Paragon-Aktie: Nach Kursrückgang unterbewertet?
Die Aktie des Automobilzulieferers Paragon (WKN: 555869) ist am Dienstag mit +1,6% aus dem Markt gegangen und notiert aktuell knapp unter 4,50 €. Der Kursanstieg im ersten Halbjahr auf rund 6,30 € konnte nicht gehalten werden. Seit Anfang Juni befindet sich das Papier im Rückwärtsgang. Mittlerweile liegt es wieder auf dem Niveau zum Jahresanfang. Da die Unternehmenslage heute eine ganz andere ist, stellt sich die Frage, ob diese Bewertung gerechtfertigt ist.
ℹ️ Paragon vorgestellt
Die Paragon GmbH & Co. KGaA ist ein Zulieferer der Autoindustrie. Zu den Schwerpunkten gehören Produkt für die Lüftungssysteme sowie der Anzeigentechnologie im Cockpit. Neben dem Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Delbrück unterhält der Autozulieferer Produktionsstandorte in Deutschland sowie in China und Indien. Die Unternehmensbewertung liegt bei rund 20 Millionen €.
Entschuldung beendet
Die hohe Schuldenlast war lange Zeit das Hauptproblem des Unternehmens. Daran wäre es fast zerbrochen. In den letzten Geschäftsjahren lag daher der Fokus auf der Entschuldung.
Im Neun-Monats-Bericht vom 23. Oktober wird darauf verwiesen, dass die Nettoverschuldung unter 50 Millionen € liegt. Damit beträgt der Nettoverschuldungsgrad in Bezug zum operativen Ergebnis 1,7. Die finanzielle Stabilität ist also weitgehend wiederhergestellt und das Unternehmen ist in seiner Existenz nicht mehr gefährdet.
Dr. Martin Esser, CFO der Paragon KGaA, kommentiert die Entwicklung so:
Wir haben es in den letzten Quartalen geschafft, unseren Nettoverschuldungsgrad auf deutlich unter 2,0 zu senken. Dies macht uns für den Kapitalmarkt interessant. Damit haben wir unser selbst gestecktes Ziel - trotz eines schwierigen Marktumfeldes - erreicht.
Der Vorstandsvorsitzende Klaus Dieter Frers sprach davon, dass die Entschuldung damit beendet sei. Der Schwerpunkt liege jetzt wieder im Vertrieb.
Ertrag überproportional gesteigert
Was sich in den Vorquartalen angedeutet hat, setzte sich im dritten Quartal weiter fort: Die Rentabilität konnte weiter verbessert werden. In den ersten neuen Monaten beträgt das operative EBITDA 23,8 Millionen € – das entspricht einer Verdoppelung gegenüber dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Nach Abzug von Sondereffekten verbleibt ein Nettoergebnis von 4,4 Millionen €.
Beim Umsatz in den ersten neun Monaten mit 122 Millionen € betrug das Wachstum 2,9%. Die geringe Steigerung liegt auch an den Werksferien der Automobilkonzerne, zudem lief ein Produkt planmäßig aus.
Aufgrund der guten bisherigen Ergebnisentwicklung wurde die Jahresprognose nach oben angepasst. Das operative EBITDA soll jetzt bei 25 bis 27 Millionen € liegen – zuvor wurden 20 bis 25 Millionen € erwartet. Beim Umsatz wird mit 160 bis 170 Millionen kalkuliert, kommuniziert wird überwiegend ein Wert von 170 Millionen €. Mittelfristig plant das Unternehmen bis 2027 einen Umsatz von 300 Millionen €.
Positiv dürfte sich die Kooperation mit dem Batteriehersteller Clarios auswirken. Die eigenen Produktionsanlagen wurden an den Partner verkauft, Paragon liefert weiterhin die Elektrotechnik für das Batteriemanagement.
Ist das jetzige Kursniveau gerechtfertigt?
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich halte die Aktie für unterbewertet. Seit Jahresbeginn hat sich die finanzielle Situation gravierend verbessert. Auch die Ertragslage ist eine andere als zum Ablauf des letzten Geschäftsjahres. Unter diesen Gesichtspunkten halte ich Kurse um 7 € für gerechtfertigt. Das entspricht einer Unternehmensbewertung von knapp 32 Millionen €.
Die Baader Bank kommt in ihrer letzten Bewertung auf einen fairen Kurs von 17,20 €. Begründet wird diese mit der sehr weit fortgeschrittenen Entschuldung sowie der steigenden Produktivität. Dieser Wert erscheint mir momentan nicht realistisch. Bei der Aktie handelt es sich um einen Nebenwert, hier sind die Handelsumsätze eher gering. Zudem leidet sie noch unter ihrem negativen Image. Gute Gewinne sind das beste Mittel, um hier eine Verbesserung zu erreichen.
Das Schreckgespenst der Zerschlagung des Konzerns ist ebenfalls verflogen. Dem Gründer Klaus Dieter Frers ist es gelungen, die Aktienmehrheit zu erhalten. Mitte September wurde bekannt, dass er von der ElectricBrands deren Anteil von 29,94% erworben hat. Somit ist der Einstieg eines Großaktionärs eher unwahrscheinlich.
Mein Fazit: Das jetzige Kursniveau bietet wieder gute Einstiegschancen.
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