Pyrum: Was Anleger über den Reifen-Recycling-Pionier wissen müssen

Partner von BASF

Altreifen galten lange nicht als recyclebar, bis Pyrum (WKN: A2G8ZX) auf den Plan getreten ist. Das börsennotierte Unternehmen aus dem Saarland hat aufgrund der großen Marktchance bereits eine Vielzahl an hochkarätigen Partnern gewonnen. Der zweiten Teil des sharedeals-Interviews mit CEO Pascal Klein erfahren Anleger, wann bei dem Recycling-Vorreiter erste Umsatzsprünge und Ergebnisverbesserungen zu erwarten sind.

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Geschäftszahlen noch wenig aussagefähig

sharedeals.de: Am 16. Mai präsentierte Pyrum die Geschäftszahlen für 2023. Daraus ergibt sich, dass die Gesamtleistung von 19,1 Millionen € im Vorjahr auf 12,8 Millionen € abnahm; der Umsatzanteil dabei ist mit 1,1 Millionen € weiterhin sehr gering. Der Konzernfehlbetrag erhöhte sich von 7,8 Millionen € auf 9,5 Millionen €. Wann ist mit einem Umsatzanstieg und einer Verbesserung der Ertragslage zu rechnen?

Pascal Klein: Bisher basieren die Umsätze lediglich auf der ersten Prototyp-Anlage. Die Mühle und Pelletieranlage kann derzeit nur 350 Kg rCB pro Stunde herstellen, da die Anlage die erste Ihrer Art ist und relativ klein ausgelegt wurde. Der Grund dafür war einfach: Die Vorgaben der rCB Abnehmer (Continental, Pirelli, Schwalbe) waren noch sehr ungenau und wurden erst in den letzten 2 Jahren konkretisiert. Jetzt wissen wir, wie das finale rCB aussehen muss, damit es in neuen Reifen eingesetzt werden kann, was es ja auch schon wird, und zwar in Fahrradreifen von Schwalbe (Green Marathon) und Gabelstapler-Reifen von Continental (seit KW23 2023).

Nun müssen größere Anlagen gebaut werden, damit die Mengen auch hochgehen können und somit auch der Umsatz. Die Nachfrage ist gigantisch, die verfügbaren Mengen aber noch sehr gering. Leider sind solche Anlagen auch nicht von heute auf morgen gebaut; man muss mindestens 18 Monate Bauzeit rechnen (ohne Planung und ohne Genehmigungsverfahren). Der aktuelle Umsatz resultiert also nur aus dem Erlös der Altreifenannahme, dem Verkauf des Öls an BASF und dem geringen Verkauf von rCB an Continental und Schwalbe aus der ersten Prototypanlage.

Linie 2 und 3 gehen in Betrieb

Mit der neuen Mahl- und Pelletieranlage kann ein Volumen von 1.350 Kg pro Stunde hergestellt werden. Wenn diese voll in Betrieb ist, wird sich der Umsatz deutlich erhöhen. Auch die Menge des gewonnenen Öls wird durch die Anlagen 2 und 3 deutlich erhöht werden; Linie 2 liefert Öl seit KW2 2024 und Linie 3 hat den Testbetrieb in KW24 2024 aufgenommen.

Die Mühle wird in den nächsten Monaten geliefert und aufgestellt. Mit einer Inbetriebnahme rechnen wir Ende des vierten Quartals, spätestens Anfang 2025. Im laufenden Geschäftsjahr ist daher mit keinem größeren Umsatzanstieg zu rechnen; erst 2025 wird er signifikant steigen. Wenn dann die Anlage in Perl-Besch ihren Beitrag liefert, ist mit einem weiteren Umsatzschub zu rechnen.

sharedeals.de: Ab wann beginnt sich der Fehlbetrag bei Ihnen zu reduzieren?

Pascal Klein: Die Gesamtleistung beinhaltet die aktivierten Eigenleistungen. Da die Anlagen 2 und 3 weitestgehend fertig sind, reduzierten sich die Eigenleistungen deutlich auf 11,7 Millionen €.

Dass der Fehlbetrag sich auf 9,5 Millionen € erhöhte, liegt auch daran, dass wir die Anzahl der Mitarbeiter im Jahr 2023 deutlich erhöht haben. Auch 2024 wird die Anzahl der Beschäftigten weiter steigen. Neben den gestiegenen Personalkosten fielen hohe Kosten für die Zertifizierung an. Insbesondere die Zertifizierung VDA 6.3 (VDA: Verband Deutscher Automobilindustrie) bezüglich der Zulassung für die Autoindustrie als Kooperationspartner war mit hohen Kosten verbunden. Darüber hinaus erfolgt eine ESG-Zertifizierung durch das Institut Imug, wobei Pyrum mit „sehr gut“ ausgezeichnet wurde. Mit dem Anstieg des Umsatzes wird sich auch der Fehlbetrag deutlich verringern.

Stabile Finanstruktur geplant

sharedeals.de: Wie ist die finanzielle Situation und wie erfolgt die Finanzierung des Roll-Outs?

Pascal Klein: Die Finanzierung erfolgt derzeit über zwei Säulen: Diese sind die Eigenmittel sowie das Darlehen von BASF. Mit dem Börsengang Ende 2021 floss viel Kapital in die Unternehmenskasse. Hieraus wurden die Anlagen 2 und 3 in Dillingen größtenteils finanziert.

Eine weitere Finanzierungsart wurde durch das Darlehen von BASF generiert. Das Ludwigshafener Unternehmen ist an einer größeren Lieferung von Öl interessiert. Das ist aber nur durch die Errichtung neuer Anlagen möglich. Hierfür wurde uns ein Darlehen über 25 Millionen € gewährt. Weitere 25 Millionen € wurden zugesagt, wenn es Pyrum gelingt, 50 Millionen von anderen Partnern einzuholen. Hierzu zählen auch die Kapitaleinlagen der Partner der geplanten neuen Anlagen in Griechenland, Tschechien, Schweden und anderen geplanten Anlagen. Um den Bau in Perl-Besch zu finanzieren, wurde ein Teil des BASF-Darlehens bereits ausgezahlt.

Insgesamt sind wir zuversichtlich, dass wir mittelfristig eine gute Finanzstruktur erreichen. Die Liquiditätslage ist derzeit gut.

sharedeals.de: Vielen Dank, Herr Klein, für die ausführliche Erläuterung zum Unternehmen und den geplanten Vorhaben.

ℹ️ Pyrum Innovations AG in Kürze

  • Die Pyrum Innovations AG ist ein sehr innovatives Unternehmen, das sich mit dem Recyceln von Altreifen und anderen Kunststoffen beschäftigt. Die Idee ist, durch Recyceln wieder Rohstoffe zu gewinnen.
  • Neben dem Hauptsitz in Dillingen/Saar sind weitere Produktionsstandorte geplant. Erste Schritte der Internationalisierung ist die Kooperation mit dem schwedischen Recycling Unternehmen GreenTech Recycling Tires AB.
  • Das im Scale Segment gelistete Aktie wird an der Börse aktuell mit 106,7 Millionen € bewertet.

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