Ford-Aktie: Zum Schnäppchenpreis zuschlagen?
Die Aktie von Ford (WKN: 502391) startet am Montag mit einem Minus von -2% auf 12,36 US$ in den US-Handel, nachdem am Wochenende in den Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft kein Fortschritt erzielt werden konnte. Das US-Papier ist derzeit günstig wie selten. Ist die schwierige Gemengelage für Anleger eine gute Kaufgelegenheit?
ℹ️ Ford vorgestellt
Die Ford Motor Company ist mit einem Absatz von 4,2 Millionen Fahrzeugen (2022) der siebtgrößte Autohersteller der Welt. Vor über 100 Jahren führte der Konzern die Fließbandproduktion ein und sorgte damit in der neu entstehenden Automobilindustrie für einen radikalen Umbruch. Die nächste große Neuordnung in der Branche, den Umstieg auf Elektroautos, will das US-Unternehmen bis Ende des Jahrzehnts vollziehen. Aktuell ist Ford an der Börse knapp 50 Milliarden US$ wert.
Gewerkschaftsboss deutet Ausweitung der Streiks an
Die Gemengelage bei den „Big Three“ der amerikanischen Autoindustrie, Ford, General Motors und Stellantis, ist derzeit kompliziert: In der Nacht zum Freitag war der alte Tarifvertrag mit der großen US-Autogewerkschaft United Auto Workers (UAW) ausgelaufen, und UAW hat bei den Konzernen zu Streiks aufgerufen, die sich über das Wochenende fortgesetzt haben – wenn auch noch im überschaubaren Umfang.
In einem MSNBC-Interview ließ UAW-Cehf Shawn Fain verlauten, dass die Verhandlungen mit den großen Drei sehr schleppend vorangingen. Ford und Co. bieten demnach aktuell über die Laufzeit von viereinhalb Jahren eine Lohnerhöhung von 21%, was deutlich unter der ursprünglichen Gewerkschaftsforderung liegt (40%).
Zudem verlangt die UAW kürzere Wochenarbeitszeit, eine bessere Altersversorgung und eine größere Arbeitsplatzsicherheit im Zuge der Umstellung der Produktion von Verbrenner- auf Elektrofahrzeuge. Auf die Frage, ob es in der neuen Woche zu Streiks in weiteren Werken kommen könnte, antwortete Fain einem CBS-Reporter vielsagend, dass man bereit sei, „alles zu tun, was wir tun müssen.“
Kein Spielraum für höhere Lohnkosten
Ein andauernder Streik würde sich kurzfristig zwar positiv auf Fords Gewinne auswirken, da die damit sinkenden Lagerbestände – ähnlich wie in Pandemie-Hochzeiten – zu höheren Preisen führen würden.
Ford-Aktionäre müssen jedoch davon ausgehen, dass steigende Arbeiterlöhne und weitere Benefits letztlich Druck ausüben werden auf die ohnehin schon schmalen Margen des Konzerns. Im zweiten Quartal lag mit 1,9 Milliarden US$ Überschüssen die Gewinnspanne gerade mal bei 4,3% – weit unter den Werten von E-Auto-Konkurrenten wie Tesla und Rivian. Wenig Spielraum also im wettbewerbsintensiven Automobilmarkt.
Langfristig wird der Traditions-Autobauer daher einen Plan vorlegen müssen, wie Beschäftigte stärker an den Unternehmensgewinnen beteiligt werden, und diesen nicht nur mit der Gewerkschaft, sondern auch mit seinen Aktionären in Einklang bringen.
Hinzu kommt, dass Ford weiterhin kräftig in sein Geschäft mit reinelektrischen Fahrzeugen investieren muss, was den Hersteller allein in Q2 1,1 Milliarden US$ auf Stufe EBIT gekostet hat. Ein paar Jahre lang wird es noch dauern, bis die E-Segmente „Blue“ und „Pro“ positiv zum Ergebnis beitragen werden.
Aktie sehr attraktiv bewertet
Angesichts der Tatsache, dass Ford gegenüber Tesla und anderen E-Moblilitäts-Spezialisten Jahr für Jahr Marktanteile verliert, ist die Aktie des Konzerns mit etwas über 12 US$ auf ein ziemlich bescheidenes Niveau gerutscht: Der Vorwärts-KGV liegt bei einem Wert von 6, ohne die E-Auto-Investitionen wäre sogar eine Bewertung von 4 möglich.
Im Moment sieht die Ford-Aktie dank des aktuellen Abschlags und einer noch gut gedeckten Dividendenrendite von knapp 5% für Anleger attraktiv aus. Das könnte sich jedoch ändern, wenn die Gewerkschaft nicht zumindest teilweise von ihren überzogenen Forderungen abrücken. Wer den Einstieg wagt, sollte die Entwicklung des Tarifstreits jetzt ganz genau im Auge behalten.
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