Rock Tech Lithium: CEO spricht bei sharedeals exklusiv Klartext

07.12.23

Nachdem Rock Tech Lithium (WKN: A1XF0V) zum Wochenstart wichtige Neuigkeiten zur Rohstoffsicherung für seinen Gubener Konverter gemeldet hat, spricht CEO Harbecke bei sharedeals.de nun exklusiv Klartext. In diesem ersten Teil des Gesprächs geht es um die Finanzierung des Guben-Konverters. Muss die Firma nach dem denkwürdigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts vor drei Wochen um ihre Fördermittel bangen?

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ℹ️ Rock Tech Lithium vorgestellt

Rock Tech ist ein deutsch-kanadisches Clean-Tech-Unternehmen mit großen Ambitionen: In zwei Jahren will der Minenbetreiber im brandenburgischen Guben die erste Fabrik für batteriefähiges Lithiumhydroxid in Europa in Betrieb nehmen und bis Ende des Jahrzehnts für die hiesige Elektroauto-Industrie zum führenden Anbieter des Rohstoffs werden. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit weniger als 100 Millionen €.

„Das ist in unserem Börsenkurs bisher noch in keinster Weise reflektiert“

Simon Ruic: Es gab am Montag an der Börse eine Eruption der Rock-Tech-Aktie. Sie haben zuvor den Abschluss eines Vertrags verkündet. Herr Harbecke, erklären Sie bitte den Lesern, was das für ein Deal ist.

Dirk Harbecke: Was wir am Montag abgeschlossen haben, ist ein Kaufvertrag über das Rohmaterial, was wir für unseren Lithiumhydroxid-Konverter in Guben benötigen. Wir haben zwar in der Tat vor, dass wir das Material aus unserer eigenen Mine verwenden für den Konverter, den wir in Kanada aufbauen – also regionale Wertschöpfungsketten. Aber das bedeutet, dass wir noch Material benötigen für unseren deutschen Standort. Und das war die letzten Monate sehr, sehr kompliziert. Das lag unterm Strich daran, dass die Lithiumpreise extrem hoch waren. Und so war es für uns durchaus eine Herausforderung, die Materialien langfristig zu sichern.

Simon Ruic: Die Lithiumpreise sind dann aber deutlich runtergekommen. Die meisten Menschen würden doch jetzt fragen: „Mensch, ist das nicht schlecht für euch?“

Nein, für uns ist das im Moment eine sehr positive Situation. Zum einen haben wir die Preise im letzten Jahr als deutlich übertrieben angesehen. Zum zweiten sind durch die hohen Preise des letzten Jahres viele neue Minenprojekte in Produktion gegangen. Dadurch haben wir jetzt den ersten Teil des Rohmaterials, das wir für unseren Guben-Konverter in Deutschland benötigen, gesichert.

Simon Ruic: Was bedeutet das für die Entwicklung Ihrer Firma?

Dirk Harbecke: Das ist von sehr starker Bedeutung, weil letztendlich die gesamte Finanzierung, die wir seit 24 Monaten vorbereiten, davon abhängt. Das ist einmal die Seite der Equity-Partner, große europäische Konzerne, die das Ganze mit uns finanzieren. Das ist auf der anderen Seite die Kreditfinanzierung durch Banken wie die KfW und die Europäische Investmentbank. Und da ist als letzte Stufe die Subvention. Und alle diese Geldgeber wollen natürlich sehen, dass wir ausreichend Rohmaterial haben, das dann für einige Jahre in der Anlage verarbeitet werden kann.

Das war das letzte offene Puzzlestück und damit ein extrem wichtiger Punkt für uns. Die Börse hat das zum Teil verstanden, aber noch nicht komplett. Wir reden schließlich über eine Gesamt-Finanzierung von 800 Millionen €. Und das ist in unserem Börsenkurs bisher noch in keinster Weise reflektiert.

„Machen uns nur sehr bedingt Sorgen“

Simon Ruic: Ich würde gerne noch auf ein anderes Puzzlestück eingehen: die Subvention in Höhe von 200 Millionen €, für die Sie sich beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beworben haben. Mit Fördergeldern in ihrer Branche ist das nun so eine Sache: Es gab vor drei Wochen ja ein denkwürdiges Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Das hat entschieden, dass 60 Milliarden € an Corona Mitteln, die nicht benötigt wurden, nicht für den Klima und Transformationsfonds zweckentfremdet werden dürfen.

Das hat ein riesiges Loch in den Haushalt gerissen, speziell für die Förderung von erneuerbaren Energien und Elektromobilität. Herr Harbecke, ist Ihnen bei diesem Urteil kurz das Herz in die Hose gerutscht? Was sagen Sie Anlegern, die sich nun um die Finanzierung Ihres Projekts Sorgen machen?

Dirk Harbecke: Also wir machen uns offen gesagt nur sehr bedingt Sorgen. Das liegt daran, weil wir in der richtigen und wichtigen Industrie sind und die Batteriewertschöpfungskette gefördert werden muss. Das TCTF-Programm, das Sie erwähnt haben, was von der Europäischen Union aufgenommen und in nationales Recht umgewandelt wurde, ist nach unseren Kenntnissen schon in den Budgets für 2023 enthalten. Und dieses 2023er Budget ist ja mit einem sogenannten Nachtrags-Haushalt in Deutschland bewilligt worden.

Und natürlich: Die deutsche Ministerien rotieren ganz schön im Moment, nachdem das Gerichtsurteil so nicht unbedingt erwartet worden war. Für zukünftige Haushalte werden jetzt halt Lösungen gesucht – aber die werden auch gefunden.

„Sonst ist der Standort für uns nicht attraktiv genug“

Simon Ruic: Wie gewiss können Sie denn sein, dass sie die Zusage für die 200 Millionen € erhalten werden?

Dirk Harbecke: Unterm Strich geht es hier um internationale Vergleichszahlen. Wir werden in Kanada für unseren dortigen Konverter rund 35% der gesamten CapEx, also der gesamten Kosten, als Fördersumme bekommen.

In Deutschland hatten wir nach den normalen Förderformulierungen zunächst einen Förderanspruch von ungefähr 40 Millionen €, was wir natürlich auch beantragt haben. Im März, April diesen Jahres hat die EU dann mit dem TCTF ein neues Förderprogramm aufgesetzt, das Deutschland in die nationale Gesetzgebung übernommen hat.

Deshalb haben wir uns in diesem Programm bewusst um zusätzliche 200 Millionen € beworben. Ich sage es auch ganz ehrlich: Wir brauchen auch dieses Geld, um die gesamte Konverter-Finanzierung stehen zu haben, weil ansonsten der Standort für uns nicht attraktiv genug ist.

Wenn Sie das mit den 40 Millionen €, an denen wir schon dran sind, zusammennehmen, dann sind wir sehr zuversichtlich, dass wir da im ersten Quartal des folgenden Jahres eine Zusage erhalten. Die Gesamtsumme ist schließlich immer noch deutlich unterhalb des internationalen Standards.

„Standortentscheidung für Europa war eine mutige“

Simon Ruic: Sie haben mir im Interview nach dem Mercedes-Deal vor einem Jahr gesagt, dass ihr gesamtes Finanzierungs-Konstrukt spätestens im März 2023 stehen wird. Wo sind da die Verzögerungen entstanden, mit denen Sie offenbar nicht gerechnet haben?

Dirk Harbecke: Letztendlich gab es zwei Gründe dafür. Der erste Grund ist in der europäischen Industrie zu suchen. Wenn Sie eine neue Wertschöpfungskette aufbauen, brauchen Sie Investments der Großkonzerne, weil in der Regel dann nicht die Finanzinvestoren zuerst investieren. Wir mussten aber feststellen, dass die E-Mobilitäts-Industrie in Europa deutlich zögerlicher agiert als die Industrie in China, in Südkorea oder Nordamerika. Das hat uns Zeit gekostet.

Unter diesem Gesichtspunkt muss man sagen, dass unsere Entscheidung, den ersten Konverter in Europa zu bauen, eine mutige war. Es wäre leichter gewesen, wenn wir gesagt hätten: Wir bauen das Ganze in Nordamerika. Wir sind aber committed für den Standort Europa.

Simon Ruic: Und der zweite Grund?

Dirk Harbecke: Der Zweite Grund sind in der Tat die Subventionen. Dass die Förderprogramme kommen, war seit Februar letzten Jahres absehbar. Europa hatte angekündigt, dass man auf amerikanische Programme reagieren will. Bis das schließlich umgesetzt wurde im Finden aller Koalitionen: Das hat ebenfalls viel länger gedauert, als wir das erwartet haben. Im Vergleich zu den USA gingen uns da sicher 12 bis 16 Monate verloren.

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