Siemens Energy-Aktie: Die Krise spitzt sich zu

Das Kursdebakel der Siemens Energy-Aktie (WKN: ENER6Y) geht in die nächste Runde. Am Donnerstagmorgen verlor der Titel des Energietechnikkonzerns zeitweise über -5%, fiel dadurch unter die Marke von 10 € und notiert gegenwärtig auf einem neuen Allzeittief. Hat Siemens Energy Anleger abermals mit schlechten Nachrichten schockiert?

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ℹ️ Siemens Energy vorgestellt

Die Siemens Energy AG ist ein Elektro- und Energietechnikhersteller mit Sitz in München. Der Konzern stellt Systeme im Bereich der Energieerzeugung, der Energieübertragung sowie Industrielösungen sowohl im Bereich der konventionellen als auch der erneuerbaren Energien her. Dazu zählen beispielsweise Windkraftturbinen, Dampf- und Gasturbinen, Generatoren, Transformatoren und sonstige Kraftwerkstechnik. Siemens Energy entstand 2020 durch eine Abspaltung aus dem Siemens Konzern. Die Aktie ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX. An der Börse ist Siemens Energy derzeit mit ca. 8,1 Milliarden € bewertet.

Garantiegeber gesucht

Die Krise bei Siemens Energy spitzt sich weiter zu. Medienberichten zufolge hat sich die Konzernführung an das Bundeswirtschaftsministerium gewandt mit der Bitte um Staatsgarantien in Milliardenhöhe. Was steckt dahinter?

Als Hersteller von Großanlagen, deren Bau sich nicht selten über Jahre hinzieht, benötigt Siemens Energy Garantien über die vertraglich fixierten Leistungen. Diese Garantien werden üblicherweise über Kreditlinien von Banken abgesichert. Zur Verdeutlichung der Dimension: Jährlich benötigt der Energietechnikkonzern Garantien in Höhe von rund sieben bis acht Milliarden €.

Doch Siemens Energys Banken scheinen sich angesichts der massiven Probleme im Windkraftbereich zunehmend zu sträuben, dem Konzern weitere Garantien einzuräumen. Zwar hat Siemens Energy mit einem Barmittelbestand von rund zehn Milliarden € kein akutes Cash-Problem. Doch die Kombination aus guter Auftragslage und gleichzeitigen Verlusten bei Projekten könnte über die nächsten Quartale dazu führen, dass das Cash-Polster von Siemens Energy bedenklich schwindet.

Medienberichten zufolge verhandelt der Konzern derzeit mit einem Konsortium aus Bank of America, Commerzbank und Deutsche Bank über ein neues Garantiepaket zur Absicherung der Neugeschäfte über die nächsten zwei Jahre. Wie die Verteilung der Garantien innerhalb des Bankenkonsortiums aussehen wird und ob sich auch die Bundesrepublik daran beteiligen wird, ist noch offen.

Der ehemalige Mutterkonzern, die Siemens AG, die noch rund 25% an Siemens Energy hält, hat offenbar keine Lust, sich an weiteren Garantien zu beteleigen. Schließlich will Siemens seine Beteiligung am Energiegeschäft mittelfristig weiter reduzieren.

Auf dem Allzeittief

Das Chartbild der Siemens Energy-Aktie ist verheerend. Nach dem massiven Kurssturz im Juni hat das Papier in den darauffolgenden Monaten abermals rund ein Drittel an Wert verloren. Das Allzeittief vom Oktober vergangenen Jahres ist mit dem heutigen Tage Geschichte.

Eine Bodenbildung der Siemens Energy-Aktie scheint sich angesichts der dramatischen Nachrichtenlage nicht abzuzeichnen.

Probleme, wo man hinschaut

Trotz des Allzeittiefs rate ich Anlegern davon ab, bei der Siemens Energy-Aktie zuzugreifen. Wie es scheint, sind die Probleme im Windkraftbereich viel größer als gedacht.

Neben den großen Qualitätsproblemen, die zu Milliardenbelastungen führen werden, kämpft Siemens Energy mit den gleichen Problemen wie alle anderen Windkraftanlagenbauer. Die Energie- und Rohstoffkosten sind in den letzten Jahren massiv gestiegen, lassen sich aber nur begrenzt an Kunden abwälzen. Der Konzern wickelt deshalb viele Projekte mit Verlust ab, da bei der Bestellung der Anlagen Festpreise mit den Abnehmern fixiert wurden.

Zudem herrscht in der Windkraftbranche seit geraumer Zeit ein ruinöser Wettbewerb. Turbinenhersteller wie GE, Nordex und Vestas bringen in immer schnellerer Abfolge größere Windräder auf den Markt. Noch dazu wächst die Konkurrenz durch chinesische Anbieter, die mit Niedrigpreisen auf den Weltmarkt drängen. Besserung ist nicht in Sicht.

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