Delivery Hero-Aktie -17%: Warum der Schock?

Delivery Hero startet mit einem Schock in die neue Handelswoche. Am Montagmorgen geht es für den Lieferdienst um über -17% bergab. Damit ist die Delivery Hero-Aktie (WKN: A2E4K4) der mit Abstand schlechteste Wert im MDAX und setzt ihre Talfahrt der letzten Wochen weiter vor. Was ist der Auslöser des Mini-Crashs?

Ärger mit den Wettbewerbsbehörden

Es ist die Nachricht, dass das Unternehmen seine Rückstellungen für mögliche Wettbewerbsverletzungen deutlich erhöhen muss. Bislang hatte Delivery Hero für diese Fälle 186 Millionen € zurückgestellt. Nach jüngsten Gesprächen mit den europäischen Wettbewerbsbehörden sieht sich der Lieferdienst gezwungen, seine Rückstellungen auf über 400 Millionen € zu erhöhen.

Hintergrund der Sache sind durch die EU-Kommission veranlasste Verfahren, bei denen es um den Vorwurf angeblich wettbewerbswidriger Absprachen zwischen Delivery Hero und Kunden geht. So soll der Lieferdienst laut Ansicht der europäischen Behörden in verschiedenen Ländern Kunden unrechtmäßig über Exklusivitätsvereinbarungen und Treuerabatten an sich gebunden und Wettbewerbern den Kundenzugang erschwert haben. In den Jahren 2022 und 2023 wurden in diesem Zusammenhang Geschäftsräume von Delivery Hero durchsucht.

Zudem hat das MDAX-Unternehmen auch in Spanien juristischen Ärger. Hier droht die Nachzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen in einer Höhe von 260 bis 430 Millionen €. Die spanische Justiz wirft Delivery Hero Fehler bei der Einstufung des sozialversicherungsrechtlichen Status seiner Fahrer vor.

Verdammt nah am Allzeittief

Das kurzfristige Chartbild der Delivery Hero-Aktie ist eine Katastrophe. Seit Mitte Mai befindet sich der MDAX-Titel in einem steilen Abwärtstrend.

In nicht einmal zwei Monaten hat sich der Aktienkurs fast halbiert. Die Delivery Hero-Aktie notiert nur noch rund 4% über ihrem Allzeittief.

Ärgerlich, aber kein Beinbruch

Für Delivery Hero sind das keine existenzgefährdenden, aber äußerst unglückliche Nachrichten. Das Unternehmen verfügt über ausreichend finanzielle Ressourcen, um etwaige Strafzahlungen zu begleiten.

Trotzdem erschüttern Meldungen dieser Art das Vertrauen der Anleger. Diese sehen sich nun im Ungewissen, in wie vielen weiteren Ländern noch Ärger mit der Justiz drohen könnte. Kurzfristig rate ich angesichts dieser Unsicherheit und des miserablen Chartbildes vom Kauf der Delivery Hero-Aktie ab.

Langfristig sieht es besser aus

Langfristig habe ich eine optimistischere Sichtweise auf die Delivery Hero-Aktie. In sehr vielen Ländern der Welt ist derzeit eine Oligopolbildung auf dem Markt der Lieferdienste zu beobachten. Unternehmen, die seit Jahren Geld auf bestimmten Märkten verlieren bzw. nicht zu den marktführenden Anbietern gehören, ziehen sich oftmals aus diesen zurück.

Auch Delivery Hero verfolgt seit Monaten diese strategische Fokussierung. Das Geschäft in Ländern, in denen der Lieferdienst keine Chance auf eine Spitzenposition hat, wird abgestoßen oder an Wettbewerber verkauft.

In meinen Augen ist diese Strategie vollkommen richtig. Sie wird in den kommenden Jahren dazu führen, dass sie die Ergebnisse und Cashflows von Delivery Hero deutlich verbessern werden. Ich gehe deshalb davon aus, dass das Unternehmen seine sehr gute Ergebnisentwicklung der letzten Jahre fortsetzen und Anleger bald mit schwarzen operativen Zahlen erfreuen wird.

Anleger mit einem mehrjährigen Investmenthorizont sollten die Gelegenheit für einen Einstieg in die Delivery Hero-Aktie nutzen. Er dürfte sich langfristig bezahlt machen.