Evotec-Aktie: Wichtigen Meilenstein erreicht

13.11.23

Die Evotec-Aktie (WKN: 566480) hat vergangene Woche zwei Schritte vorwärts gemacht und einen Schritt zurück. Die zuvor präsentierten Quartalszahlen waren sehr solide. Wie so häufig kann der MDAX-Titel sein Kursgewinne jedoch nicht vollständig halten. Ist die Aktie einfach noch zu teuer?

ℹ️ Evotec vorgestellt

Evotec mit Sitz in Hamburg ist ein international tätiges Unternehmen im Bereich der pharmazeutischen Wirkstoffforschung. In Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften mit Biotech-Unternehmen und Pharmakonzernen weltweit erforscht und entwickelt Evotec Wirkstoffkandidaten für Therapieansätze in verschiedensten medizinischen Richtungen. Das Unternehmen wird an der Börse mit rund 3,1 Milliarden € bewertet.

Kurssprünge nach starken Zahlen

Die Evotec-Aktie hat eine turbulente Woche hinter sich mit starken Ausschlägen nach der Vorlage des Q3-Finanzberichts am vergangenen Mittwoch. Nach zwei Tagen mit großen Kurssprüngen (+6,5% und +4,2%) setzen am Freitag kräftige Gewinnmitnahmen ein (-4,4%).

Die vorgelegten Zahlen haben an der Börse den Eindruck hinterlassen, dass die Nachwehen des Hackerangriffs im Frühjahr merklich nachgelassen haben, auch wenn der Konzern sagte, dass Produktivität und Kapazitätsauslastung weiterhin beeinträchtigt seien. Dank einer starken Nachfrage und Fortschritten bei wichtigen Kooperationen ist es jedoch gelungen, Umsatz und Betriebsergebnis nach neuen Monaten im Vorjahresvergleich deutlich zu verbessern. Das Management will daher weiterhin die im Juli gekappten Jahresziele erreichen und sieht auch seinen Aktionsplan 2025 auf einem guten Weg.

Konkret kletterten die Gesamteinnahmen aus den ersten drei Quartalen um 14% auf über 580 Millionen €. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), das zum ersten Halbjahr noch rückläufig gewesen war, erhöhte sich um 13% auf mehr als 50 Millionen €. Unter dem Strich reduzierte der Konzern den Fehlbetrag um gut die Hälfte auf knapp 68 Millionen €.

Viele Kennzahlen noch subpar

Evotec hat im zurückliegenden Quartal einen wichtigen Meilenstein erreicht: Zum ersten Mal wurden in einem Vierteljahr mehr als 200 Millionen € umgesetzt. Ins Auge fallen auch die großen Fortschritte bei der Eigenkapitalquote, die sich gegenüber Ende 2022 von 31 auf über 50% erhöht hat – und das bei üppigen Barmitteln.

Anleger müssen sich dennoch darüber im Klaren sein, dass das Geschäftsmodell von Evotec alles andere als risikofrei ist, da es sich bei der Entdeckung von neuen Wirkstoffen um einen enorm kapitalintensiven Prozess handelt. Durchschnittlich liegen die Kosten für die Entwicklung einer New Molecular Entity bei rund 2 Milliarden €. Fehlschläge können entsprechend stark ins Kontor schlagen.

Dass auch bei den Hamburgern nicht immer alles nach Plan läuft, spiegeln zahlreiche wichtige Finanzkennzahlen wider. So liegt man derzeit mit einer Bruttomarge von 27,5% unter dem Branchenschnitt. Weitere KPIs (negative RoE, ROA und ROIC) deuten ebenfalls auf ein Unternehmen, dass vor Herausforderungen steht.

Wer das Risiko nicht scheut, schlägt zu

Im Bereich der Arzneimittelforschung ist und bleibt Evotec aus meiner Sicht jedoch eine Top-Adresse. Dass die Produkte und Therapien der Hamburger gefragt sind, zeigt nicht nur die immense Anzahl an Partnerschaften. Firmenangaben nach arbeitet man mit „allen Top-20-Pharmakonzernen“ zusammen und pflegen Beziehungen zu 800 weiteren Biotech-Unternehmen und medizinischen Instituten. Seit 2021 hat sich der Auftragsbestand verdreifacht und steigt weiter.

Dafür, dass das Unternehmen voraussichtlich erst im kommenden Jahr in die Gewinnzone kommt und noch kein echtes Kreditrating besitzt, ist es allerdings sportlich bewertet. Dieser Umstand macht das Biotech-Papier anfällig für regelmäßige Rücksetzer, wie wir es letzten Freitag erlebt haben.

Unter dem Strich bleibt die Evotec-Aktie aus meiner Sicht ein spekulativer Kauf.

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