Evotec nach Gewinnwarnung: Was Anleger jetzt tun sollten
Nach einer harschen Gewinnwarnung ist die Evotec-Aktie (WKN: 566480) am Freitag vorbörslich um bis zu -12% abgestürzt, konnte die Verluste im Tagesverlauf jedoch auf unter -5% reduzieren. Dass die Hamburger Biotech-Schmiede ihre Jahresziele wegen des Hackerangriffs im Frühjahr noch eindampfen müsste, war ein offenes Geheimnis. Nur das Ausmaß der Kürzungen fiel nun überraschend heftig aus. Ist es für Anleger an der Zeit, auf Abstand zu gehen und gegebenenfalls Gewinne zu realisieren?
ℹ️ Evotec vorgestellt
Evotec mit Sitz in Hamburg ist ein international tätiges Unternehmen im Bereich der pharmazeutischen Wirkstoffforschung. In Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften mit Biotech-Unternehmen und Pharmakonzernen weltweit erforscht und entwickelt Evotec Wirkstoffkandidaten für Therapieansätze in verschiedensten medizinischen Richtungen. Das Unternehmen wird an der Börse mit rund 3,75 Milliarden € bewertet.
+50%-Erholungsrallye seit Anfang Mai
Zügig hatte sich Evotec von dem Hackerangriff berappelt, der das Unternehmen im Frühjahr kurzzeitig ins Chaos stürzte und für einen zeitweisen Rauswurf aus der DAX-Familie verantwortlich war. Im Mai bestätigten die Hamburger dann sogar ihre Jahresprognosen und leiteten damit eine Erholungsrallye der Aktie mit über +50% Kursgewinn ein.
Am Donnerstagabend folgte jedoch die von vielen Händlern schon befürchtete Ernüchterung: Evotec teilte mit, dass man aufgrund der Cyberattacke nun doch mit einer deutlich schlechteren Geschäftsentwicklung rechne.
Harsche Gewinnwarnung
Der Jahresumsatz für 2023 soll demnach nur noch in einem Bereich zwischen 750 und 790 Millionen € landen. Zuvor hatte der Wirkstoffentwickler mit 820 bis 840 Millionen € gerechnet.
Noch enttäuschender ist für Anleger die neue Guidance für den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA): Statt einen Anstieg von 102 Millionen € im Vorjahr auf 115 bis 130 Millionen € planen die Hamburger jetzt mit einem Rückgang auf 60 bis 80 Millionen €.
Konzernchef Werner Lathaler erklärt:
Die geringere Produktivität während des zweiten Quartals hat unser Finanzergebnis des ersten Halbjahres von 2023 erheblich belastet.
Evotec-Aktie sackt ab
Die Börse reagierte auf die neuen Jahresziele entsetzt und schickte das Evotec-Papier am Freitag vorbörslich im Tief um fast -12% in den MDAX-Keller. Bis zum Mittag haben sich die Tagesverluste auf -5,25% reduziert, sodass die Aktie zur Stunde bei 22,54 € notiert.
„Exzellente“ Ergebnisse im ersten Quartal
Angesichts der harschen Kappung der Prognosen war der Evotec-Vorstand bemüht, auch Hoffnung zu verbreiten. So sprach er von einem „starken Start“ ins Jahr mit „exzellenten“ Ergebnissen im ersten Quartal und wies für den Zeitraum ein 30%iges Umsatzplus auf 210 Millionen € aus.
Produktivität nach Cyberattacke geschwächt
Nach dem schwerwiegenden Hackerangriff musste Evotec Anfang April alle mit externen Quellen verbundenen Systeme abschalten und rund 25 Millionen € für die Bewältigung des Schadens aufwenden. Schon nach wenigen Wochen hat das Unternehmen den Betrieb zwar wiederaufgenommen; die Gewinnwarnung signalisiert jedoch, dass die Hamburger in Sachen Produktivität noch hinterherhinken.
Meine Einschätzung: Chance für (Nach-)Käufe
Dass die Jahresziele noch gekappt würden, war ein offenes Geheimnis. Das Ausmaß der Kürzungen hat den Markt aber überrascht. Der Abverkauf am Freitag ist entsprechend heftig ausgefallen – zumal die Evotec-Aktie in den vergangenen drei Monaten reichlich Fallhöhe aufgebaut hat. Mit einer Bewertung zum knapp 30-fachen EBITDA ist der MDAX-Titel schließlich alles andere als günstig.
Trotz des hohen Preises und der damit verbundenen Rücksetzer-Anfälligkeit halte ich Evotec angesichts der zahlreichen, sich dynamisch entwickelnden Projekte und Partnerschaften weiterhin für ein solides Investment. Die jüngste Gewinnwarnung beeinträchtigt die mittelfristigen Aussichten nicht und bietet aus meiner Sicht entsprechend eine Chance für (Nach-)Käufe.
Analysten bleiben optimistisch
Diverse Analysten sehen das ähnlich: Warburg Research hat seine Einstufung des MDAX-Papiers nach der Gewinnwarnung auf „Buy“ belassen mit einem Kursziel von 30 €. Auch die kanadischen Bank RBC bleibt bei ihrer bisherigen Einstufung („Outperform“, 28 €), ebenso wie das US-Analysehaus Jefferies („Buy“, 34 €).
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