Assembly Biosciences: Studie läuft – ABI-5366 soll Herpes-Behandlung revolutionieren
Der erste von vier angekündigten Studienstarts in 2024 ist vollzogen: Assembly Biosciences (WKN: A402CB) gab gestern die Verabreichung von ABI-5366 an den ersten Probanden bekannt. Der Wirkstoffkandidat soll das Behandlungsparadigma bei Herpes revolutionieren.
ABI-5366 ist ein lang-wirkender Helikase-Primase-Inhibitor gegen das Herpes-Simplex-Virus. Der neuartige Wirkmechanismus wurde durch eine Proof-of-Concept-Studie der deutschen AiCuris AG, einem ehemaligen Bayer-Spinout, seinerzeit validiert. Der AiCuris-Kandidat Pritelivir befindet sich derzeit in einer finalen Phase-3-Studie; im kommenden Jahr soll ein Zulassungsantrag gestellt werden.
Vorteil ABI-5366
In einer aktuellen Präsentation bescheinigt AiCuris seinem Kandidaten ein Marktpotenzial im Milliardenbereich, dabei konzentriert man sich derzeit lediglich auf immungeschwächte Patienten. Assemblys ABI-5366 adressiert zunächst die Indikation des wiederkehrenden Genitalherpes mit geschätzt vier Millionen Betroffenen in den USA und Europa.
Mit derzeit verfügbaren Therapien schafft es nur circa ein Drittel der Patienten, rezidivfrei zu bleiben. Auch die Ansteckungsraten werden lediglich um 50% reduziert. „Wir glauben, dass wir diese Prozentsätze mit unseren Kandidaten noch viel höher treiben können“, so Assembly-CEO Jason Okazaki.
Aktuelle Mittel müssen – ebenso wie Pritelivir – täglich eingenommen werden. ABI-5366 ist laut Assembly nicht nur viel potenter sowohl als der derzeitige Therapiestandard und auch Pritelivir, sondern wurde als besonders lang-wirksames Medikament designt, das aufgrund seiner langen Halbwertszeit selbst bei oraler Einnahme lediglich einmal pro Woche eingenommen werden muss. Weitere mögliche Verabreichungsformen mit nochmals deutlich längerer Wirkungsdauer sollen ebenfalls untersucht werden.
Assemblys Medizinchef Anuj Gaggar kommentiert die aktuelle News wie folgt:
Wir freuen uns, die klinische Entwicklung von ABI-5366 für rezidivierenden Genitalherpes voranzutreiben, eine Krankheit, die das Leben von Millionen von Menschen erheblich beeinträchtigt und für die seit über 25 Jahren keine neuen therapeutischen Optionen mehr zugelassen wurden.
Erste Daten sollen Feuer entfachen
In Fachkreisen ist das Potenzial der Assembly-Pipeline und insbesondere auch ABI-5366 bekannt. Nicht ohne Grund beschleunigte unser Biotech-Favorit zuletzt sogar die Entwicklung, um bereits im bevorstehenden dritten Quartal erste Daten aus einer Studie am gesunden Menschen liefern zu können. Im ersten Halbjahr 2025 sollen dann auch Phase-1b-Ergebnisse mit erkrankten Patienten vorliegen.
Durch den validierten Wirkmechanismus dürfte die Wahrscheinlichkeit auf eine künftige Zulassung spätestens mit den kommenden Daten der Phase 1 gut abzuschätzen sein. Das Vertrauen in das Programm sei „gewaltig“, so Okazaki. Das präklinische Datenpaket, welches die Zuversicht stärkt, sei besonders groß.
Mitte Juli will Assembly weitere präklinische Daten auf dem International Herpesvirus Workshop im US-amerikanischen Portland präsentieren.
Gilead muss Pipeline füllen
Assembly-Partner Gilead hat eine gähnend leere Early-Stage-Pipeline im Virologie-Bereich, möchte aber seine Marktführerschaft im Kernsegment behaupten. Ein im vergangenen Jahr von Gilead eröffnetes Virology Center of Excellence dürfte weiter auf das nötige Fachpersonal warten. „Wir haben das beste Team von Virologieexperten, das ich je gesehen habe“, heißt es vom Assembly-CEO. Okazaki muss es wissen: Ausgerechnet bei Gilead war er jahrelang für Lizenzdeals und Zukäufe verantwortlich.
Klar ist: Assembly Biosciences bringt exakt jenen Forschungsapparat mit, der perfekt zu Gilead und seinen Ambitionen passt. Bereits in einem früheren Analystengespräch ließ Gilead durchblicken, insbesondere auf frühe Programme und Forschungsplattformen zu setzen. Dazu passte bereits die Übernahme von MiroBio im Immunologie-Bereich 2022.
Assembly hat sich allem Anschein nach bisher erfolgreich einem Verkauf unter Wert widersetzt – wohlwissend, dass Gilead seinerzeit Hepatitis-C-Forscher Pharmasset für 300 Millionen US$ hätte haben können und schlussendlich 11 Milliarden US$ auf den Tisch legen musste.
Nun steht beim Unternehmen eine regelrechte Studien- und Datenflut an. Sämtliche Programme bringen Milliarden-, sprich Blockbuster-Potenzial mit sich.
Kommt eine Kapitalerhöhung?
Betrachtet man lediglich die vier fortgeschrittensten Programme und unterstellt jeweils eine Zulassungswahrscheinlichkeit von 50% – die ich nach allen Erkenntnissen für überaus moderat kalkuliert halte – würde ich im Falle einer Gesamtübernahme unter Berücksichtigung des bestehenden Gilead-Deals einen Aktienpreis im dreistelligen Bereich und damit zumindest eine Bewertung jenseits der 500 Millionen US$ erwarten.
Spannend in diesem Zusammenhang bleibt der Stichtag 15. Juli: Wenn Assembly bis zu diesem Datum mindestens 30 Millionen US$ an neuem Eigenkapital aufnimmt, hat das Unternehmen das Recht – aber nicht die Pflicht – Gilead weitere Aktien zu verkaufen, die zu einer Erhöhung dessen Anteils auf 29,9% des dann ausstehenden Kapitals führen. Dabei wäre Gilead verpflichtet, ein Premium von 35% zu zahlen.
Bleibt die Kapitalerhöhung aus, hat Gilead seinerseits für einen unbekannten Zeitraum das Recht, auf 29,9% zu erhöhen – eine Premium-Zahlung von 35% auf den Aktienpreis wäre auch in diesem Falle verpflichtend.
Aktie malt Bilderbuch-Chart
Eine Kapitalerhöhung würde ich als eine weitere Zwischenlösung auf dem Weg zu einem noch teureren Buyout betrachten. Hierdurch würde es dem Unternehmen beziehungsweise seinen Verantwortlichen nahestehenden Investorenkreisen ermöglicht, im großen Stil an der Story zu partizipieren.
Fakt ist: Die Aktie zeigt sich seit Jahresbeginn in einem eindeutigen Aufwärtstrend und konsolidiert seit einiger Zeit im Bereich von 15 US$. Rein technisch betrachtet und in Hinblick auf die kommenden Kurs-Katalysatoren erscheint ein weiterer Ausbruch folgerichtig, zumal die Übernahmephantasie langsam aber sicher auch die Wall Street erreichen sollte.
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Interessenkonflikt: Der Autor und Mitarbeiter des Herausgebers halten Aktien des besprochenen Unternehmens Assembly Biosciences in signifikantem Umfang (mehr als 10% des ausstehenden Kapitals). Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.