AT&S-Aktie: Ein vergessener Halbleiterwert?
Die Halbleiterbranche boomt, angetrieben durch Nvidia, AMD und Co. Doch es gibt auch Werte, die nicht so im Rampenlicht stehen. Ein solcher ist die Aktie von AT&S (WKN: 922230). Sie befindet ich seit Juni 2022 in einem langfristigen Abwärtstrend. Mit dem aktuellen Kurs von knapp 20 € beträgt der Kursverlust seit Jahresanfang rund -20%. Ist das jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Investment?
ℹ️ AT&S vorgestellt
- Die AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft, kurz AT&S, ist einer der weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Leiterplatten und IC-Substraten.
- AT&S ist ein bedeutender Lieferant für die Mobilfunkbranche, Automobilelektronik, Industrieelektronik und Medizintechnik.
- Das österreichische Unternehmen mit dem Hauptsitz in Leoben verfügt über eine globale Präsenz. Der Schwerpunkt der Produktionsstätten liegt im asiatischen Bereich.
- Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 772 Millionen €.
Hohe Lagerbestände belasten
Kurz gesagt lässt sich die derzeitige Nachfragesituation so beschreiben, dass hohe Lagerstände belasten. Aufgrund der Lieferkettenproblematik kauften viele Kunden auf Vorrat ein. Der Konjunktureinbruch führte dazu, dass sich die Lagerbestände nur langsam abbauen. Hiervon ist der am 1. Februar veröffentlichte Quartalsbericht geprägt.
Der Umsatz in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2023/2024 ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 19% zurück auf 1,2 Milliarden €. Beim Ertrag fiel der Rückgang noch deutlicher aus. Das operative EBITDA sank um 36% auf 268 Millionen €. Daraus ergibt sich eine EBITDA-Marge von 22,3% – ein Jahr zuvor lag sie bei 28%. Unterm Strich reduzierte sich der Nettogewinn von 221 Millionen € auf 7 Millionen €.
Insgesamt ist die Gesamtentwicklung unbefriedigend. Das gilt insbesondere für die Ertragslage. Bereits im letzten Geschäftsjahr wurde ein Effizienzsteigerungsprogramm gestartet. Die Kosteneinsparungen konnten den Ertragsausfall durch den Umsatzrückgang nicht ausgleichen.
Die Vergleichswerte sind jedoch zu relativieren, denn das vergangene Geschäftsjahr war sehr stark.
Prognose angepasst
Vorerst ist mit keiner Besserung zu rechnen, daher erfolgte im Januar eine Anpassung der Jahresprognose. Demnach soll der Jahresumsatz jetzt nur noch bei 1,6 Milliarden € liegen – zuvor wurden 1,7 bis 1,9 Milliarden € erwartet. Für die EBITDA-Marge wird ein Wert von 25 bis 29% erwartet.
An der längerfristigen Prognose wird festgehalten. Für das Geschäftsjahr 2026/2027 stehen ein Umsatz von 3,5 Milliarden € sowie eine EBITDA-Marge von 27 bis 32% auf dem Zettel.
CEO Andreas Gerstenmayer, CEO von AT&S, kommentierte die Erwartungen so:
In der zweiten Jahreshälfte 2024 wird mit einer generellen Markterholung in unserer Branche gerechnet. In der Folge können wir davon ausgehen, dass sich die Auslastung unserer bestehenden Werke verbessert.
Kapitalerhöhung sorgt für Unruhe
Das Unternehmen will von einer genehmigten Kapitalerhöhung Gebrauch machen. Derzeit finden mit der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) Gespräche statt, wonach es um eine Beteiligung von 25% + 1 Aktie geht. Außerdem sollen mit weiteren Investoren Gespräche geführt werden.
Diese Kapitalerhöhung sorgt momentan für eine hohe Unsicherheit. Es fehlt momentan auch an einer klaren Kommunikation über die Notwendigkeit der Kapitalerhöhung. Aus meiner Sicht geht es darum, die hohen Finanzschulden zu reduzieren. Das bisherige Wachstum wurde größtenteils über Fremdkapital finanziert.
Für einen Einstieg zu früh
Generell bin ich für die Zukunft optimistisch und gehe davon aus, dass die Ertragsverbesserung wieder gelingt. AT&S ist ein interessantes Unternehmen und gehört in seinem Segment zu den Marktführern. Zu den Kunden gehören renommierte Chiphersteller.
Aus zwei Gründen würde ich momentan dennoch nicht investieren: Zuerst muss die Nachfrage wieder deutlich steigen, ohne das wird sich die Ertragslage wenig verbessern. Zum Zweiten sollten Anleger die angestrebte Kapitalerhöhung abwarten.
Die Analysten sind bei ihren Einschätzungen sehr unterschiedlicher Meinung. Deren Bandbreite geht von 17 € bis 55 €. Die Einschätzung der Berenberg Bank mit 20 € ist aus meiner Sicht momentan gerechtfertigt.
Mein Fazit: Obwohl die Aktie sehr interessant ist, sollten Anleger vorerst an der Außenlinie bleiben und die Kursentwicklung weiterhin beobachten.
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