöpfte Übergewinn überschaubar sein.

Mein Fazit: Die Aktie eignet sich aufgrund der hohen Dividendenrendite optimal als Depotbeimischung.

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