BYD-Aktie: Im Vollgasmodus

Seit Anfang Mai hatte die BYD-Aktie (WKN: A0M4W9) den Rückwärtsgang eingelegt, doch am Mittwochmorgen meldet sich der chinesische Auto- und Batteriekonzern mit einem Kursplus von über 6% mit einem starken Lebenszeichen zurück. Was steckt hinter dem Kurssprung?

Der Traum aller Autofahrer

2.000 Kilometer ohne einen Zwischenstopp zum Tanken oder Laden? Das klingt nach dem Wunschtraum vieler Autofahrer.

Build Your Dreams will seinem Firmennamen tatsächlich gerecht werden und hat ein neues Plug-in-Hybrid-Fahrzeug mit einer kombinierten Reichweite von 2.000 Kilometern vorgestellt. Damit dürfte die Reichweitenangst vieler Autofahrer endgültig der Vergangenheit angehören.

Autokäufer dürften nicht nur wegen der Reichweite des neuen BYD-Autos ins Schwärmen geraten. Auch der Preis von umgerechnet knapp 14.000 US$ wird viele Käufer überzeugen. Kein Wunder, dass die BYD-Aktie angesichts dieses außergewöhnlichen Preis-Leistungs--Verhältnisses nach oben schießt.

Angriff auf Europa

Der chinesische Autobauer ist derzeit international im Angriffsmodus unterwegs. Noch ist BYD in Deutschland nahezu unbekannt. Im April wurden hierzulande gerade einmal 183 Fahrzeuge des chinesischen Marktführers für Hybrid-Autos zugelassen. Das könnte sich aus zwei Gründen bald ändern:

Zum einen, weil BYD Hauptsponsor der in wenigen Tagen beginnenden Fußball-Europameisterschaft der Herren ist. Millionen von Zuschauern werden dann das Logo des chinesischen Branchenprimus kennenlernen. Die Fußball-EM dürfte den Bekanntheitsgrad und auch die Beliebtheit von Build Your Dreams in Europa deutlich steigern.

Zum anderen, weil BYD mit dem Kleinwagen Seagull im kommenden Jahr in das Niedrigpreissegment des europäischen Automarktes vorstoßen wird. Bislang sind zwar schon fünf Mittel- und Oberklassemodelle der Chinesen in Deutschland erhältlich, aber das günstigste Modell ist mit 33.000 € eben nicht besonders preiswert.

Mit dem Seagull wird sich das gehörig ändern. In China wird der Kleinwagen für unter 10.000 € verkauft. Über diesen Preis werden sich deutsche Autokäufer nicht freuen dürfen, denn BYD wird das Modell an europäische Fahrzeugspezifikationen und Preisniveaus anpassen. Aber selbst mit einem Preis von unter 20.000 € dürfte der Seagull den Kleinwagenmarkt ordentlich aufmischen.

Um den europäischen Markt mit ausreichend Autos versorgen zu können, wird BYD als erster chinesischer Hersteller in Ungarn ein Elektroautowerk bauen. Inzwischen wird sogar der Bau einer zweiten Fabrik im kommenden Jahr in Betracht gezogen.

Eine wichtige Wende

Der heutige Kursgewinn der BYD-Aktie war von charttechnisch großer Bedeutung. Der Autotitel drohte, die Unterstützung bei 23,50 € nach unten zu durchbrechen, was den Abwärtstrend der Aktie verlängert hätte. Nun könnte die BYD-Aktie wieder Kurs auf das Jahreshoch bei 27,30 € nehmen.

Ein Favorit mit einer Warnung

Die BYD-Aktie ist nach wie vor mein Favorit unter allen Autoaktien. Der chinesische Hersteller hat derzeit die meiner Meinung nach attraktivste Modellpalette aller Autohersteller. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern will Build Your Dreams E-Autos tatsächlich für Konsumenten erschwinglich machen. Es wird interessant sein zu beobachten, wie die europäischen Branchengrößen VW und Stellantis auf den Angriff von BYD auf ihren Heimatmarkt reagieren werden.

Auch die Finanzdaten sprechen für ein Investment in die BYD-Aktie. Der Autokonzern wächst, verdient trotz Rabattschlachten in China gutes Geld und ist in meinen Augen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 nicht überbewertet.

Eine große Gefahr darf in Bezug auf die BYD-Aktie allerdings nicht verschwiegen werden. In den USA werden chinesische E-Autos zukünftig mit Strafzöllen von 100% belegt, was ihnen den Zutritt zum amerikanischen Markt unmöglich macht.

Auch in Europa könnte das Thema Strafzölle sehr schnell aktuell werden. Sobald die europäischen Massenhersteller merken, dass ihnen auf ihrem Heimatmarkt aufgrund der Konkurrenz aus Asien die Felle davonschwimmen, könnten sie Druck auf die EU-Kommission machen, Autos chinesischer Hersteller mit Zöllen zu belegen. In diesem Fall könnten sich die internationalen Expansionspläne von BYD schnell in Luft auflösen.