Dividenden-starke Schiffs- und Ölaktien, die jetzt profitieren
Geopolitische Spannungen, die Geldpolitik, die Wirtschaft Chinas, und der Einfluss der Anleihe- und Rohstoffmärkte: Die aktuelle Lage erfordert für Anleger auf dem Aktienmarkt mehr denn je eine vorsichtige und gut informierte Herangehensweise. Im sharedeals-Interview erklärt Rohstoff-Expertin Miriam Kraus die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise am Roten Meer und wie bestimmte Öl- und Schiffsaktien von ihr profitieren.
Simon Ruic: Seit zwei Wochen geht der Westen militärisch gegen die Huthi-Rebellen vor. Wie schätzt Du die Auswirkungen der Krise am Roten Meer für den Schiffshandel ein?
Miriam Kraus: Über das Rote Meer werden etwa 12% des gesamten weltweiten Schiffshandels abgewickelt. Inzwischen häufen sich die Meldungen seitens der Verlader, dass sie die Schifffahrt durch die Region vermeiden und stattdessen das Kap der Guten Hoffnung umrunden werden.
Während sich der Tankerverkehr durch das Rote Meer im Dezember aber noch gut behaupten konnte, geriet er im Januar zunehmend unter Druck, insbesondere nach den Luftangriffen der USA und Großbritanniens im Jemen. Zahlen des Schifffahrtsdienstunternehmens Clarksons zeigen, dass die Ankünfte von Containerschiffen Mitte Januar an der Mündung des Roten Meeres um gewaltige 90% unter dem Durchschnitt der ersten Dezemberhälfte lagen.
...Dies führt zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Fracht- und Tankschiffkapazitäten.
Dies bedeutet natürlich massiv längere Transportzeiten, was im Zuge der Marktanpassung zu kurzfristigen Verknappungen führt. Zudem verringert sich die Verfügbarkeit von Transportschiffen, was die Tarife in die Höhe treibt. Viele Länder sind bereits im Zuge des Krieges in der Ukraine gezwungen, die Lieferungen zu diversifizieren – angesichts der Eskalationen im Roten Meer gilt dieser Faktor in wachsendem Ausmaß. Dies führt zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Fracht- und Tankschiffkapazitäten.
Hinzu kommt, dass der globale Schifffahrtssektor mit strukturellen Problemen zu kämpfen hat. Diese sind auf überalterte Flotten und die Aussicht auf sinkende Kapazitäten angesichts der zunehmenden Implementierungen von strengeren Umweltstandards zurückzuführen.
Dem globalen Schiffshandel, der schon im Vorfeld aufgrund struktureller Probleme auf der Angebotsseite nachfragetechnisch auf eine defizitäre Situation zusteuerte, wurde mit den Konflikten im und um das Rote Meer zusätzliches Öl ins Feuer gegossen.
Simon Ruic: Könnte die Eskalation im Jemen auch Auswirkungen auf die Geldpolitik haben?
Miriam Kraus: Der Militäreinsatz des Westens wird die Spannungen kaum entschärfen, denn der Kampf gegen Terrorismus wird nachhaltig nicht im Kriegseinsatz gewonnen. Für die Rohstoffmärkte stellen die erhöhten Spannungen ein Versorgungsrisiko dar, wobei die Energiemärkte am anfälligsten sind. Das Risiko einer Verknappung ist nicht von der Hand zu weisen, da sich die Lieferketten auf die Umgehung der gefährdeten Gebiete und damit auf längere Routen einstellen müssen.
Angesichts der Ungewissheit und des Risikos eines Übergreifens der Krise erhalten die Ölpreise beginnend bereits die verdiente Unterstützung, wobei die zu erwartende Risikoprämie noch nicht vollständig eingepreist ist. Lieferkettenprobleme und steigende Rohstoff- und Transportpreise führen zu steigenden Erzeugerpreisen.
...Dies könnte die erwarteten Zinssenkungen zeitlich weiter nach hinten verschieben.
Abhängig davon, wie lange die Auswirkungen der Krise im Nahen/Mittleren Osten auf den Transport andauern, werden höhere Preise schließlich an die Verbraucher weitergegeben und gefährden damit die Inflationsziele der Notenbanken. Dies könnte die erwarteten Zinssenkungen zeitlich weiter nach hinten verschieben.
Allerdings werden die Notenbanken wohl noch in diesem Jahr gezwungen sein, die Zinsen zu senken, zumal die USA in einem Wahljahr stehen. Mit den aktuellen Zinssätzen laufen die Notenbanken mehr und mehr Gefahr, die Soft-Landing-Szenarien aufs Spiel zu setzen, bei wachsenden strukturellen Gefahren innerhalb der Volkswirtschaften. Ich denke da unter anderem an die wachsende Überschuldung der US-Unternehmen.
Am Ende wird es wohl mehr denn je eine Frage des richtigen Timings sein. Bis dahin dürften sich aber vor allem die Aktienmärkte in diesem Jahr noch sehr volatil bewegen.
Simon Ruic: Was müssen Anleger nun bei Schiffs- und Ölaktien beachten?
Miriam Kraus: Die weiteren Risiken, die vom Konflikt im Roten Meer ausgehen, sind nicht zu unterschätzen. Das gesamte Pulverfass gefährdet damit nicht nur einen Teil der globalen Handelsströme, sondern auch das globale Ölangebot. Vor allem für Raffinerien entsteht nun eine gewisse Anspannung, da ihre Lieferketten an die längeren Lieferzeiten angepasst werden müssen. Es ist überdies fraglich, ob genügend Tankerkapazität für den längeren Transportweg vorhanden ist.
Ein weiteres Risiko für den Ölmarkt besteht darin, dass es zu Störungen der Ölflüsse durch die Straße von Hormus kommen könnte. Dies ist besonders relevant, nachdem der Iran kürzlich einen Öltanker im Golf von Oman beschlagnahmt hat.
Eine Eskalation, die die Ölflüsse aus dem Persischen Golf gefährdet, würde den Ölmarkt und die Weltwirtschaft vor große Probleme stellen.
Über die Meerenge fließen täglich etwas mehr als 20 Millionen Barrel Öl, was etwa 20% des weltweiten Verbrauchs entspricht. Nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben Pipelinekapazitäten, um die Straße von Hormus zu umgehen. Zusammen besitzen sie jedoch nur eine Kapazität von rund 6,5 Millionen Barrel pro Tag. Eine Eskalation, die die Ölflüsse aus dem Persischen Golf gefährdet, würde den Ölmarkt und die Weltwirtschaft vor große Probleme stellen. Dieses Risiko ist im Ölpreis noch nicht eingepreist.
Wir haben im Rohstoff-Anleger-Club (RAC) unsere Kaufempfehlungen für unsere Schifffahrtsaktien noch einmal bekräftigt. Diese hatten wir aufgrund der zunehmenden strukturellen Probleme schon Ende letzten Jahres aufgenommen und liegen zwischen +33% und +53% im Gewinn.
Ebenso profitieren unsere Ölaktienempfehlungen, die allesamt geografisch die Konfliktregion meiden können.
Beide Sektoren sind zudem mit einem durchschnittlichen KGV von über 8 noch nicht zu hoch bewertet. Wir empfehlen hier trotzdem vorzugsweise günstig bewertete Titel – unsere Empfehlungen glänzen alle mit KGVs von unter 4-5 – mit hohen Dividendenrenditen. Hierzu wird es noch in dieser Woche einen Spezial-Dividenden-Rohstoff-Report namens "Die Dividenden Quelle" geben, mit einem Schifffahrtsaktien-Dividenden-Titel, der eine Rendite von fast 8% bezahlt.
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