Adler Group-Aktie: Lotse geht von Bord – was nun?
Die Aktie des angeschlagenen Immobilienunternehmens Adler Group (WKN: A14U78) fiel zuletzt durch einen starken Kursrückgang auf, aktuell steht sie bei 0,25 €. Mitten in dieser schwierigen Phase tritt der Vorsitzende des Verwaltungsrates aus gesundheitlichen Gründen zurück. Was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?
ℹ️ Adler Group vorgestellt
- Adler Group S.A., kurz Adler, entstand 2020 aus der Fusion von ADO Properties, Adler Real Estate und Consus Real Estate. Die Adler Group mit Sitz in Luxemburg ist auf die Immobilienentwicklung sowie die Vermietung und Verwaltung von Wohnungen spezialisiert. Das Portfolio besteht aus rund 70.000 Wohneinheiten.
- Das Immobilienunternehmen befindet sich in der Sanierungsphase.
- Die Marktkapitalisierung beträgt rund 38 Millionen €.
Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden
In einer Pressemitteilung vom 19. Februar teilte der Konzern mit, dass der amtierende Vorsitzende des Verwaltungsrates aus gesundheitlichen Gründen zurücktrete. Dieser Schritt kommt überraschend. Prof. Stefan Kirsten war der Stabilitätsfaktor in dem Sanierungsverfahren. Er stand für einen ehrlichen Neuanfang, nachdem es bei dem vorherigen Management Vorwürfe zu Fehlverhalten gegeben hatte.
Kirsten kam im Februar 2022 zu dem angeschlagenen Immobilienunternehmen. Seine Hauptaufgaben sah er in der Schaffung von neuem Vertrauen sowie Transparenz in das Unternehmen. Er verfügt über eine hohe Kompetenz in Immobilienunternehmen; zuvor war er CEO bei dem heutigen Großaktionär Vonovia.
Was macht der Nachfolger?
Wichtig für die Fortsetzung der Sanierung ist, dass sein Nachfolger Stefan Brendgen diesen Kurs fortsetzt. Ein Verdienst von Kirsten ist, dass er viele neue Mitglieder in den Vorstand und den Verwaltungsrat geholt hat – so auch Stefan Brendgen. Seit Juni 2023 ist dieser Mitglied im Verwaltungsrat von Adler.
Insgesamt hat das neue Management bisher einen guten Job gemacht. Es bleibt abzuwarten, was die zukünftigen Schwerpunkte von Brendgen sind.
Prof. Dr. A. Stefan Kirsten kommentiert seinen Rücktritt so:
Die Entscheidung zurückzutreten, ist mir alles andere als leichtgefallen, habe ich doch in den vergangenen beiden Jahren mit sehr viel Engagement und hohem persönlichen Aufwand am Erhalt der Adler Group gearbeitet.
Adler sei stabilisiert und könne seine Zukunft selbst bestimmen, führt Kirsten weiter aus. „Aber dieser Weg in die Zukunft wird ein herausfordernder sein, den zu begleiten mir meine Ärzte abgeraten haben, wenn ich meine Gesundheit nicht dauerhaft gefährden will. Und die derzeitige Marktlage bedarf noch über längere Zeit das gesamte Commitment von Management und Board, das ich nicht mehr geben kann.
Dämpfer durch juristisches Urteil erlitten
Die Anleihebedingungen einer britischen Tochtergesellschaft wurden am 17. April 2023 geändert und bilden die bisherige Basis für die eingeleitete Restrukturierung. Ein britisches Gericht verwarf die Änderung jedoch in seinem Urteil im Januar. Das führte zu einem drastischen Kursrückgang von insgesamt rund -60% auf 0,21 €. Mittlerweile konnte der Kurs sich wieder etwas erholen.
Adler beharrt jedoch auf die Fortführung der Sanierung, da die geänderten Anleihebedingungen nach deutschem Recht gültig blieben. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Weg fortgesetzt werden kann. Die Kursverdoppelung von September bis Januar beruhte darauf, dass die Restrukturierung planmäßig verlief. Zudem sorgte der Kauf von Aktien durch Kirsten für zusätzliches Vertrauen.
Wie geht es weiter?
Liquiditätsmanagement und Schuldenabbau sind die beiden Prioritäten zum Gelingen der Restrukturierung. Mittlerweile wurden durch Wohnungsverkäufe Schulden in Höhe von 270 Millionen € reduziert und es wurde ein erhebliches Liquiditätspolster aufgebaut. Somit dürfte die Rückzahlung fälliger Schulden im Jahr 2024 gesichert sein.
Es wird spannend, wie die Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr ausfiel. Die Zahlen des dritten Quartals zeigen zwar einen Fortschritt, ein operativer Gewinn wurde bisher jedoch noch nicht erreicht. In diesem Artikel bin ich auf die Geschäftsentwicklung sowie die letzten Fortschritte im Sanierungsverfahren eingegangen.
Meiner Meinung nach dürfte der Kurs wieder steigen, der Abverkauf war übertrieben. Dennoch sollten Anleger die Aktie weiter meiden. Das Risiko einer Insolvenz ist noch immer sehr hoch. Jetzt muss sich zeigen, was von dem neuen Verwaltungsratsvorsitzenden Stefan Brendgen zu erwarten ist.
Mein Fazit: Hier ist weiterhin Zurückhaltung geboten. Es bleibt aber spannend, wie die Restrukturierung sich zukünftig entwickelt.
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