Nel ASA-Aktie: Zurück zum 5-Jahrestief?

Ende Mai kletterte die Nel ASA-Aktie (WKN: A0B733) auf ein neues Jahreshoch bei knapp 0,80 €. Doch in den darauffolgenden Tagen hat sich der Trend massiv gedreht und das Papier des norwegischen Wasserstoffunternehmens wird nur noch abverkauft. Was steckt hinter dem Verkaufsdruck und droht nun ein neues 5-Jahrestief?

Ein vermasselter Börsenstart

Eigentlich war es als strategischer Befreiungsschlag geplant. Ende letzter Woche brachte Nel ASA sein Betankungsgeschäft unter dem Namen „Cavendish Hydrogen“ an die Börse in Oslo.

Doch das Listing stellte sich als Debakel heraus. In den ersten drei Handelstagen halbierte sich der Wert der Cavendish Hydrogen-Aktie. Offenbar glauben Anleger noch weniger an eine positive Zukunft des Betankungsgeschäfts von Nel als an die Muttergesellschaft selbst.

Im vergangenen Jahr zeigte die Fueling-Sparte (Cavendish) zwar ein Umsatzwachstum von über 40%, wies aber auch einen satten operativen Verlust in Höhe von mehr als 250 Millionen norwegischen Kronen aus. Anscheinend trauen Anleger Cavendish Hydrogen in naher Zukunft nicht zu, schwarze Zahlen zu schreiben.

Der Trend hat sich gewendet

Nach der starken Erholungsrallye im Mai hat sich der Trend für die Nel ASA-Aktie im Juni wieder gedreht. Seit Monatsbeginn steckt der Wasserstoff-Titel in einem ausgeprägten Abwärtstrend.

Gut möglich, dass die Aktie in den kommenden Tagen noch einmal das 5-Jahrestief bei 0,39 € testet. Ein Durchbruch wäre ein charttechnisches Desaster.

Langfristig auf gutem Wege

Ich rate Anlegern aktuell, den Kursrückgang der Nel ASA-Aktie nicht überzubewerten. Auch andere Wasserstofftitel, beispielswiese Plug Power oder Thyssenkrupp Nucera, mussten in den letzten Tagen mächtig Federn an der Börse lassen.

Das allgemeine Börsensentiment gegenüber Wasserstoffwerten hat sich abermals verschlechtert, was auch an der Zinssituation in den USA und Europa liegt. Während die EZB den Leitzins um marginale 0,25% verringert hat, gibt es aus den Vereinigten Staaten bislang keine Anzeichen für eine Zinssenkung. Hohe Zinsen sind für Wasserstoffaktien immer eine massive Belastung.

Die Abspaltung der Betankungssparte war für Nel ASA strategisch ein völlig richtiger Schritt, um sich in Zukunft als pure play Elektrolyseurhersteller aufzustellen. Die Wasserstoffindustrie entwickelt sich (leider) deutlich langsamer, als von Anlegern erhofft, doch inzwischen warten vor allem in den USA Milliardenbeträge darauf, in diese junge Energiebranche investiert zu werden.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Nel ASA sein Umsatzwachstum der letzten Jahre auch in Zukunft fortsetzen und sich immer weiter der Gewinnschwelle nähern wird. Die Skaleneffekte in der Wasserstoffindustrie sind groß. Ab einer gewissen Umsatzgröße werden die schwarzen Zahlen automatisch folgen.

Vor diesem Hintergrund brauchen Anleger Geduld bei einem Investment in die Nel ASA-Aktie. Langfristig gesehen halte ich das aktuelle Kursniveau für eine attraktive Einstiegsgelegenheit.