Snap-Aktie +28%: Sind die Zahlen so toll?
Aktionäre von Snap benötigen bei der Vorstellung der Quartalszahlen wahrlich gute Nerven. Nach der Präsentation der Ergebnisse für das Schlussquartal 2023 rauschte die Snap-Aktie (WKN: A2DLMS) um -35% in den Kurskeller. Nun hat der Social-Media-Konzern die Zahlen für das erste Quartal 2024 vorgelegt und die Aktie schoss am Freitag um fast +28% in die Höhe. Waren sie wirklich so gut?
ℹ️ Snap vorgestellt
- Snap Inc. ist ein US-Technologie- und Social-Media-Unternehmen mit Sitz in Venice im US-Bundesstaat Kalifornien. Bekannt ist es vor allem für seinen kostenlosen Instant-Messaging-Dienst Snapchat.
- Dieser ermöglicht Nutzern, den Austausch von Fotos, Videos und Textnachrichten sowie das Speichern von Aufnahmen und das Teilen des eigenen Standorts.
- Snap notiert an der New York Stock Exchange (NYSE) und ist ca. 24 Milliarden US$ an der Börse wert.
Deutlich über den Erwartungen
„Gut“ ist immer ein relativer Begriff an der Börse. Mit seinen Zahlen übertraf Snap auf jeden Fall die Erwartungen der Analysten, was bereits Grund genug war für ein Kursfeuerwerk.
Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 21% gegenüber dem Vorjahr auf 1,19 Milliarden US$. Analysten hatten mit lediglich 1,12 Milliarden US$ gerechnet. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer erhöhte sich um 10% gegenüber dem Vorjahr auf 422 Millionen. Analysten hatten ca. 420 Millionen auf dem Zettel.
Noch besser sieht die Gewinnentwicklung von Snap aus. Nachdem das Tech-Unternehmen im ersten Quartal 2023 noch ein negatives bereinigte operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung von knapp 1 Million US$ auswies, gelang im letzten Quartal der Sprung in die Gewinnzone. Das EBITDA lag bei knapp 68 Millionen US$.
Auch beim bereinigten Gewinn je Aktie gelang Snap eine positive Überraschung. Während Analysten von einem Verlust in Höhe von 0,05 US$ ausgingen, wies das Unternehmen EPS von 0,03 US$ aus.
Eine bullishe Prognose
Ebenso positiv wie das erste Quartal 2024 blickt Snap in das aktuell laufende zweite Quartal. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz zwischen 1,23 und 1,26 Milliarden US$ – deutlich über der Konsensprognose von 1,14 Milliarden US$.
Die Zahl der täglich aktiven Nutzer soll auf etwa 431 Millionen steigen. Analysten gingen bislang von 429 Millionen Nutzern aus.
Auch beim EBITDA liegt die Prognose erheblich über der Markterwartung. Snap will ein bereinigtes EBITDA zwischen 15 und 45 Millionen US$ liefern. Der Markt rechnete bislang mit rund 11 Millionen US$.
Charttechnik am Limit
Die Snap-Aktie entzieht sich aufgrund ihrer erratischen Kurssprünge jeder charttechnischen Beurteilung. Seit einem Jahr lässt sich kein Trend feststellen. Die technische Analyse stößt hier an ihre Grenzen.
Auf die unbereinigten Zahlen schauen
In meiner letzten Analyse habe ich vor der Snap-Aktie gewarnt, solange das Unternehmen seine Kosten nicht in den Griff kriegt. Um das ganze Bild zu beurteilen, empfiehlt sich ein Blick auf die nicht bereinigten Zahlen – und die sind nach wie vor ein Desaster.
Der operative Verlust lag im ersten Quartal bei 333 Millionen US$. Zwar eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als er noch 365 Millionen US$ betragen hatte, aber immer noch ein horrendes Minus.
Auch die Entwicklung des Cashflows bereitet mir Sorgen. Sowohl der operative als auch der Free Cashflow gingen gegenüber dem Vorjahr um über 60 Millionen US$ zurück. Kein gutes Zeichen für das Geschäftsmodell von Snap.
Ein Investment in die Snap-Aktie ist nach wie vor eine große und völlig unkalkulierbare Wette. Das Tech-Unternehmen macht derzeit Fortschritte in der Monetarisierung seiner Dienste. So können inzwischen über Augmented Reality digitale Objekte in reale Umgebungen integriert werden und User beispielsweise Kleider virtuelle anprobieren.
Aber ob das reicht, um das Unternehmen langfristig profitabel zu machen (auf unbereinigter Basis!), wage ich zu bezweifeln.
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