Ams-Osram-Aktie -20%: Was ist hier los?
Die angekündigten Kapitalmaßnahmen des Konzerns führen zu einem Kurssturz um -20% der Ams-Osram Aktie (WKN: A118Z8), der aktuelle Kurs von knapp 4,30 € erreicht damit den tiefsten Stand seit August 2011. Die Marktteilnehmer sind überrascht und befürchten durch die Kapitalerhöhung eine deutliche Verwässerung des Kurses. Was bedeuten die Maßnahmen für die weiteren Kursaussichten?
ℹ️ Ams-Osram vorgestellt
Die Ams-Osram AG ist in der Entwicklung und Herstellung von hochleistungsfähigen Sensorlösungen und Beleuchtungsmodulen tätig. 2019 übernahm Ams den deutschen Osram-Konzern und firmiert seitdem unter dem heutigen Namen. Teile des Osram-Konzerns, die nicht in das Gesamtkonzept passten, wurden verkauft. Der vollständige Konsolidierungskurs dürfte in 2023 abgeschlossen sein. Neben dem Hauptsitz im österreichischen Premstätten besitzt das Unternehmen weltweit zahlreiche Niederlassungen. Die Marktkapitalisierung beträgt 1,11 Milliarden €.
Finanzierungsmaßnahmen belasten
Es zeigt sich immer mehr, dass die Übernahme von Osram finanztechnisch eine Nummer zu groß war. Zudem passten viele Geschäftseinheiten des damaligen Lichtkonzerns nicht in das Portfolio von Ams. Ein Großteil davon wurde zwar bereits verkauft, aber die Verschuldung ist immer noch sehr hoch.
Die Refinanzierung fälliger Anleihen in 2025 rückte daher immer mehr in den Vordergrund des Handelns. Das neue Management um Aldo Kamper geht dieses Thema jetzt massiv an.
Insgesamt will sich der österreichische Konzern 2,25 Milliarden € frisches Kapital beschaffen. Diese soll in mehreren Schritten im Herbst und Winter dieses Jahres in Angriff genommen werden.
In einem ersten Schritt erfolgt eine Kapitalerhöhung über 800 Millionen €. Da kein Vorratsbeschluss vorliegt, findet am 20. Oktober eine außerordentliche Hauptversammlung statt. Die genauen Ausgabemodalitäten werden noch festgelegt. Weil der Konzern über 12,86 Millionen eigene Aktien verfügt, werden diese marktschonend verkauft.
Ferner ist der Verkauf und die Rückmietung (sale and lease back) von Vermögenswerten geplant. Dies ist günstiger als die Aufnahme von Finanzverbindlichkeiten. Auch der Verkauf von nicht benötigten Wirtschaftsgütern im Volumen von 300 Millionen ist vorgesehen.
Der Verkauf von Geschäftsbereichen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, befindet sich in der Verhandlungsphase. Interessentengespräche werden geführt, jedoch sind noch keine verbindlichen Vereinbarungen getroffen worden.
Anfang nächsten Jahres ist dann die Ausgabe von neuen Anleihen vorgesehen. Die genauen Betragshöhen dürften dann von den bisherigen Ergebnissen abhängig gemacht werden.
Rainer Irle, Finanzchef von Ams-Osram, beschreibt den Vorgang so:
Der mehrstufige Finanzierungsplan soll die Finanzstruktur von Ams Osram stärken. Mit dem frischen Geld soll auch die Verschuldung abgebaut werden, um das Unternehmen auf einen gesunden Schuldenstand im Investment-Grade-Bereich zu bringen.
Konzentration auf das Kerngeschäft
Bei der damaligen Gesamtübernahme von Osram passte eigentlich nur deren Halbleitergeschäft zu dem Portfolio von Ams. Da dies nicht zu bekommen war, erfolgte die Übernahme des gesamten Konzerns. Marktexperten bezweifelten damals die Sinnhaftigkeit dieser Akquisition sowie deren überhöhten Übernahmepreis.
Das neue Management zieht nun die Reißleine und fokussiert das Geschäft auf das profitable Kerngeschäft. Alle anderen Einheiten stehen zum Verkauf.
Die Prognose für das dritte Quartal wurde bestätigt. Demnach soll der Umsatz zwischen 840 und 940 Millionen € liegen. Bei der operativen EBIT-Marge wird mit einem Wert von 5 bis 8% gerechnet.
Wie sind die Maßnahmen zu bewerten?
Die Konzentration auf die profitablen Kernbereiche ist längst überfällig. Rückwirkend ist festzuhalten, dass die Übernahme von Osram falsch war. Dies wird jetzt korrigiert. Ob und zu welchem Preis die restlichen Einheiten veräußert werden können, ist fraglich. Der Markt hierfür ist begrenzt und der Preis bei Notverkäufen ist dementsprechend niedrig. Dennoch ist dieser Schritt notwendig und richtig.
Die vorgesehenen Kapitalbeschaffungsmaßnahmen nehmen den Druck aus der anstehenden Refinanzierung der 2025 fälligen Anleihen. Auch wenn die hohe Kapitalerhöhung zu einem Verwässerungseffekt führt, wird die Bilanzstruktur hierdurch deutlich verbessert. Insgesamt ist das Gesamtpaket positiv zu werten.
Dies sehen auch die Analysten so. Stifel sieht einen positiven Effekt aus der vorgesehenen Refinanzierung. Vontobel empfiehlt die Aktie zum Kauf.
Ich halte die Maßnahmen auch für überfällig und richtig. In der jetzigen Situation würde ich die Aktie jedoch nicht kaufen, auch nicht zu dem aktuell niedrigen Kurs. Vorerst sollten Anleger abwarten, wie der Gesamtprozess der Kapitalbeschaffungsmaßnahmen sich gestaltet. Es dürfte zu einer hohen Volatilität des Kurses kommen.
Mein Fazit: Anleger sollten die Aktie vorerst meiden.
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