WeWork-Aktie: Das Ende naht
Der Kurs der WeWork-Aktie (WKN: A3EVA5) sackte am Dienstag um knapp -12% ab. Damit setzte sich die katastrophale Kursentwicklung des Büroraumanbieters fort. In den letzten drei Monaten verlor die WeWork-Aktie fast 75% an Wert. Haben Anleger den einst gehypten Titel inzwischen abgeschrieben?
ℹ️ WeWork vorgestellt
WeWork ist ein US-Immobilienunternehmen, das Büroflächen und Coworking-Spaces für Unternehmen und Selbständige anbietet. Das Unternehmen vermietet eine große Bandbreite unterschiedlicher Flächen, von Einzelarbeitsplätzen über private Büros bis zu kompletten Büroetagen. Zudem werden Mietern in WeWork-Büros weitere Leistungen wie Besprechungsräume und Küchen geboten. Derzeit betreibt das Unternehmen knapp 700 Standorte weltweit, darunter in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München. WeWork ist aktuell an der Börse rund 120 Millionen US$ wert.
Kommt der Insolvenzantrag?
Bereits seit Jahren bestehen massive Zweifel an der Existenzfähigkeit des Geschäftsmodells von WeWork, doch nun scheint sich die Lage dramatisch zuzuspitzen. Laut einem Medienbericht der US-Wirtschaftszeitung Wall Street Journal bereitet sich WeWork auf einen Insolvenzantrag mit Gläubigerschutz in den kommenden Tagen vor.
Eine völlige Überraschung ist das nicht, denn am 2. Oktober konnte das Unternehmen seine Zinsen nicht fristgerecht bezahlen und erhielt eine 30-tägige Nachfrist. Am Dienstag teilte WeWork mit, dass mit den Gläubigern ein zusätzlicher einwöchiger Zahlungsaufschub vereinbart worden sei. Der Büroraum-Anbieter hat somit noch bis zum 9. November Zeit, seine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. WeWork teilte diesbezüglich mit, dass das Unternehmen keine Spekulationen kommentiere.
Gut steht es nicht um die Finanzen von WeWork. Nach einem Verlust in Höhe von 1,6 Milliarden US$ im vergangenen Jahr gehen Analysten von einem weiteren Minus von 900 Millionen US$ im laufenden Geschäftsjahr aus. Zudem sitzt das Unternehmen auf einem Schuldenberg von sage und schreibe 17 Milliarden US$.
Das Geschäftsmodell von WeWork war bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie sehr wackelig. Das Unternehmen mietete langfristig Büroimmobilien, baute sie für viel Geld zu schicken Coworking-Spaces um und vermietete sie kurzfristig an Unternehmen und Selbständige.
Mit der Pandemie wurde dieses Geschäft zu einer tödlichen Falle. Mieter kündigten massenhaft kurzfristig ihre Verträge, um von nun an im Home-Office zu arbeiten. WeWork blieb auf seinen langfristigen Mietverträgen und einem Schuldenberg sitzen.
Ein Chart des Grauens
Die Kursentwicklung der WeWork-Aktie ergibt ein Chartbild des Grauens. In den letzten neun Monaten hat das Papier fast 98% an Wert verloren. Eine Bodenbildung gelang immer nur kurzfristig, ohne jedoch einen anschließenden nachhaltigen Aufwärtstrend auszulösen.
Das Geschäftsmodell ist tot
Ich rate vor diesem Hintergrund Anlegern von einem Investment in die WeWork-Aktie ab. Möglicherweise einigt sich das Unternehmen in letzter Minute mit seinen Geldgebern über eine Restrukturierung der Finanzverbindlichkeiten, was einen Kurssprung nach oben auslösen dürfte.
Mittelfristig ist das Geschäftsmodell von WeWork für mich jedoch schlicht und ergreifend tot. Jeder Investor, der sich ein wenig mit Immobilien beschäftigt, kennt den Begriff der „Fristenkongruenz“. Sie besagt, dass Vermögensgegenstände gemäß ihrer Verweildauer im Unternehmen finanziert werden.
WeWork hat den kapitalen Fehler gemacht, Immobilien langfristig anzumieten und zu finanzieren, aber nur kurzfristig zu vermieten. Eine Unternehmensstrategie, die im Immobiliensektor (aus gutem Grund) so gut wie nicht existiert. Eine zu geringe Auslastung der Büros ist folglich ein Todesurteil für das Unternehmen.
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