Rivian-Aktie +14%: 1. Deal nach Amazon – geht die Kursparty weiter?

15.12.23

Die Rivian-Aktie (WKN: A3C47B) schießt am Donnerstag um fast +14% hoch, nachdem schon am Vortag ein Kurssprung von +8% zu Buche gestanden hatte. Der E-Pickup-Truck-Spezialist hat seinen ersten Deal realisiert nach dem Ende der Exklusivitäts-Vereinbarung mit Amazon. Seit Wochen ist der US-Titel dank mehrerer Faktoren im Aufwind. Hat die Rallye gerade erst begonnen?

rivian.com

ℹ️ Rivian vorgestellt

Rivian Automotive ist ein US-Hersteller von Elektrofahrzeugen. Neben einem Pick-up und einem SUV baut Rivian elektrische Lieferfahrzeuge für Amazon. Mit rund 17% der Anteile ist Amazon auch Großaktionär von Rivian. Das 2009 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Plymouth im US-Bundesstaat Michigan. Der Börsenwert von Rivian liegt aktuell bei 25 Milliarden US$.

+14%: Rivian-Aktie weiterhin nicht zu stoppen

Die Rivian-Aktie ist seit vier Wochen im Aufwind und legte am Donnerstag erneut einen zweistelligen Kurssprung hin.

So stiegen die Anteile des Herstellers von rein elektrischen Pickup-Trucks in der vergangenen Handelssession um knapp +14% auf 22,43 US$. Tags zuvor sprang der Kurs bereits um mehr als +8% nach oben. Die Zugewinne innerhalb eines Monats summieren sich auf knapp +50%.

Verantwortlich für den Aufschwung ist eine Serie von positiven Neuigkeiten, die gestern um eine neue Episode erweitert wurde.

Pilot-Deal mit AT&T

So gab der amerikanische Telekom-Riese AT&T bekannt, in einem Pilot-Programm Rivian-Fahrzeuge in seine Flotte aufzunehmen, um seine Transport-Emissionen zu reduzieren.

Demnach wird Rivian dem Großkonzern ab dem kommenden Jahr Commercial Vans und R1-Trucks zur Verfügung stellen. Die E-Fahrzeuge sollen AT&T dabei helfen, die Sicherheit zu verbessern, Kosten zu sparen und das selbstgesteckte Klimaneutralitätsziel bis 2035 zu erreichen.

AT&T war bereits zuvor exklusiver Konnektivitäts-Anbieter des Start-ups und schwärmte von den Vorteilen der kalifornischen E-Auto-Marke in puncto Sicherheit, Nachhaltigkeit und Effizienz.

Das Volumen und die finanziellen Bedingungen des Deals wurden noch nicht bekannt gegeben.

„Große Nachfrage“ über Amazon hinaus

Es ist der erste Deal dieser Art für Rivian, nachdem das Unternehmen vor einem Monat seine Exklusivitäts-Vereinbarung mit dem größten Anteilseigner Amazon beendet hat. Der E-Commerce-Riese hatte im Oktober gesagt, dass er zurzeit rund 10.000 Rivian-Fahrzeuge in den USA und Europa hat.

Das E-Auto-Start-up hat eigenen Angaben nach nun ein „großes Interesse und eine große Nachfrage“ nach seinen Transportern über Amazon hinaus festgestellt. Unternehmenssprecher lehnten es am Donnerstag jedoch ab, weitere potenzielle Kunden zu nennen.

Gleichzeitig bekräftigte der E-Mobilitäts-Player seine Verpflichtung, bis 2030 einen Auftrag über 100.000 Lieferwagen für Amazon auszuführen.

Charttechnische Bodenbildung

Die Rivian-Aktie ist von ihren einstigen Höchstständen knapp unter 180 US$, die direkt nach dem Börsengang erklommen wurden, tief gefallen.

Seit Mitte des Jahres ist jedoch eine Bodenbildung des Kurses zu erkennen, nachdem das Unternehmen im Juli überraschend starke Auslieferungszahlen gemeldet hatte. Seit Mitte November hat der US-Titel erneut eine starke Aufwärtsdynamik entwickelt, die nicht nur mit den Aussichten auf sinkende Zinsen zu begründen sind.

Prognose für Produktion und Bruttomarge erhöht

So hat das in Irvine, Kalifornien, ansässige Unternehmen im vergangenen Monat seine Gesamtproduktionsprognose für 2023 auf 54.000 Fahrzeuge erhöht.

Darüber hinaus hat die Firmenchefin Claire McDonough verkündet, dass Rivian für 2024 auf dem besten Weg sei zu einer positiven Bruttomarge. Das wäre eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem laufenden Jahr, in dem der E-Truck-Bauer selbst auf der Basis des Bruttogewinns, also vor Berücksichtigung der Betriebskosten, erhebliche Verluste erwirtschaftet.

Ein ausgeglichenes Bruttoergebnis wäre also ein großer Schritt nach vorne und würde die Kalifornier der Gewinnschwelle deutlich näherbringen.

Cybertruck-Reveal nicht überzeugend

Ein weiterer Grund für die steigenden Rivian-Aktien ist sicher in dem verkorksten Marktstart von Teslas Cybertruck zu suchen.

Insgesamt war die offizielle Vorstellung des futuristischen Pick-up-Modells nicht besonders überzeugend. Die Preise waren überraschend hoch und die Reichweiten unterdurchschnittlich.

Dementsprechend dürfte sich das gewöhnungsbedürftige Fahrzeug eher nur bei eingefleischten Tesla-Fans gut verkaufen und für die Rivian-Absätze keine große Bedrohung darstellen.

Aktie im Peer-Vergleich günstig

Eine Reihe von Faktoren haben damit zum jüngsten Aufschwung der Rivian-Aktie beigetragen.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass das Unternehmen immer noch unrentabel ist und auch im nächsten Jahr erhebliche Nettoverluste erwirtschaften wird. Das mach den Titel in einer wettbewerbsintensiven Branche zu einem riskanten Investment.

Gemessen am Kurs-Umsatz-Verhältnis (3) ist Rivian aktuell jedoch deutlich günstiger bewertet als die Konkurrenz um Tesla (6,5) und Lucid Group (7,5).

Tesla hat sich den Aufschlag durch seine Marktmacht und Profitabilität verdient. Im Vergleich zwischen Rivian und Lucid würde ich argumentieren, dass Rivian die bessere Außenseiter-Investition ist.

Coole Konjunkturwette

Man könnte letztlich aber auch zu dem Schluss kommen, dass keine der beiden Aktien heute besonders attraktiv ist – vor allem angesichts der makroökonomischen Unsicherheiten im Zusammenhang mit einer möglichen Rezession, die wahrscheinlich alle Automobilunternehmen treffen würde.

Das Gesamtbild bei Rivian sieht in meinen Augen nicht schlecht aus, aber nicht attraktiv genug, um Aktien zu den aktuellen Preisen zu kaufen. Für jemanden, der ein gewagtes Engagement im E-Auto-Bereich sucht und sich keine Sorgen wegen der fehlenden Gewinne macht, könnte Rivian jedoch eine coole Option sein.

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