Commerzbank & Deutsche Bank: Beginnt das große Zittern?

Commerzbank

Die Aktien der Commerzbank (WKN: CBK100) und der Deutschen Bank (514000) fallen am Freitag massiv. Die Commerzbank ist mit Abstand der größte Verlierer im Dax – aktuell sinkt sie um -5,2% auf rund 13,70 €. Der Verlust der Deutschen Bank fällt mit rund -2,7% auf aktuell 14,20 € moderater aus. Stehen die beiden Finanzaktien jetzt vor dem Absturz?

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Nervöse Märkte hinterlassen Spuren

Auslöser der schlechteren Börsenstimmung ist die veränderte Zinsaussicht für das zweite Halbjahr. Auf der letzten Juni-Sitzung der US-Notenbank blieb eine Zinssatzsenkung aus, der Zinskorridor von 5,25 bis 5,5% wurde beibehalten. Begründet wurde diese Haltung damit, dass die Inflation zuletzt wieder angestiegen sei. Statt eines Zinses von 4,6% zum Jahresende wird jetzt mit einem Zins von 5,1% gerechnet. Somit dürfte nur noch eine Zinssatzsenkung erfolgen.

Die Märkte reagierten enttäuscht auf die Mitteilung. Die Folge sind massive Kursrückgänge über alle Branchen hinweg. Besonders hart traf es die beiden deutschen Großbanken, deren Kurse hierdurch ins Trudeln gerieten. Als Exportfinanzierer leiden sie auch unter der angespannten Konjunkturlage.

Commerzbank

Der gute Lauf des letzten Jahres setzte sich in den ersten drei Monaten fort. Der am 15. Mai veröffentlichte Quartalsbericht ist der beste seit 13 Jahren. Der Gewinn konnte weiter von 580 Millionen € im Vorjahreszeitraum auf 747 Millionen € gesteigert werden. Der Gewinn pro Aktie erhöhte sich von 0,46 € auf 0,62 €.

Wirtschaftlich steht die Bank sehr gut da. Der vor Jahren eingeleitete Restrukturierungsprozess ist weitestgehend abgeschlossen. Das Cost-Income-Ratio weist mit 60% einen hervorragenden Wert auf.

Deutsche Bank

Auch bei der Deutschen Bank geht der Konsolidierungsprozess deutlich voran. Die „Globale Hausbank“-Strategie zeigt deutliche Ertragsverbesserungen. Das Ziel soll aber erst 2025 endgültig erreicht werden. Hierfür ist noch ein Abbau von 3.500 Stellen geplant. Das Cost-Income-Ration liegt derzeit bei 68%.

Im ersten Quartal verbesserte sich der Gewinn um 10% auf 1,5 Milliarden €. Besonders hoch fiel Wachstum beim Provisionsüberschuss mit 11% aus. Auch die Deutsche Bank befindet sich auf einem guten Weg zur Ertragssteigerung.

Was läuft hier falsch?

Um es gleich vorwegzusagen, der massive Kursrückgang ist eine normale Gegenreaktion. Seit Anfang des Jahres ist die Commerzbank-Aktie um +42% auf den Höchststand von 15,70 € am 7. Juni gestiegen. Bei der Deutschen Bank betrug der Kursanstieg seit Jahresanfang nur +31%, Anfang Mai lag der Höchstkurs bei rund 16 €.

Dass mit einer Gegenreaktion zu rechnen war, ist normal. Dass diese bisher ausgeblieben ist, lag lange Zeit an dem starken Börsenumfeld. Der gute Lauf vieler Aktienwerte, insbesondere der Tech-Branche, verhalf auch den Bankaktien zu immer neuen Höhen.

Eigentlich ist nichts falsch gelaufen. Kurskorrekturen sind eine natürliche und notwendige Reaktion an der Börse. Daher ist es immer wichtig, regelmäßige Kursgewinne zu realisieren, zumindest Teilgewinne sollten mitgenommen werden. Wie sich jetzt zeigt, kommen immer wieder günstigere Einstiegschancen.

Erholungspotenzial vorhanden

Mit einem weiteren massiven Kursrückgang rechne ich bei der Commerzbank und der Deutschen Bank nicht. Sollte es zu keiner größeren Bankkrise wie im März letzten Jahres kommen, dürften sich die Kurse wieder erholen. Die anstehenden Lohnerhöhungen haben letzten Endes keinen großen Einfluss auf die Kursentwicklung.

Mittelfristig halte ich einen Kurs bei der Commerzbank von 16 € und bei der Deutschen Bank von 18 € für realistisch. Der Anstieg bis zu diesen Werten dürfte allerdings langsamer verlaufen als bisher. Sollte es dennoch zu starken Kurssprüngen innerhalb kurzer Zeit kommen, sind Gewinnrealisierungen angebracht.

Gute Dividendenrenditen

Beide Werte bieten aktuell gute Dividendenrenditen: Die Rendite bei der Commerzbank beträgt 2,5%, und die der Deutschen Bank liegt bei 3,1%.

Die Analysten sehen die Kursrückgänge ebenfalls gelassen. Diese sind weiterhin zuversichtlich. Deren mittleres Kursziel bei der Commerzbank liegt bei 16,40 € und das bei der Deutschen Bank bei 18,80 €. Bei den Einzeleinschätzungen gibt es jedoch größere Unterschiede.

Aus meiner Sicht ist die Commerzbank interessanter. Sollte der Konzentrationsprozess in Europa wieder zunehmen, ist die Commerzbank eher ein Übernahmekandidat als eine übernehmende Bank. Die Deutsche Bank tritt eher als Käufer auf, das ist mit hohen Übernahme- sowie Integrationskosten verbunden.

Mein Fazit: Die Kursrückgänge sollten nicht überbewertet werden. Im Gegenteil, sie bieten wieder günstigere Einstiegschancen.

ℹ️ Commerzbank in Kürze

  • Die Commerzbank ist eine Universalbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie das viertgrößte Geldhaus Deutschlands.
  • Das Bankinstitut betreut rund elf Millionen Privat- und Firmenkunden in Deutschland und Europa und besitzt mit rund 400 Filialen eines der dichtesten Filialnetze aller deutschen Privatbanken.
  • Die Aktie ist im DAX gelistet, an der Börse ist die Commerzbank derzeit mit rund 16,2 Milliarden € bewertet.

ℹ️ Deutsche Bank in Kürze

  • Die Deutsche Bank ist die größte Bank in Deutschland und gehört zu den führenden Banken in Europa. Als Universalbank bietet sie alle üblichen Bankleistungen an.
  • Neben dem Hauptsitz in Frankfurt unterhält die Bank an allen wichtigen Handelsplätzen Niederlassungen.
  • Die Aktie ist im deutschen Leitindex DAX gelistet und der Börsenwert beträgt 28 Milliarden €.

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