Covestro-Aktie: Hier legt jenseits der Gerüchte der faire Wert

Wieder Spekulationen

Zuletzt war es sehr ruhig geworden bezüglich der Übernahme von Covestro durch Adnoc. Der Kurs der Covestro-Aktie (WKN:606214) ist nach dem Sprung seit dem ersten Übernahmegerücht im Juni letzten Jahres mittlerweile in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Immer wieder aufkommende Spekulationen führten zu kurzfristigen Anstiegen. Das 8%-Plus am 11. Juni durch ein neues Gerücht ist wieder verpufft, aktuell steht der Kurs bei knapp 50 €. Was ist zukünftig zu erwarten?

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Neues Übernahmegerücht gemeldet

Gerüchte sorgen an der Börse immer wieder für heftige Kursbewegungen, letztendlich zählen jedoch nur Fakten. Und bezüglich der Übernahme des Leverkusener Konzerns gibt es nur eine Tatsache: Im September wurde offiziell bestätigt, dass offene Gespräche mit Adnoc geführt werden. Über den Stand der Verhandlungen wurde seitdem nichts mehr gemeldet.

Die letzte Spekulation eines Insiders besagt, dass demnächst eine Due Diligence (Einblick in die Geschäftsbücher) bevorstehe. Je nachdem wie diese ausfalle, könnte der vermutete Übernahmepreis von 60 € auch höher ausfallen.

Diese Gerüchte sollten nicht überbewertet werden. Die Gespräche dauern mittlerweile schon so lange, dass sie das Interesse der Marktteilnehmer nur noch kurzfristig wecken. Die Ungewissheit über die Verhandlungen könnte ein Indiz dafür sein, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen gibt.

Geschäftsentwicklung verbessert

Das letzte Geschäftsjahr traf die Chemiebranche sehr schwer. Der Einbruch der Weltkonjunktur machte auch Covestro stark zu schaffen, Umsatz und Ertrag gingen deutlich zurück. Der am 30. April veröffentlichte Quartalsbericht fiel insgesamt zufriedenstellend aus.

Ein Vergleich mit den Kennzahlen des Vorjahreszeitraums zeigt eine weitere Verschlechterung beim Umsatz und Ertrag. Viel wichtiger ist jedoch ein Vergleich mit dem Vorquartal, und da sieht es ganz anders aus.

Der Umsatz verbesserte sich von 3,3 Milliarden € auf 3,5 Milliarden €. Sehr stark entwickelte sich die Sparte Solution & Specialties. Mittlerweile scheint die Talsohle beim Umsatz durchschritten zu sein. Besonders positiv ist die Ertragsentwicklung. Das operative EBITDA stieg von 132 auf 273 Millionen €.

Diese positive Ertragsentwicklung soll sich laut Unternehmensangaben weiter fortsetzen. Für das zweite Quartal wird ein operatives Ergebnis von 270 bis 370 Millionen € erwartet. Auf Jahressicht soll das EBITDA zwischen 1 und 1,6 Milliarden € liegen – im Vorjahr lag es bei 0,8 Millionen €.

Damit bestätigt sich die Aussage des deutschen Chemieverbandes, dass das Geschäft sich wieder belebt. Wichtig ist, dass die niedrigen Absatzpreise wieder anziehen.

Christian Baier, CFO von Covestro, kommentierte die Erwartungen so:

Angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten bleiben wir allerdings mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf noch zurückhaltend.

Vorerst abwarten

Die Gerüchte sollten nicht überbewertet werden; ob eine Übernahme kommt oder nicht, bleibt ungewiss. Selbst wenn eine Due Diligence offiziell bestätigt wird, bleibt deren Ausgang abzuwarten. Wichtiger ist momentan die wirtschaftliche Situation. Hier deutet sich eine leichte Verbesserung an, insbesondere beim Ertrag.

Sollte diese im Jahresverlauf stabil bleiben, ist eine deutliche Ertragssteigerung gegenüber dem Vorjahr zu erwarten. Den fairen Wert sehe ich rein unter wirtschaftlichen Aspekten bei 55 €. Er ist gegenüber dem jetzigen Kursniveau kein Kaufargument. Auffallend bleiben weiterhin die vielen Stimmrechtsmeldungen seitens institutioneller Investoren.

Die Einschätzungen der Analysten sind sehr unterschiedlich, deren mittleres Kursziel liegt bei 53 €. Die DZ Bank sieht den fairen Wert bei 70 €, die UBS mit 41€ hält die Aktie für überbewertet.

Mein Fazit: Solange es nur Übernahmegerüchte gibt, sind sie für die Aktienbeurteilung unwichtig. Die Ertragsverbesserung ist noch zu unsicher, Anleger sollten daher weiterhin an der Seitenlinie bleiben.

ℹ️ Covestro vorgestellt

  • Covestro ist ein Werkstoffhersteller, der als Abspaltung aus dem Bayer-Konzern hervorgegangen ist.
  • Neben dem Hauptsitz in Leverkusen unterhält der Konzern rund 50 Niederlassungen weltweit.
  • Die Polymer-Produkte werden unternehmensseitig in Performance Material und Solution & Specialties untergliedert.
  • Der Konzern wird an der Börse mit 9,4 Milliarden € bewertet.

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