Verbio-Aktie: War's das mit schlechten Nachrichten?
Es kam, wie es wohl kommen musste: Biosprithersteller Verbio hat am Dienstag seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr kassiert. Die Verbio-Aktie (WKN: A0JL9W) rutscht zunächst kräftig ab, aktuell erholt sie sich wieder vom ersten Schock und notiert bei 20,89 €. Anleger fragen sich, ob es das jetzt endlich war mit den schlechten Nachrichten.
ℹ️ Verbio vorgestellt
Die Verbio Vereinigte Bioenergie AG ist ein führender Bioenergieproduzent. Das Unternehmen mit Sitz in Zörbig (Sachsen-Anhalt) produziert im großindustriellen Maßstab Biodiesel, Bioethanol und Biogas. Kunden des Biokraftstoffherstellers sind Mineralölkonzerne, Speditionen, Stadtwerke und Flottenbetreiber. Zudem beliefert Verbio die Agrarwirtschaft mit Biodünger sowie Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelkonzerne mit Rohstoffen. Die Produktionsanlagen von Verbio befinden sich in Deutschland, Indien, Kanada, Polen, Ungarn und den USA. Verbio notiert im deutschen Small Cap-Index SDAX und ist an der Börse ca. 1,32 Milliarden € wert.
Ausblick drastisch reduziert
Üble Botschaft am frühen Morgen: Verbio hat die Börse mit einer drastisch reduzierten Prognose überrascht. Wobei sich die Überraschung eigentlich in Grenzen hält, wie der heutige Kursverlauf zeigt. Investoren hatten so etwas wohl schon befürchtet und im Aktienkurs eingepreist, der seit Jahresbeginn bereits ein Minus von 28% aufweist.
Der Biosprithersteller erwartet nun für das Gesamtgeschäftsjahr 2023/24 nur noch ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 120 bis 150 Millionen € nach zuvor 200 bis 250 Millionen €. Im vorherigen Geschäftsjahr hatte das EBITDA noch bei 240,3 Millionen € gelegen.
Zudem geht Verbio jetzt von einer erheblich höheren Nettofinanzverschuldung zum Ende des Geschäftsjahres aus. Diese soll voraussichtlich zwischen 145 und 175 Millionen € betragen (bisher: 110 bis 150 Millionen €). Für das Geschäftsjahr 2022/23 wurde noch ein Nettokassenbestand (Net Cash) von 57,4 Millionen € ausgewiesen.
Preisverfall belastet
Das Management nennt als Hauptursache für den gesenkten Ausblick den „entgegen den Erwartungen anhaltenden Druck auf die Ethanol- und THG-Quotenpreise, insbesondere aufgrund massiver Biodieselimporte aus Asien, die vermutlich falsch gekennzeichnet waren“. Nach eingehender Prüfung könne „nicht mehr davon ausgegangen werden, dass sich die Preise kurzfristig ausreichend erholen, um das zuvor erwartete Ergebnis zu erreichen“.
Zuletzt hatte die SD-Redaktion bereits in diesem Artikel beleuchtet, dass die Analysten der Deutschen Bank die Gewinnprognose in Gefahr sähen aufgrund der stark gesunkenen Biospritpreise und der ebenfalls rückläufigen THG-Quoten-Preise. Mit ihrer Analyse hatten die Marktbeobachter also recht. Ihre doppelte Abstufung von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ mit einem Kursziel von nur noch 22 € hatte die Verbio-Aktie vergangene Woche bereits in den Keller geschickt.
Mieses Chartbild
Charttechnisch sieht es finster aus für die Verbio-Aktie. Der Abwärtstrend seit September 2023 setzt sich ungebremst fort. Auch das Unterstützungsniveau bei rund 21,50 € hat nicht gehalten. Es bleibt jetzt abzuwarten, wo die Aktie einen Boden findet.
Bodenbildung abwarten
Aus meiner Sicht sollten sich Anleger aktuell davor hüten, in die Verbio-Aktie zu investieren. Das Problem der sinkenden Preise für Biosprit sowie der mit fiesen Tricks operierenden chinesischen Konkurrenz besteht weiterhin.
Erst wenn sich hier eine Besserung abzeichnet und die Aktie definitiv einen Boden gefunden hat – der nach dem jüngsten Aderlass nicht mehr allzu weit entfernt sein dürfte – können sich mutige Anleger das Papier ins Depot legen. Denn prinzipiell ist das Unternehmen meiner Meinung nach mit seiner Expansion auf den Märkten in den USA und in China auf dem richtigen Weg. Und Biosprit ist allemal umweltfreundlicher als Benzin und Diesel, was im Zuge des Klimaschutzes langfristig vorteilhaft sein dürfte.
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