Thyssenkrupp-Aktie: Besteht hier Kursphantasie?

Die Thyssenkrupp-Aktie (WKN: 750000) verbessert sich am Mittwoch bis zum Nachmittag um +2,66% und notiert damit bei 7,19 €. Trotz der guten Quartalszahlen von vergangener Woche gelingt dem MDAX-Papier vorerst kein Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung, in der es sich seit Jahresbeginn befindet. Lohnt sich für Anleger dennoch ein Einstieg?

ℹ️ Thyssenkrupp vorgestellt

Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp AG ist der größte Stahlhersteller in Deutschland. Weltweit beschäftigt das Unternehmen knapp 100.000 Mitarbeiter und setzte zuletzt mehr als 40 Milliarden € um. An der Börse wird das MDAX-Mitglied mit 4,37 Milliarden € bewertet.

Zahlen im Rahmen der Erwartungen ausgefallen

Thyssenkrupps Zahlen für die ersten 9 Monate im Geschäftsjahr 2022/2023 sind mehr oder weniger wie erwartet ausgefallen. Nach der Sonderkonjunktur im letzten Jahr ist wieder eine deutliche Marktberuhigung eingetreten. Dies gilt insbesondere für die Sparte Materials Service.

Der Umsatz innerhalb der Gruppe reduzierte sich um 15% auf 28,72 Milliarden €. Der überwiegende Teil des Rückgangs betraf das Segment Materials Service. Hier sind die Marktpreise für Stahlprodukte deutlich gesunken.

Von diesen Preisreduzierungen ist auch die Ertragslage betroffen. Das bereinigte EBIT sank überproportional um 75% auf 349 Millionen €. Die sich daraus ergebende Marge fiel um 3,4 Prozentpunkte auf 1,2%. Der Periodenüberschuss dagegen legte um 15% auf 107 € zu.

Der Free Cashflow verbesserte sich um rund 780 Millionen €, nach einem negativen Wert von 349 Millionen € im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich hat der MDAX-Konzern einen Überschuss von 415 Millionen € erwirtschaftet. Die Hauptursache hierfür ist der Börsengang der Wasserstofftochter Nucera mit einem Emissionserlös von 523 Millionen €.

Der Markt hat die  schwächeren operativen Ergebnisse schon zum Großteil eingepreist. So hat es sich herumgesprochen, dass die deutsche Stahlbranche aufgrund der hohen Energiepreise Probleme mit der Profitabilität haben.

Miguel López, neuer CEO der Thyssenkrupp AG, kommentierte die Entwicklung so:

Thyssenkrupp hat sich auch im 3. Quartal in einem herausfordernden Umfeld erwartungsgemäß entwickelt.

Prognose leicht angehoben

Aufgrund der bisherigen Werte innerhalb des laufenden Geschäftsjahres hat der Essener Konzern seine Ertragslage leicht nach oben angepasst. Bisher wurde ein bereinigtes EBIT im mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbereich erwartet. Jetzt liegen die Erwartungen im hohen dreistelligen Bereich.

Beim Umsatz rechnet das Management auf Jahressicht mit einem Rückgang, da keine Erholung der Marktpreise in Sicht sei.

Transformation forcieren

Zuletzt brachte der Stahlkonzern seine Wasserstofftochter Nucera an die Börse, blieb aber mit 50,2% Hauptaktionärin.

Die Strategie der Dekonsolidierung unter der Vorgängerin Merz soll auch unter dem neuen Management bestehen bleiben. Die Sparten sollen mehr Entscheidungsbefugnisse bekommen.  Immer wieder wird auch die Fusion der deutschen Werften unter Beteiligung des deutschen Staates ins Spiel gebracht.

Die geplante Auslagerung der Stahlherstellung wurde weitestgehend eingestellt, das Interesse anderer Unternehmen nahm zuletzt deutlich ab. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird jetzt eine Ausrichtung auf grünen Stahl forciert. Hierfür wurden Fördergelder von rund 2 Milliarden € bereitgestellt.

Wie sind die Zukunftsaussichten der Aktie?

Nach der Kurshalbierung im ersten Halbjahr 2022 ist wieder eine Kurserholung eingetreten. Momentan bewegt sich die Notierung in einer Seitwärtsbewegung – diese dürfte sich auch zukünftig fortsetzen. Das Hauptproblem bleibt die Stahlherstellung. Bis die Transformation zum grünen Stahl abgeschlossen ist, wird noch dauern. Das Tafelsilber des Konzerns mit der Aufzugssparte Elevator sowie Nucera wurde weitestgehend ausgegliedert.

Insgesamt rechne ich mit keinen Kursbewegungen, die Entwicklung der vergangenen Monate dürfte sich innerhalb der gleichen Range fortsetzen.

Dies zeigen auch die Einschätzungen der Marktexperten: JPMorgan sieht den fairen Kurs bei 6,30 €, Barclays bei 7 € und die Deutsche Bank bei 8,50 €. Lediglich die Baader Bank hält die Aktie für vollkommen unterbewertet, deren Zielkurs liegt bei 16 €.

Mein Fazit: In der jetzigen Konjunkturlage sind Aktien von Stahlkonzernen wenig geeignet.

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