Carvana-Aktie +1.620% in 12 Monaten! Geht noch mehr?

Die Carvana-Aktie (WKN: A2DPW1) feierte in den letzten zwölf Monaten eines der fulminantesten Comebacks der US-Börsengeschichte. Innerhalb eines Jahres stieg der Kurs der US-Gebrauchtwagenbörse um den Faktor 17. Und trotzdem notiert Carvana immer noch meilenweit von seinen historischen Höchstständen entfernt. Geht da noch mehr?

Deutlich besser als erwartet

Auch in der vergangenen Handelswoche legte die Carvana-Aktie um fast +50% zu. Grund für den jüngsten Kurssprung war die Vorlage der Quartalszahlen. Und diese fielen unerwartet gut aus.

Sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis übertraf die Internet-Autobörse die Analystenerwartungen bei weitem. Mit einem Quartalsumsatz von 3,06 Milliarden US$ lagen die Erlöse erheblich über dem Analystenkonsens von 2,68 Milliarden US$. Insgesamt fanden im ersten Quartal 92.000 Fahrzeuge über die Carvana-Plattform einen neuen Eigentümer – ein Plus von 16% gegenüber dem Vorjahr.

Noch besser sieht die Ergebnisentwicklung aus. Während Analysten in den ersten drei Monaten des Jahres von einem Verlust je Aktie in Höhe von -0,67 US$ ausgingen, lieferte Carvana EPS von 0,23 US$. Die EBITDA-Marge von 7,7% geht für einen Online-Autohändler absolut in Ordnung.

Short Seller auf dem falschen Fuß

Die starke Kursreaktion der Carvana-Aktie in den vergangenen Tagen dürfte auch auf Leerverkäufer zurückzuführen sein. Mit einem Short Interest von über 30% des Streubesitzes ist Carvana eine der am stärksten leerverkauften Aktien der Welt.

Offenbar sahen sich viele Leerverkäufer gezwungen, sich mit Carvana-Aktien einzudecken, was einen Short Squeeze verursachte.

Neues 2-Jahreshoch

Nachdem die Carvana-Aktie von Februar bis April in einem Seitwärtstrend verharrte, geht es seit Anfang Mai wieder steil bergauf. Die Aktie notiert wieder auf einem 2-Jahreshoch. Charttechnisch ist der Weg frei zum nächsten Widerstandsniveau bei ca. 135 US$.

Einen zweiten Blick riskieren

Auf den ersten Blick sprechen viele Faktoren bei der Carvana-Aktie für weitere Kurssteigerungen. Der Online-Gebrauchtwagenhändler wächst wieder, sowohl beim Absatz als auch beim Umsatz. Das Unternehmen ist zurück in der Gewinnzone und erwirtschaftet eine akzeptable Marge. Hinzu kommt die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA gegen Ende des Jahres, was den Markt für Autofinanzierungen weiter ankurbeln dürfte.

Auf den zweiten Blick gibt es aber auch zwei Faktoren, die mich zum Nachdenken bringen. Zum Ersten drückt das Unternehmen immer noch ein gewaltiger Schuldenberg in Höhe von 5,5 Milliarden US$. Die Zinskosten von 173 Millionen US$ im ersten Quartal überstiegen den operativen Cashflow von 134 Millionen US$ deutlich. Kein Zeichen eines gesunden Unternehmens.

Zum Zweiten ist die Bewertung der Carvana-Aktie verdammt sportlich. Das Unternehmen bringt inzwischen wieder einen Börsenwert von 25 Milliarden US$ auf die Waage. Für ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen herben Umsatzverlust von 20% erlitt und in den letzten drei Jahren keinen operativen Gewinn erwirtschaftete, ist das eine satte Bewertung.

Nur mal so zur Einordnung: Carvana ist derzeit an der Börse nur unwesentlich weniger wert als Bayer – ein Konzern, der nicht nur fünf Mal so viel Umsatz macht, sondern auch Jahr für Jahr einen ordentlichen operativen Gewinn generiert.

Ich glaube deshalb, dass die Rallye der Carvana-Aktie inzwischen ein wenig zu weit gegangen ist und Anleger etwas zu viel Fantasie eingepreist haben. Für Zocker ist das Papier hochspannend. Mit ein wenig Hebel lassen sich innerhalb kurzer Zeit fantastische Renditen machen. Aber das Risiko einer Kurskorrektur halte ich für sehr hoch.