General Electric-Aktie: Droht eine Überhitzung?

Die Aktie des US-Industriekonzerns General Electric (WKN: A3CSML) kennt seit Oktober 2022 nur eine Richtung – steil nach oben. Seit dem damaligen Kurs hat sie sich verdoppelt und steht aktuell bei 107,76 US$. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist die fortschreitende Sanierung. Anleger fragen sich jedoch, ob dieser Aufwärtstrend sich fortsetzen wird.

Sanierung weit fortgeschritten

2018 wurde unter dem neuen Management von Larry Culp die Restrukturierung begonnen. In einem ersten Schritt wurden alle nicht zum zukünftigen Kerngeschäft gehörenden Tochtergesellschaften und Geschäftsbereiche veräußert. Der Erlös diente überwiegend der Schuldenreduzierung.

Im Zuge der Restrukturierung wurde der Konzern in drei Einheiten aufgeteilt: Diese Einheiten bestanden aus den Bereichen GE-Healthcare, GE-Aerospace und dem Energiebereich GE-Vernova. Die erste Einheit wurde im Januar 2023 abgespaltet und an die Börse gebracht. GE ist mit knapp 20% weiter beteiligt.

Der Restkonzern aus den verbleibenden Konzernteilen soll dann 2024 in zwei eigenständige Einheiten aufgeteilt werden. Die verbleibende Einheit GE-Aerospace ist der Nachfolger des einstigen GE-Konzerns.

Die Restrukturierung ist weitestgehend erfolgreich abgeschlossen, sie folgt dem Beispiel von Siemens.

Geschäftsentwicklung stark ausgefallen

Nach einem hervorragenden ersten Quartal hat sich die Dynamik auch im zweiten Quartal fortgesetzt. Der am 25. Juli veröffentlichte Bericht für das zweite Quartal zeigt, wohin die Reise geht. Der Konzernumsatz verbesserte sich um 18% auf 16,7 Milliarden US$. Beide Einheiten, Luftfahrt und Energie, wuchsen ähnlich stark.

Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich um 160 Basispunkte auf 8,8%. Der bereinigte Gewinn pro Aktie (EPS) mit 0,68 US$ verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der freie Cashflow belief sich auf 0,4 Milliarden US$.

Die Auftragseingänge verbesserten sich um 59% auf 22 Milliarden US$, damit wurde eine gute Basis für das weitere Wachstum geschaffen.

Lawrence Culp, Jr., Vorstandsvorsitzender und CEO von GE und CEO von GE Aerospace, kommentierte die Entwicklung so:

GEs Leistung im zweiten Quartal war stark, baute auf der Dynamik des ersten Quartals auf und markierte ein solides erstes Halbjahr.

Jahresprognose erhöht

Aufgrund der sehr guten Entwicklung im ersten Halbjahr wurde die Prognose nach oben angepasst. Demnach wird mit einem Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Bereich gerechnet. Das EPS soll zwischen 2,10 und 2,30 US$ liegen. Beim operativen freien Cashflow wird ein Wert von 4,1 bis 4,6 Milliarden US$ erwartet.

Somit rechnet der Konzern insgesamt mit einem hervorragenden Geschäftsjahr.

Geht der Aufwärtstrend weiter?

Glaub man den Marktexperten, besitzt die Aktie weiteres Potenzial. Deren mittlerer Zielkurs liegt bei 129 US$, dabei gehen die Einschätzungen von 110 bis 141 US$.

Ich bin da vorsichtiger: Bei einer solchen Kursrallye ist die Wahrscheinlichkeit einer stärkeren Kurskorrektur sehr hoch. Die Kursdynamik beruht weitestgehend auf der Abspaltung der Health-Sparte sowie der weiteren deutlichen Entschuldung.

Ein Vergleich mit der Siemens AG zeigt, dass die Bilanzkennzahlen dort wesentlich besser sind, auch die Ertragslage von Siemens ist besser. Das Verhältnis Marktbewertung zu Umsatz ist bei Siemens niedriger. All dies spricht für eine Kurskorrektur.

Ein Kursrückgang auf rund 95 US$ wäre positiv zu bewerten, dies wäre wieder eine gute Basis für einen Einstieg.

Mein Fazit: Die Aktie ist heiß gelaufen, Anleger sollten vorerst abwarten.