Lenzing-Aktie: Schrecken ohne Ende oder Rebound?
Die Aktie des Faserherstellers Lenzing (WKN: 852927) verbessert sich um +0,5% auf aktuell 38,30 €. Trotz dieses Tagesanstieges ist der Kursverlauf insgesamt verheerend. Seit Anfang 2022 bei 115 € beträgt der Kursrückgang insgesamt rund -64%. Auch das Zwischenhoch vom März mit 63 € war nur von kurzer Dauer. Bei solchen Konstellationen stellt sich die Frage, ob jetzt ein Einstieg sinnvoll ist.
ℹ️ Lenzing vorgestellt
Die Lenzing-Gruppe mit Hauptsitz in Lenzing, Österreich, ist ein weltweit agierendes Unternehmen, das aus dem Rohstoff Holz Fasern herstellt. Diese Fasern sind Ausgangsmaterial für eine Vielzahl von Textil- und Vliesstoff-Anwendungen, kommen aber auch in technischen Anwendungen sowie in Schutz- und Arbeitskleidung zum Einsatz. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 8.100 Mitarbeiter. Die Marktkapitalisierung liegt momentan bei knapp 1,5 Milliarden €.
Prognose gesenkt
Aufgrund der weiterhin schlechten Konjunkturlage und einer schwächeren Nachfrage der Produkte von dem österreichischen Unternehmen war die Senkung der Jahresprognose der logische Schritt. Diese wurde am 14. September bekannt gegeben.
Bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen Anfang August war das EBITDA-Ziel mit 320 bis 420 Millionen € noch bestätigt wqorden. Die jetzige Reduzierung auf 270 bis 330 Millionen € zeigt, dass die Entwicklung im dritten Quartal schlecht ausfallen dürfte. Auch im vierten Quartal ist wohl kaum mit einer Erholung zu rechnen.
CEO Stephan Sielaff kommentierte die Notwendigkeit so:
Die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung in den für uns relevanten Märkten bleibt bisher aus. Umso richtiger erweisen sich daher die frühen Maßnahmen, die wir gesetzt haben. Wir haben bereits im November 2022 ein ambitioniertes Kostensenkungsprogramm gestartet, das früher als geplant die erwarteten Ergebnisse geliefert hat.
Halbjahreszahlen uneinheitlich ausgefallen
In dem Halbjahresbericht bezog sich das Unternehmen speziell auf die unterschiedliche Entwicklung in den ersten beiden Quartalen. Umsatzmäßig waren beide etwa gleich ausgefallen, der Gesamtumsatz lag bei 1,25 Milliarden € – das ist ein Rückgang von 3,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Anders sieht es bei der Ertragslage aus. Das Halbjahres-EBITDA reduzierte sich um 27,7% auf 136,5 Millionen €. Ganz dramatisch hat sich das Periodenergebnis entwickelt. Wurde im Vorjahr noch ein Gewinn von 72,3 Millionen € erzielt, wurde jetzt ein Verlust von 65,8 Millionen € verzeichnet.
Dabei entwickelten sich die beiden Quartale völlig unterschiedlich. Im ersten Quartal wurde unterm Strich ein Nettoverlust von 64,9 Millionen € erzielt, im zweiten Quartal lag er nur noch bei 0,8 Millionen €. Hier teilte das Lenzinger Unternehmen mit, dass es sich im zweiten Quartal in einer Erholungsphase befinde.
Die angesprochene Erholung im weiteren Jahresverlauf ist hinfällig geworden. Jetzt wird es spannend ,wie die Werte für das dritte Quartal ausfallen.
Kapitalerhöhung abgeschlossen
Um die Basis für die Verbesserung der Bilanz zu schaffen sowie den zukünftigen Finanzierungsbedarf zu decken, wurde im ersten Halbjahr eine Kapitalerhöhung durchgeführt.
Insgesamt flossen dem Unternehmen 400 Millionen € zu. Dabei war die Annahme bei den Aktionären sehr groß, nur ein geringer Teil wurde institutionelle Investoren angedient. Für 11 gehaltene Aktien konnten 5 neue bezogen werden. Der Bezugspreis für Altaktionäre lag bei 33,10 €, der von den institutionellen Investoren lag bei 46,25 €.
Was bedeutet das für den weiteren Kursverlauf?
Ein Teil des Rückgangs Ende Juni beruht auf der Kursverwässerung. Der theoretische Anteil des Rückgangs beträgt knapp 36%.
Die negativen Aussichten sind in dem weiteren Kursverfall bereits vollständig eingepreist. Für die weitere Entwicklung werden die nächsten Quartalszahlen, hier insbesondere die Ertragssituation, entscheidend sind. Sollte eine Stabilisierung der EBITDA-Marge eintreten, könnte es zu einer Bodenbildung kommen.
Die Analysten sind mit Ausnahme von Stifel zuversichtlich. Stifel sieht Kurse von 39 € als fair an. Die anderen Analysehäuser halten die Aktie für deutlich unterbewertet. Die Baader Bank ist mit einem Kursziel von 51 € am zuversichtlichsten.
Mittelfristig bin ich bei den Optimisten und sehe weiteres Potenzial. In der jetzigen Situation sollten Anleger die Aktie jedoch vorerst meiden und die Zahlen des dritten Quartals abwarten. Was auch gegen ein Investment spricht, ist, dass die bisherige Dividendenpolitik für 2023 ausgesetzt wurde.
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