Deutsche Pfandbriefbank-Aktie: Shortseller toben sich aus
Die Aktie der Deutschen Pfandbriefbank (WKN: 801900) steht momentan im Mittelpunkt der Bankaktien. Auslöser hierfür sind Probleme bei den Gewerbeimmobilien in den USA. Seit März 2023 beträgt der Kursverlust -54%. Aktuell steht der Kurs bei 4,60 € – das entspricht einem Rückgang seit Jahresanfang von rund -25%. Was bedeutet das für die Anleger?
ℹ️ Deutsche Pfandbriefbank vorgestellt
- Die Deutsche Pfandbriefbank, kurz pbb, ist eine führende europäische Spezialbank für die Finanzierung von Immobilien und öffentlichen Investitionen.
- Sie zählt zu den größten Emittenten von Pfandbriefen. Für Privatanleger bietet sie Anlagen in Fest- und Tagesgeld an.
- Das Institut ist an über 10 Standorten in Europa sowie den USA vertreten und hat seinen Hauptsitz in München.
- Die Marktkapitalisierung der im Prime-Standard gelisteten Aktie beträgt aktuell 616 Millionen €.
US-Immobilienmarkt belastet
Um das Kreditportfolio breiter zu streuen, begann die Bank mit dem Finanzierungsgeschäft von Gewerbeimmobilien in den USA. Noch im November 2022 bewertete die Geschäftsführung den Markt für Büroimmobilien als Wachstumsmotor mit stabilen Renditen.
Mit der Ausweitung des Kreditgeschäfts in diesem Segment sollte das Kreditrisiko verringert werden. Mittlerweile beträgt das gesamte US-Engagement knapp 5 Milliarden €; der Anteil am gesamten Kreditbuch liegt damit bei rund 15%.
Es kam anders als geplant. Im Zuge der Pandemie nahm das Arbeiten im Home-Office zu, die Nachfrage nach Büroimmobilien sank deutlich. Zudem führten steigende Zinsen zu hohen Abschreibungen auf Bestandsimmobilien.
All diese Faktoren belasteten insbesondere kleinere US-Banken. Besonders hart traf es die Aktie der New York Communiy Bankcorp; als sie die Dividende wegen hoher Rückstellungen zusammenstrich, halbierte sich deren Kurs seit Ende Januar. Die Gefahr einer erneuten Bankenkrise machte die Runde.
Aussichten auf eine Besserung der Lage für Gewerbeimmobilien bestehen derzeit nicht. Der Verband der deutschen Pfandbriefbanken (VDP) meldete, dass der Rückgang der Preise bei Gewerbeimmobilien gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei 12% liege.
Auch die Deutsche Bank ist mit rund 17 Milliarden € in diesem US-Segment involviert, allerdings ist der Anteil am Gesamtkreditvolumen mit 1,5% gering. Für große US-Banken ist das Risiko ebenfalls beherrschbar.
Hohe Quote an Leerverkäufen
Aktivistische Investoren analysieren die Schwachpunkte von Unternehmen und schießen sich bei Aussicht auf Erfolg auf deren Aktien ein. Sie leihen sich Aktien, verkaufen sie und kaufen sie billiger wieder zurück. Objekt der Begierde ist momentan die pbb-Aktie.
Die Gesamtsumme der Leerverkäufe liegt laut Bundesanzeiger bei 7,5% der frei handelbaren Aktien liegen, damit ist sie in Deutschland so hoch wie bei keinem anderen Unternehmen. Die Erfahrung zeigt, dass solche Angriffe in der Regel mit hohen Kursverlusten der betroffenen Aktie verbunden sind. Besonders anfällig sind kleinere Gesellschaften ohne Ankeraktionäre.
Die RAG-Stiftung als Großaktionär hat ihren Anteil zuletzt von 4,5% auf unter 3% reduziert. Der Streubesitz ist mit rund 76% sehr hoch.
Liquidität als gut bezeichnet
In einer Pressemitteilung vom 8. Februar teilte das Bankinstitut mit, dass die Liquiditätslage gut sei. Die Liquiditätsdeckungsquote (LCR) lag zum Ende des Geschäftsjahres bei 212% und damit 112 Prozentpunkte über den aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Mit diesem Puffer könne die Bank sechs Monate ohne neues Kapitalmarktfunding auskommen.
Ebenfalls gedeckt sei der Refinanzierungsbedarf im Jahr 2024. Das Funding von pbb liegt bei 7 Milliarden €, davon sind 6 Milliarden Kundenfestgelder mit einer Laufzeit von mehr als drei Jahren.
Was bedeutet das für die Aktie?
Insgesamt ist der US-Anteil am gesamten Kreditbuch mit 15% sehr hoch. Positiv ist die Erhöhung der Risikovorsorge im vierten Quartal. Kritisch wird es dennoch, wenn die Situation des US-Immobilienmarktes sich weiter verschlechtert.
Trotz des bisherigen Kursrückgangs der pbb-Aktie ist das latente Kursrisiko weiterhin sehr hoch. Sollte sich die Lage bei den kleineren US-Banken zunehmend verschärfen, sind weitere Kursverluste von pbb die Folge. Was passieren kann, wurde im März 2023 erkennbar: Die Kurse der Bankaktien stürzten damals reihenweise ab.
Meiner Meinung nach ist das momentane Umfeld für die pbb-Bank kritisch. Anleger sollten daher die Aktie meiden. Erst wenn die Lage sich entspannt und die Leerverkäufe zurückgehen, kann eine Neubewertung der Aktie erfolgen.
Ob die bisherige Dividende von 0,95 € auch für 2023 gezahlt wird, ist fraglich. Bei Beibehaltung entspricht das einer momentanen Rendite von 20,6%.
Es gibt aber auch positivere Einschätzungen. Warburg Research hält das Risiko aufgrund der Risikovorsorge für begrenzt und hält am Zielkurs von 9,40 € fest. Auch die Deutsche Bank hält an ihrer Bewertung von 6 € fest, die Kapitalausstattung sei ausreichend.
Mein Fazit: Finger weg von der Aktie.
💬 Deutsche Pfandbriefbank-Aktie: Jetzt diskutieren!
Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen Live Chat, dem Börsen-Forum der neuen Generation.