Adler Group-Aktie: Das könnte die Rettung sein

Die Aktie des angeschlagenen Immobilienunternehmens Adler Group (WKN: A14U78) hat den heutigen Börsentag mit einem Anfangsgewinn von rund +58% eröffnet. Mittlerweile ist der Kurs wieder deutlich gesunken und steht aktuell bei 0,23 €. Der Grund für diesen Anstieg ist eine Einigung mit den Anleihegläubigern. Was bedeutet das für die Aktie?

Einigung mit Anleihegläubigern

Zuletzt sank der Aktienkurs immer weiter, in der Spitze lag er nur noch bei 0,11 €. Die Marktteilnehmer verloren jegliches Vertrauen in das Immobilienunternehmen. Als dann noch der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Stefan Kirsten aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurücktrat, führte das zu einem weiteren Vertrauensverlust.

Am 24. Mai wurde in einer Pressemitteilung über die erfolgreiche Vereinbarung mit dem Gläubigerausschuss berichtet. Dabei wurde jetzt eine Lösung gefunden. Einerseits werden die Interessen der Anleihegläubiger berücksichtigt und zum anderen auch die Interessen der bisherigen Anteilseigner gewahrt.

Dass hier eine Einigung gefunden wurde, kann der rettende Befreiungsschlag sein. Jetzt müssen die Vereinbarungen von den Gläubigern auf einer Versammlung mehrheitlich bestätigt werden. Da 60% der Gläubiger in dem Ausschuss vertreten sind, dürfte die Zustimmung kein Problem werden.

Von Seiten der Adler Group muss die Zustimmung auf einer außerordentlichen Hauptversammlung erfolgen. Hier dürfte ebenfalls mit einer Zustimmung zu rechnen sein.

Thierry Beaudemoulin, CEO der Adler Group, kommentierte die Vereinbarung so:

Ich freue mich, dass wir eine Einigung mit der Mehrheit der Anleihegläubiger erzielt haben, die uns eine verlängerte Zeitspanne für die Umsetzung unserer Strategie verschafft und unnötige Veräußerungen von Vermögenswerten weit unter ihrem Marktwert vermeidet. Die Vereinbarung ist das Ergebnis einer intensiven Überprüfung unseres Geschäfts angesichts der ungünstigen Marktbedingungen, die länger als erwartet angehalten haben.

Finanzielle Stabilität erreicht

Ziel der Maßnahmen ist es, überhastete Veräußerungen von Vermögenswerten zu verhindern. Aufgrund der schlechten Marktlage bei Immobilien erfolgten zuletzt Verkäufe um oder unter dem Buchwert. Das kann nicht im Interesse der Eigentümer und der Gläubiger sein.

Daher wurden die Fälligkeiten verschiedener Anleihen bis zum Dezember 2028 und Dezember 2029 verlängert. Darüber hinaus wurden Anleihen im Gesamtvolumen von drei Milliarden € in ewige Anleihen umgewandelt. Diese erhalten den Status von Eigenkapital.

Im Gegenzug erhalten die Gläubiger 75% der Anteile. Die bisherigen Anteilseigner werden die restlichen 25% halten. Darüber hinaus erfolgt eine weitere Kapitalisierung des Immobilienunternehmens in Höhe von 350 Millionen €. Bis Ende des dritten Quartals wird mit einer Zustimmung gerechnet.

Zuversicht kehrt zurück

Die Rettung des Unternehmens über eine Kapitalerhöhung zugunsten der Gläubiger war letztendlich zu erwarten; in diesem Artikel bin ich darauf eingegangen. Ohne die Zustimmung wäre eine Insolvenz wahrscheinlich gewesen. Jetzt kann der eingeschlagene Sanierungspfad fortgesetzt werden.

Der sprunghafte Kursanstieg heute sollte jedoch nicht überbewertet werden. Eine erste Gegenreaktion setzte bereits rasch ein. Das Sagen haben künftig die Anleihegläubiger. Aus meiner Sicht ist das Immobilienunternehmen vorerst gerettet. Jetzt kommt es auf die weitere Rückzahlung der bestehenden Verbindlichkeiten sowie auf geordnete Immobilienverkäufe an. Liquidität ist vorerst genügend da, dafür wurden bereits einige Immobilien verkauft.

Anleger sollten die Aktie dennoch vorerst meiden. Hier dürfte es zukünftig zu großen Kursschwankungen kommen. Das ist keine gute Basis für solide Investitionen.

Mein Fazit: Trotz der erfolgreichen Vereinbarung sollten Anleger die Aktie vorerst nicht kaufen.