Amazon-Aktie: Ist die Rallye jetzt vorbei?
Die Amazon-Aktie (WKN: 906866) ist in den vergangenen 5 Tagen mit -6,6% Kursverlust in eine handfeste Korrektur gerutscht. In der Nacht auf Donnerstag wurde nun bekannt, dass Amazon auf seine geplante Drittanbietergebühr verzichten wird. Neben einer Kartellklage drohen eiskalte Makro-Gegenwinde. Müssen sich Anleger des Online-Riesen jetzt warm anziehen?
ℹ️ Amazon vorgestellt
Amazon mit Hauptsitz in Seattle im US-Bundesstaat Washington ist der globale Riese unter den Online-Versandhändlern mit einer breit gefächerten Produktpalette. 1997 für den Buchversand gegründet, ist Amazon inzwischen weltweit Marktführer im E-Commerce und bei Cloud-Diensten. An der Börse wird der Konzern aktuell mit 1,4 Billionen US$ bewertet.
Bestätigt: Neue Händlergebühr kommt nicht
Bei Amazons Preispolitik gegenüber Shops, die ihre Waren auf der Plattform anbieten, bahnt sich eine Kehrtwende an. Wie Bloomberg News am späten Mittwoch berichtete, will der E-Commerce-Riese nun doch keine weitere Gebühr einführen für Händler, die den Versanddienst des Konzerns nicht in Anspruch nehmen.
Im August hatten Medien übereinstimmend berichtet, dass der Online-Gigant zum 1. Oktober eine neue Gebühr erheben will für Drittanbieter, die ihre Produkte selbst versenden. Die Abgabe hätte demnach auch für Tausende von Händlern gegolten, die ihre Bestellungen über „Seller Fulfilled Prime“ abschicken – Amazons Programm, das eine schnelle Lieferung der Produkte garantiert, auch wenn das Billionenkonzern den Versand nicht selbst übernimmt.
Der Bericht über die Kehrtwende wurde wenig später von einem Amazon-Sprecher bestätigt. „Nach reiflicher Überlegung“ hätte man sich den Angaben nach gegen die neue Händlergebühr entschieden, damit sich das „mit der Gebühr verbundene Verkäufer-Sentiment“ nicht negativ auf die Teilnahme am Prime-Programm auswirkt.
Plötzlich Angst vor FTC-Klage?
Ein weiterer Grund für den Kurswechsel des E-Commerce-Riesen dürfte die Sorge um eine Kartellklage der U.S. Federal Trade Commission (FTC) sein. Schon zu Zeiten der Trump-Regierung hatte die FTC Ermittlungen eingeleitet, die aufklären sollten, ob der Großkonzern seine eigenen Produkte auf seiner Plattform gegenüber denen von Drittanbietern bevorzugt.
Das Wall Street Journal hatte unlängst berichtet, dass die Kartellwächter noch in diesem Monat Klage einreichen könnten, nachdem der Online-Gigant bis dato keine Zugeständnisse hinsichtlich der Behandlung von Drittanbietern gemacht hatte. Die Abkehr von der neuen Verkäufergebühr legt nahe, dass Amazon die kartellrechtlichen Bedenken der FTC nun ernster nimmt.
Anleger fürchten „harte Landung“
Neben Problemen mit den US-Wettbewerbshütern war Amazon im laufenden Jahr auch mit wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert, die sich im Schlussquartal noch vergrößern dürfte. Die Aktie des E-Commerce-Giganten hat sich angesichts dieser Gegenwinde bislang jedoch enorm widerstandsfähig gezeigt: Die Kursgewinne seit Januar liegen bei deutlich über +60%.
Allerdings hat das Nasdaq-Papier in den vergangenen fünf Tagen einen spürbaren Dämpfer (-6,6%) erlitten, da die Anlegersorge zunimmt, dass in den Vereinigten Staaten geldpolitisch eine „harte Landung“ bevorsteht.
Einige Makroindikatoren malen schließlich ein düsteres Bild, was die Verbraucherausgaben angeht, nachdem die überschüssigen Ersparnisse aus Pandemiezeiten aufgebraucht scheinen. Auch die Zahl der Arbeitslosen im Land hat ihre Talsohle neusten Daten zufolge durchschritten und steigt wieder an.
BNPL-Partnerschaft fördert Kauflust
Bislang haben diese Entwicklungen noch keine negativen Auswirkungen auf die Einzelhandelsumsätze von Amazon gehabt – und dank der neuen Partnerschaft mit der „Buy now pay later“-Plattform Affirm (BNPL) dürfte das auch so bleiben.
Seit Juli erhalten Amazon-Kunden mit guter Bonität so eine Zahlungsalternative in Form eines Nullzins-Darlehens. Der jeweilige Einzelhändler zahlt diesen Kredit aus seinem Marketing-Budget und profitiert letztlich selbst von einem verkaufsfördernden Effekt, ohne dabei hohe Rabatte anbieten zu müssen.
Laut der Drop-Shopping-Plattform Oberlo machte BNPL schon im vergangenen Jahr 5% aller Online-Transaktionen in den USA aus, wobei der Service bis 2027 voraussichtlich mit einer jährlichen Rate von 7% wachsen soll.
Wachstumschancen trotz Makro-Druck
Trotz der makroökonomischen Bedenken können Anleger mit den weiteren Aussichten der Amazon-Aktie aus meiner Sicht recht zufrieden sein angesichts zahlreicher Wachstumstreiber des Konzerns. Mit der Affirm-Partnerschaft dürfte sich der Online-Riese im Kerngeschäft weiterhin widerstandsfähig zeigen.
In vielen Bereichen treibt das Unternehmen zudem die Monetarisierung von Dienstleistungen gnadenlos voran, sodass man auf eine neue Verkäufergebühr vorerst gut verzichten kann. Das Risiko eines Image- und Geschäfts-schädigenden Rechtsstreits mit der FTC ist es letztlich nicht wert.
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