Bayer-Aktie: Jetzt den Einstieg wagen?

Zeichnet sich bei der kolossal abgestürzten Bayer-Aktie (WKN: BAY001) endlich eine Bodenbildung ab? Zumindest sieht es danach aus, denn am Mittwoch ist das Papier erstmals seit längerem mit einem kleinen Plus aus dem Handel gegangen und scheint sich zwischen 30 und 31 € zu stabilisieren. Die große Frage lautet: Können Anleger jetzt den Einstieg wagen?

ℹ️ Bayer vorgestellt

Die Bayer AG ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in die drei Geschäftsbereiche Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung) untergliedert. Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und notiert sowohl im deutschen Leitindex DAX als auch im Index der größten europäischen Unternehmen EURO STOXX 50. Der Konzern kommt derzeit auf einen Börsenwert von rund 30 Milliarden €.

Keine schöne Story

Die Bayer-Aktie dürfte in diesem Jahr Geschichte schreiben. Leider keine schöne, denn ein Kursverlust von -38% seit Jahresbeginn bei so einem großen DAX-Konzern kommt selten vor. Sehr viele Kleinanleger haben diesen Titel im Depot und müssen hinnehmen, dass dieser auf das Niveau des Jahres 2006 zurückgefallen ist.

Das leidige Glyphosat-Thema erregt schon seit dem Erwerb des US-Konzerns Monsanto durch Bayer 2018 das Missfallen der Investoren. Immer wieder Klagen, immer wieder Prozesse, immer wieder Negativschlagzeilen. Die juristische Aufarbeitung, die Bayer eigentlich mit Vergleichen und entsprechenden Zahlungen an Kläger beschleunigen wollte, läuft unerbittlich weiter.

Den Todesstoß hat der Aktie dann die Mitteilung versetzt, dass der Hoffnungsträger Asundexian, ein neuartiges Blutgerinnungsmedikament, wohl in Zukunft nicht die dringend benötigten Milliardensummen einspielen wird. Seitdem hagelt es Abstufungen von Analysten, die sich mit immer niedrigeren Kurszielen gegenseitig zu überbieten scheinen.

Wenn man dann als Konzern noch kurz vor der Mitteilung des Asundexian-Fails neue Anleihen im Wert von 5,75 Milliarden US$ platziert und damit sämtliche Investoren vergrätzt, dann ist das Desaster perfekt.

Bayer-Boss lässt aufhorchen

Aber Moment, Todesstoß? Könnte es sein, dass Totgesagte länger leben? Zumindest hat der neue Bayer-Boss Bill Anderson vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem Wall Street Journal mit der erstaunlichen Aussage aufhorchen lassen, die Aktie seines Konzerns sei ein „Jahrhundert-Schnäppchen“. Er würde das Unternehmen auf keinen Fall für 50 Milliarden € verkaufen – bewertet ist es gerade an der Börse mit 30 Milliarden €.

Die Börse neigt bekanntlich zu Übertreibungen, die mitunter maßlos ausfallen. Ist das auch im Fall Bayer so? Haben hier Angst und Panik der Anleger zu einem -25%-Abverkauf der ohnehin schon strapazierten Aktie binnen weniger Tage geführt, der sich durch Fakten nicht hinreichend begründen lässt?

Ein Blick auf die Zahlen

Schauen wir auf die zuletzt vorgelegten Geschäftsergebnisse der Leverkusener. Sie waren im dritten Quartal nicht berauschend, aber das war genau so angekündigt und erwartet worden, also bereits vor dem jüngsten Absturz eingepreist, immerhin hatte das Papier schon davor kräftig verloren.

Die Zahlen in Kurzform: Konzernumsatz 10,342 Milliarden € (8% weniger), bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Sondereinflüssen 1,685 Milliarden € (-31,3%), Ergebnisrückgang in allen Geschäftsbereichen, insbesondere bei Crop Science. Letztlich verbuchte der Konzern aufgrund erneuter Wertminderungen im Agrargeschäft Bayer unterm Strich einen Verlust von rund 4,6 Milliarden €.

Kommentar von CEO Bill Anderson zu den Quartalszahlen:

Wir sind mit der diesjährigen Leistung nicht zufrieden. Fast 50 Milliarden Euro Umsatz, aber null Cashflow sind einfach nicht akzeptabel.

Aber, auch das gehört zur Wahrheit und scheint im allgemeinen negativen Newsflow der vergangenen Tage untergegangen zu sein: Bayer hat den Ausblick für 2023 bestätigt und damit positiv überrascht. Die Guidance für 2024 fiel verhalten aus, kein Wunder angesichts der schwierigen konjunkturellen Lage.

Mutige Anleger können es riskieren

Charttechnisch bietet die Bayer-Aktie natürlich ein Bild des Grauens. Nach der rasanten Talfahrt könnte sich jedoch um die Zone von 30 bis 31 € ein Boden abzeichnen, der in den kommenden Tagen halten müsste, damit es nicht noch weiter abwärts geht.

Um die eingangs erwähnte Frage zu beantworten: Meiner Meinung nach können es mutige Anleger auf diesem Niveau riskieren einzusteigen. Ich selbst habe jedenfalls genau das getan, denn aus meiner Sicht ist der jüngste Abverkauf zu übertrieben und ein Börsenwert von nur noch 30 Milliarden € zu gering. Das zeigt jedenfalls das niedrige KGV von 5.

Es wird nun entscheidend darauf ankommen, was sich letztlich aus den Plänen und laufenden Analysen zur geplanten Aufteilung des Konzerns ergeben wird. CEO Anderson hat sich hier bislang nicht sonderlich tief in die Karten blicken lassen. Ich gehe aber davon aus, dass es dem US-Amerikaner gelingen wird, das Schiff wieder flott zu machen.

Natürlich sollte jedem Anleger bewusst sein, dass die großen Probleme nicht von heute auf morgen verschwinden werden.

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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Bayer. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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