Bayer-Aktie: Vor Manager-Kahlschlag zugreifen?
Nach einem heftigen Kursrutsch am Mittwoch erholt sich die Bayer-Aktie (WKN: BAY001) – auch dank eines Donnerstagabend veröffentlichten Insiderberichts, der interessante Details zum geplanten Effizienzprogramm offenlegt. Dass noch im laufenden Jahr radikale Maßnahmen vorgesehen sind, dürfte die aktivistischen Investoren des DAX-Konzerns erfreuen.
ℹ️ Bayer vorgestellt
Die Bayer AG mit Sitz in Leverkusen gehört mit rund 100.000 Mitarbeitern und einem Börsenwert von rund 59 Milliarden € zu den größten Chemie- und Pharmakonzernen weltweit. Mit der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto 2016 hat das Unternehmen seine Marktposition ausgebaut, sich jedoch auch Rechtsrisiken ins Haus geholt.
Insider: Bald rollen weitere Manager-Köpfe
Nachdem Bayers Neu-CEO Bill Anderson wiederholt die überbordende Bürokratie im Konzern kritisiert hat und Strategiechef Oliver Kohlhaas bereits seinen Hut nehmen musste, deutete schon viel darauf hin, dass bei den Leverkusenern weitere Köpfe rollen würden. Ein auf Insider-Informationen basierter Bericht der Nachrichtenagentur Reuters von Donnerstagabend bestätigt dies nun.
Demnach will Anderson dem Unternehmen noch vor einer möglichen Umstrukturierung ein Programm für Bürokratieabbau und mehr Effizienz auferlegen. Betroffen davon seien insbesondere die mittleren und oberen Führungsebenen mit dem Ziel, flachere Hierarchien zu erreichen. Weitere Details wolle der Vorstandschef in der nächsten internen Strategiesitzung darlegen.
Stellenabbau verschafft Anderson Zeit
Die von Reuters zitierten Insider scheuten sich auch nicht, dieses Vorgehen einzuordnen. Es gehe den Angaben nach darum, ungeduldigen Großinvestoren und Privatanlegern erste Verbesserungen aufzuzeigen, um sich Zeit zu verschaffen für die Ausarbeitung umfassender Konzernumbaupläne.
Eine der mit der Angelegenheit vertrauten Personen sagte demnach, dass es bei Bayer viel aufzuräumen gäbe, frühere Kostensenkungen jedoch nicht den gewünschten Effekt gezeigt hätten. In den kommenden 90 Tagen würde nun jedoch viel passieren, viele höhere Angestellte schauten sich bereits nach neunen Stellen um, berichtete ein anderer Insider.
Schließlich bestätigten laut dem Bericht mehrere der Eingeweihten, dass Anderson in dieser Sache von der Unternehmensberatung McKinsey beraten wird. Die Kosten für den Stellenabbau im Management stünden noch nicht fest; es sei jedoch davon auszugehen, dass die Maßnahmen hohe Abfindungen nach sich ziehen werden.
Warten auf Turnaround lohnt sich
Der Chefwechsel im Konzern sowie der Einstieg des aktivistischen Investors Jeff Ubben haben die Bayer-Aktie im Mai auf ein neues 3-Jahres-Hoch über 66 € gehievt. Der Schwung dieser Neuigkeiten war im Sommer jedoch wieder verflogen, schwächere Quartalsergebnisse und Prognosen drückten den DAX-Titel zuletzt wieder knapp unter die 50-€-Marke, was einem Börsenwert von 48 Milliarden € entspricht.
Auf diesem Niveau ist die Aktie aus meiner Sicht stark unterbewertet. Das habe ich bereits in früheren Analysen damit begründet, dass allein das Geschäft mit Saatgut und Agrarchemikalien so viel wert ist wie die aktuelle Marktkapitalisierung des Gesamtkonzerns. Den hochambitionierten Pharma-Bereich sowie die Consumer-Health-Sparte erhalten Anleger quasi für umme.
Der neue Reuters-Bericht macht deutlich, dass CEO Anderson die Investorenforderungen ernst nimmt und an einem langfristigen Plan baut, Bayers Konglomerats-Rabatt peu à peu abzubauen.
Schlechte PR und Kosten im Zusammenhang mit dem Glyphosat-Rechtstreit sowie Makro-Gegenwinde in Deutschland sind kurzfrisitige Kursrisiken für die Bayer-Aktie, die die langfristigen Wachstumsaussichten der Crop-Science-Sparte sowie die gute gedeckte Dividende jedoch mehr als kompensieren.
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