Siemens-Aktie: Drohen hier wirklich hohe Verluste?
Die Aktie des Elektrokonzerns Siemens (WKN: 723610) befindet sich seit dem Hoch Anfang Mai bei rund 188 € im Abwärtstrend, aktuell notiert sie bei 167,60 €. Laut den Einschätzungen von Barclays Capital ist sie trotz dieses Rückgangs noch immer deutlich überbewertet, deren Zielkurs liegt bei 125 €. Hier stellt sich die Frage: Ist dieses angeblich hohe Verlustpotenzial wirklich realistisch?
Probleme setzen sich fort
Die Einschätzungen von Barclays Capital beruhen darauf, dass Siemens derzeit mit Gegenwind kämpft und dass sich das im laufenden Jahr fortsetzt. Der Schwachpunkt im Konzern bleibt weiterhin das Digital Industries-Segment (DI).
Im zweiten Quartal fiel der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 5,2 Milliarden € auf 4,5 Milliarden € zurück. Auch beim Auftragseingang ist ein Rückgang von 14% auf 4,3 Milliarden € festzustellen. Der Nettogewinn in diesem Segment sank von 1,3 auf 0,7 Milliarden €.
Weiterhin wurde bemängelt, dass im Gewinn pro Aktie (EPS) ein nicht geringer Steueranteil enthalten sei. Beim Auftragseingang auf Konzernebene ist insgesamt ein Rückgang von 13% auf 20,5 Milliarden € eingetreten.
Barclays sprach aufgrund der Gesamtsituation von einem durchwachsenen Quartalsbericht. Da sich die Situation vorerst nicht bessert, liege der faire Wert bei 125 €. Insgesamt sei die Marktkapitalisierung zudem sehr ambitioniert.
Geschäftszahlen solide ausgefallen
Im Gegensatz zum Vorjahreszeitraum fiel der am 16. Mai veröffentlichte Bericht für das zweite Quartal insgesamt schlechter aus. Der Umsatz mit 19,2 Milliarden € ging leicht um 1% zurück. Verantwortlich hierfür ist das DI-Segment.
Beim Ertrag gibt sich ein zweigeteiltes Bild. Nominal reduzierte sich der Nettogewinn von 3,6 auf 2,2 Milliarden €, allerdings ist im Vorjahresergebnis eine buchhalterische Werterhöhung für die Tochter Siemens Energy in Höhe von 1,6 Milliarden € enthalten. Ohne diese ist eine Verbesserung des Gewinns eingetreten.
In der Summe betrachtet ist die Geschäftsentwicklung dennoch zufriedenstellend ausgefallen. Wichtig ist, dass die Jahresprognose bestätigt wurde. Demnach wird mit einem Umsatzanstieg von 4 bis 8% gerechnet. In der DI-Sparte wird ein Umsatzrückgang von -4 bis -8% erwartet. Die Gewinnmarge in dieser Sparte wurde auf 18 bis 21% reduziert.
Konzernchef Roland Busch beschrieb die Entwicklung so:
Wir haben im zweiten Quartal eine solide Leistung erbracht. Wir sind widerstandsfähig in einer Zeit, die weiter von einer zurückhaltenden wirtschaftlichen Lage geprägt ist.
Potenzial vorhanden
Die Geschäftsentwicklung ist für einen der weltweit führenden Technologiekonzerne zwar nicht gut, aber meiner Meinung nach auch nicht so schlecht, wie von Barclays dargestellt. Auch wenn sich die Probleme in der DI-Sparte fortsetzen, werden die Defizite durch die anderen Sparten überkompensiert. Bei der operativen Tochter Siemens Healthineers zeigte die Restrukturierung deutliche Fortschritte. Der Gewinn im zweiten Quartal stieg von 288 auf 681 Millionen €.
Im Hinblick auf die Gesamtsituation sehe ich weiteres Kurspotenzial. Der faire Wert liegt meiner Meinung nach bei 190 €. Das entspricht einem Potenzial von rund +14%. Damit liege ich unterhalb der Einschätzungen der restlichen Analysten. JP Morgan und RBC liegen mit je 195 € leicht über meiner Einschätzung. Bernstein Research sieht mit 222 € eine erhebliche Unterbewertung.
Solide Dividende
Der Kursrückgang ist insgesamt positiv zu werten, dadurch ergeben sich wieder günstigere Einstiegschancen. Aufgrund der derzeitigen Nervosität an der Börse besteht vorerst allerdings keine Eile zum Einstieg, erst sollte eine Bodenbildung abgewartet werden.
Was für die Aktie spricht, ist die solide Dividendenrendite von aktuell 2,8%.
Mein Fazit: Die Einschätzungen von Barclays teile ich nicht. Im Gegenteil, die Aktie besitzt wieder Potenzial.
ℹ️ Siemens SE in Kürze
- Die Siemens AG ist ein weltweit führendes Unternehmen der Elektronik und Elektrotechnik. Der Konzern ist weltweit schwerpunktmäßig in den Bereichen Mobilität, Industrie und Digitalisierung tätig.
- Neben dem Hauptsitz in München unterhält der Konzern Niederlassungen weltweit.
- Siemens ist der größte Anteilseigner bei den ausgelagerten Töchtern Siemens Energy und Siemens Healthineers. Siemens Energy dient nur noch als Finanzanlage.
- Die Aktie ist im DAX gelistet, die Marktkapitalisierung liegt bei 132,5 Milliarden €.
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