Brenntag: Was spricht jetzt für die Aktie?
Die Aktie von Brenntag (WKN: A1DAHH) bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau und steht aktuell bei 83 €. Zuletzt fiel sie durch einen Anstieg seit Oktober um knapp ein Fünftel auf. Ist dieser Run gerechtfertigt? Und wie sind die Zukunftsaussichten?
ℹ️ Brenntag vorgestellt
Die in Essen ansässige Brenntag SE ist Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen. Sie ist die Dachgesellschaft und übernimmt die Steuerung der Brenntag-Group. Der Konzern bietet seinen Kunden als Zwischenhändler eine bedarfsgerechte Kommissionierung an. Der Chemiedistributor ist mit rund 600 Standorten in 72 Ländern vertreten. Die Marktkapitalisierung beträgt 11,7 Milliarden €.
„Strategy to win“ fortgesetzt
Durch den Einstieg von aktivistischen Finanzinvestoren geriet der Konzern unter Druck. Die beiden Investoren, Primestone und der US-Hedgefonds Engine Capital, machen Druck in Bezug auf eine Aufteilung des Konzerns. Der Gedanke dabei ist, dass die beiden Einzelteile mehr wert sind als der Gesamtkonzern.
Im Ergebnis würde das darauf hinauslaufen, dass eine Einheit ausgegliedert würde in ein eigenes börsennotiertes Unternehmen. Möglich wäre dabei eine hohe Beteiligung des Mutterkonzerns. Ein Beispiel hierfür ist die Aufteilung des Siemens-Konzerns in einzelne Einheiten.
Der Konzern verfolgt indes eine andere Strategie. Der Kern dabei ist, dass es eine schlanke Konzernführung als Führungs- und Steuerungseinheit gibt. Darunter sind die beiden Segmente als selbständig agierende Einheiten angesiedelt. Diese Einheiten sind Brenntag Essentials und Brenntag Spezialties.
Diese Strategie soll weiter zügig umgesetzt werden und sich mittelfristig in höheren Erträgen auswirken. Eine solche Stärkung der einzelnen Einheiten ist zunächst mit höheren Kosten verbunden. Der Aufbau von unterschiedlichen IT-Strukturen ist sehr kostenintensiv. Das dürfte die nächsten Quartalsergebnisse weiter belasten.
Der vollständige Abschluss dieses Prozesses dürfte vor 2026 kaum zu erreichen sein.
Schwache Konjunktur belastet weiterhin
Der Trend der rückläufigen Nachfrage setzte sich auch im dritten Quartal fort, dementsprechend fiel der am 9. November veröffentlichte Quartalsbericht aus. Die Kunden des Essener Konzerns verfügen noch immer über hohe Lagerbestände, dies wirkt sich negativ auf die Nachfrage aus.
Der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten reduzierte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,4% auf 12,8 Milliarden €. Dabei fiel der Rückgang in den Märkten EMEA sowie Lateinamerika mit mehr als 20% besonders hoch aus. Asien und Nordamerika hielten sich besser. Die Rückgänge in beiden Segmenten war etwa gleichwertig.
Der Rückgang bei der Ertragslage fiel höher aus. Das operative EBITDA sank um rund 17% auf 1,2 Milliarden €. Besonders hoch mit 27% fiel das Minus im Segment Spezialties aus. Der operative Gewinnrückgang bei Essentials lag bei 5%.
Insgesamt ist die negative Geschäftsentwicklung keine Überraschung, damit haben die Marktexperten sowie das Unternehmen gerechnet. Mit der Anpassung der Ertragsprognose wird auf die schwierige Lage hingewiesen. Auf Jahresbasis soll das operative EBITDA am unteren Ende der Spanne von 1,6 bis 1,7 Milliarden € liegen. Eine Restrukturierung mit dem Ziel der Kostenreduzierung wurde eingeleitet.
Christian Kohlpainter, Unternehmenschef der Brenntag SE, kommentierte die Lage so:
Das makroökonomische Umfeld war auch im dritten Quartal schwierig, mit anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und inflationären Tendenzen, die sich auf unsere Leistung ausgewirkt haben. Gleichzeitig normalisierten sich die Marktbedingungen und die Absatzmengen stiegen sequenziell leicht an.
Was bedeutet das für die Aktie?
Der jüngste Kursanstieg ist aus meiner Sicht wirtschaftlich nicht gerechtfertigt. Die Ertragslage gibt das nicht her. Hier machte sich die allgemeine bessere Börsentendenz der letzten Monate bemerkbar.
Ebenfalls positiv wirkte sich die Verdoppelung der Beteiligung des strategischen Investors Klaus-Michael Kühne aus. Dieser erhöhte seinen Anteil von 5,2 auf 10,5%. Damit kann er als wichtiger Ankeraktionär bezeichnet werden. Kühne investiert langfristig in Unternehmen mit Potenzial. Er vertritt andere Interessen als aktivistische Finanzinvestoren.
Ob sich die Aufteilung in zwei eigenständige Unternehmenseinheiten mittelfristig rechnet, ist aus meiner Sicht fragwürdig. Für die nächsten Quartale wird sich diese Strategie negativ auf die Ertragslage auswirken. Ich sehe daher vorerst wenig Kurspotenzial und erwarte eine Seitwärtsbewegung.
Die Analysten sehen mehrheitlich ebenfalls wenig Potenzial. Warburg Research ist mit einem Kursziel von 89 € am zuversichtlichsten, allerdings hat sie ihre vorherige Erwartung von 93 € deutlich gesenkt. Jefferies sehen den fairen Wert bei 70 €.
Mein Fazit: Die Aktie ist vorerst für einen Einstieg uninteressant, denn das konjunkturelle Umfeld bleibt weiterhin schwierig.
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