Anglo American-Aktie: Das steckt hinter dem Absturz

Die Anglo American-Aktie (WKN: A0MUKL) beendete die Handelswoche mit einem Schock für Anleger. Die Aktie stürzte am Freitag um fast -20% in die Tiefe und erlitt damit den stärksten Tagesverlust seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Was steckt hinter dem dramatischen Kurseinbruch, der die Anglo American-Aktie auf ein neues 3-Jahrestief drückte?

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ℹ️ Anglo American vorgestellt

Anglo American ist ein multinationales Bergbauunternehmen mit Hauptsitz in London. Mit einem Anteil von rund 40% an der Weltproduktion ist der Konzern der größte Platinproduzent der Welt. Außerdem ist Anglo American ein beutender Förderer von Diamanten, Eisenerz, Kohle, Kupfer, Nickel und Polyhalit mit Abbaustätten auf allen fünf Kontinenten. Neben der Rohstoffgewinnung ist Anglo American auch in der Rohstoffveredlung tätig und betreibt Stahlwerke. Die Anglo American-Aktie besitzt eine Hauptlistung an der Londoner Börse und ist Bestandteil des britischen Leitindex FTSE 100. An der Börse ist Anglo American derzeit rund 30 Milliarden US$ wert.

Produktionskürzungen und Sparmaßnahmen

Anglo American kündigte zum Wochenschluss eine Mischung an Maßnahmen an, die Investoren überhaupt nicht gefielen. Angesichts fallender Preise bei wichtigen Rohstoffen und stark gestiegener Kosten muss der weltweit tätige Bergbaukonzern massiv auf die Kostenbremse treten und gleichzeitig die Fördermengen reduzieren.

Der britische Konzern ist besonders vom Nachfragerückgang bei Rohstoffen wie Platin und Palladium betroffen, die vor allem in Autokatalysatoren verwendet werden. Aber auch die Nachfrage nach Diamanten ist angesichts des weltweiten Wirtschaftsabschwungs zurückgegangen. Nicht zuletzt macht Anglo American die miserable Logistikinfrastruktur in Südafrika zu schaffen, weshalb der Konzern fast acht Millionen Tonnen Material in seiner Eisenerzfabrik Kumba auf Halde legen musste.

Die geplante Produktionskürzungen bei unrentablen Rohstoffen sollen dazu beitragen, die Investitionsausgaben zwischen 2023 und 2026 um 1,8 Milliarden US$ zu senken und die Kosten im nächsten Jahr zu reduzieren. Zu den Plänen gehören Produktionskürzungen in den Kumba-Eisenerzbetrieben in Südafrika und die Reduzierung auf eine Anlage im Kupferbetrieb Los Bronces in Chile.

Die Produktionskürzungen sind die jüngsten in einer Reihe von Maßnahmen, zu denen sich der Konzern in diesem Jahr verpflichtet hat, um die Kosten im nächsten Jahr um eine Milliarde US$ zu senken, während zuvor eine Senkung um 500 Millionen US$ geplant war. Während die Produktion der gesamten Rohstoffpalette des Unternehmens 2023 um 3% steigen soll, werden die geplanten Maßnahmen im kommenden Jahr die Produktion um 4% senken.

Auf einem 3-Jahrestief

Die Anglo American-Aktie befindet sich seit fast einem Jahr im freien Fall. Seit Januar 2023 hat sich der Kurs des Bergbautitels halbiert. Die Aktie notiert nach ihrem Kurssturz wieder auf dem Niveau von Anfang 2020. Alle Kursgewinne der Jahres 2021 und 2022 haben sich im aktuellen Börsenjahr in Luft aufgelöst.

Charttechnisch und fundamental angeschlagen

Die Anglo American-Aktie ist derzeit sowohl fundamental als auch charttechnisch massiv angeschlagen. Dementsprechend rate ich Anlegern trotz des stark gesunkenen Kursniveaus, nicht in die Aktie zu investieren. Wie lange der Nachfragerückgang bei wichtigen Metallen noch andauern wird, lässt sich kaum abschätzen.

In der Vergangenheit erfreute sich die Anglo American-Aktie vor allem bei Dividendenjägern großer Beliebtheit. Kein Wunder bei einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 5% in den letzten fünf Jahren.

Wer diese Rendite jedoch zur Kursentwicklung der Aktie in den letzten Jahren addiert, wird immer noch auf eine negative Gesamtrendite kommen. Anleger, die ihr Geld gerne im Rohstoffsektor investieren, sollten sich besser nach Alternativen zu Anglo American umsehen.

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