Tesla-Aktie: Schmeißt Elon Musk hin?

Die Tesla-Aktie (WKN: A1CX3T) ihren monatelangen Abwärtstrend inzwischen beendet und sich in einem Kursbereich zwischen 170 und 190 US$ stabilisiert. Aber haben sich die Aussichten für Elon Musks Autobauer wirklich verbessert? Und wie sieht Musks persönliche Zukunft bei Tesla aus?

Gute Zeiten für Autokäufer

Es steht schlecht um Tesla. Das legt zumindest die Lage auf dem deutschen E-Automarkt nahe. Autokäufer dürfen sich hingegen freuen, denn es sind gute Zeiten, um sich ein neues Elektroauto anzuschaffen.

Beispielsweise das Tesla Model Y, das ab sofort mit 6.000 € Tesla Umweltprämie angeboten wird. Eine beschönigende Beschreibung der Tatsache, dass der US-Autobauer derzeit seine Fahrzeuge nicht in Deutschland verkauft bekommt. Auf dem ehemaligen Militärflugplatz Neuhardenberg bei Berlin stapeln sich die unverkauften Tesla-Fahrzeuge.

Eine Kaufprämie von 6.000 € bedeutet einen satten Preisnachlass von rund 13% auf den Listenpreis. Das Angebot gilt bis Ende des Monats für bereits produzierte Autos.

Die Produktion steht still

Eine weitere Nachricht, die man nur negativ deuten kann, ist, dass die Belegschaft in der deutschen Tesla-Gigafactory in Grünheide an fünf Tagen im Juni gar nicht produzieren soll. Bereits im Mai ruhte die Produktion für vier Tage.

Tesla begründet den Produktionsstopp mit Prozessoptimierungen. Sehr merkwürdig, dass diese an neun verschiedenen Tagen in zwei Monaten durchgeführt werden. Vielmehr liegt der Rückschluss nahe, dass die Produktionskapazität derzeit einfach die Nachfrage übersteigt.

Wird Musks Vergütungspaket abgelehnt?

Als hätte Elon Musk nicht schon genug Probleme, ist in den letzten Wochen auch der Streit um sein gewaltiges Vergütungspaket eskaliert. Übermorgen stimmen Tesla-Aktionäre darüber ab, ob der Firmenchef das 56 Milliarden US$ schwere Paket erhalten soll.

Analysten sehen es als zunehmend unwahrscheinlich an, dass die Aktionäre Musks Vergütung durchwinken werden. Zahlreiche Großaktionäre haben in den letzten Wochen klargestellt, dass sie gegen das Paket stimmen werden. Angesichts der schwachen Performance der Tesla-Aktie an der Börse dürfte auch die ablehnende Haltung bei Kleinanlegern stark ausgeprägt sein.

Mancher Analyst geht sogar davon aus, dass Elon Musk seinen Job als Tesla-Chef hinschmeißt, wenn er nicht die geforderte Vergütung erhalten sollte. Musk ist für sein emotionales Handeln bekannt. Ein Rücktritt ist deshalb nicht ausgeschlossen.

Am Donnerstag könnte es angesichts der Tesla-Hauptversammlung zu einer starken Kursreaktion kommen. Analysten gehen davon aus, dass die Tesla-Aktie bei einer Ablehnung von Musks Vergütungspaket mehrere Prozent verlieren wird.

Tesla hat den Anschluss verloren

Vielleicht wäre es für Tesla sogar ein Befreiungsschlag, wenn Musk das Handtuch wirft. Schon seit längerer Zeit habe ich den Eindruck, dass er dem Unternehmen nicht mehr guttut – und stehe damit wahrscheinlich nicht allein da.

Musk hat es in den letzten drei Jahren verabsäumt, mit dem Wettbewerb Schritt zu halten. Die Modellpalette von Tesla ist zu klein und in Teilen veraltet.

Während chinesische und europäische Hersteller in den vergangenen Jahren den Automarkt mit neuen Modellen in allen Preisklassen fluteten, gab es von Tesla kaum Neuigkeiten außer einen Cybertruck, der nur eine kleine Marktnische bedient. Vor allem im Niedrigpreissegment hat Tesla seinen Wettbewerbern nichts entgegenzusetzen. Fraglich, ob überhaupt noch ein Fahrzeug unter dem Model 3 kommt.

Die Marktstimmung ist miserabel

Trotz zahlreicher Preissenkungen konnte Tesla einen Absatzrückgang im vergangenen Quartal nicht verhindern. In den USA reduzierte der E-Autobauer 2023 für fast jedes Modell die Preise.

Ähnlich miserabel ist die Situation auf dem deutschen Markt. Im Mai wurden hierzulande rund 30.000 E-Autos zugelassen – ein Rückgang von gut 30% gegenüber dem Vorjahr. Das Zulassungsminus bei Tesla: 64%.

Immer noch viel zu teuer

Ich kann der Tesla-Aktie auch weiterhin absolut nichts Positives abgewinnen. Tesla ist inzwischen einer von vielen Autoherstellern ohne irgendeinen nennenswerten Wettbewerbsvorteil.

Das wäre an sich nicht schlimm, wäre da nicht die Bewertung. Mit einem Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 60 ist die Tesla-Aktie im Wettbewerbsvergleich immer noch heillos überbewertet. Ich wundere mich tagtäglich darüber, dass es überhaupt Anleger gibt, die das Papier angesichts dieses krassen Missverhältnisses zwischen Bewertung und Positionierung halten.