ProSiebenSat1-Aktie: Da ist mächtig was los

Mit einem Kurssprung von über +5% gehört die ProSiebenSat1-Aktie (WKN: PSM777) am Donnerstagmorgen zu den stärksten Werten im Small Cap Index SDAX. Seit Jahresbeginn hat das Papier des deutschen Medienkonzerns fast +30% zugelegt. Was steckt hinter dem positiven Kursverlauf?

Eine Bank ist bullisch

Kurstreiber am Donnerstag ist eine neue Einschätzung der US-Großbank JPMorgan. Sie verbesserte das Rating der ProSiebenSat1-Aktie von bislang „neutral“ auf nunmehr „übergewichten“ und hob gleichzeitig das Kursziel von 9,40 auf 11,10 € an. Damit sehen die JPMorgan-Analysten ein Upside von mehr als +50% für den Medien-Wert.

Es kommt noch besser: Nach Meinung von JPMorgan gehört die ProSiebenSat1-Aktie zu den sogenannten „Super Six“ für das zweite Halbjahr. Das sind Aktien, von denen sich die Banker eine besonders starke Börsenperformance im zweiten Halbjahr erwarten.

Streit um die Konzernstruktur

Beim deutschen Medienkonzern ist derzeit viel in Bewegung. Der italienische Medienkonzern Media for Europe (MFE), der 30% der Aktien hält, hatte bei der Hauptversammlung im April vergeblich versucht, eine Mehrheit für die Restrukturierung der ProSiebenSat1-Gruppe zu bekommen.

MFE will seit geraumer Zeit die Konzernführung dazu bewegen, ihre E-Business- und Dating-Aktivitäten, zu denen die Marken Flaconi, Jochen Schweizer, ParshipMeet und Verivox gehören, abzuspalten. Hintergrund ist, dass die Italiener sich lediglich für das Kerngeschäft Fernsehen interessieren und diesen Bereich selbst übernehmen wollen.

Bislang konnten sich MFE und das Management nur auf einen Verkauf von Flaconi (ein Online-Parfumshop) und Verivox (eine Preisvergleichsplattform) einigen. Der Verkauf dieser beiden Töchter könnte dem Konzern dringend benötigte Millionen in die Kasse spülen.

ProSiebenSat1 hat im Bereich Streaming und Abonnements den Anschluss an den Wettbewerb verloren. Die deutsche Sendergruppe wird in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand nehmen müssen, um den Rückstand zu Netflix, Disney & Co. aufzuholen.

Kein Entkommen aus dem Seitwärtstrend

Nach einer starken Börsenperformance von Jahresbeginn bis Mitte April befindet sich die ProSiebenSat1-Aktie seitdem in einem Seitwärtstrend. Seitdem pendelt der SDAX-Titel in einem Kurskorridor zwischen 6,50 und 7,80 € auf und ab.

Die gute Nachricht: Die Unterstützung bei 6,50 € hat sich bislang als robust erwiesen. Die schlechte Nachricht: Der Widerstand bei 7,80 € zeigt sich ebenfalls sehr hartnäckig.

Latecomer im Streaming-Business

Ich kann den Optimismus von JPMorgan in Bezug auf die ProSiebenSat1-Aktie nicht teilen. Zwar haben sich die konjunkturellen Aussichten in Deutschland zuletzt wieder leicht aufgehellt, was sich wiederum positiv auf die Werbeeinnahmen der Mediengruppe auswirken sollte.

Aber das große Sorgenkind ist meiner Meinung nach das Streaming-Business. ProSiebenSat1 ist ein absoluter Latecomer in diesem Bereich und hat in meinen Augen einen nahezu uneinholbaren Rückstand gegenüber den Branchengiganten Netflix, Amazon Prime und Disney.

Das Budget der deutschen Konsumenten für Streaming ist nicht grenzenlos. Nur wenige Leute sind bereit, für einen weiteren Streaming-Dienst Geld auszugeben. Für Erfolg im Streaming-Markt wird ProSiebenSat1 seinen Kunden sehr attraktive Inhalte anbieten müssen. Und attraktive Fernsehinhalte kosten nun mal sehr viel Geld – Geld, das der Medienkonzern derzeit nicht hat.

Zwar dürfte der Verkauf von Unternehmensteilen dem Konzern einen kleinen Geldsegen bescheren. Aber ob es ausreicht, um das Kerngeschäft der ProSiebenSat1-Gruppe fit für die Zukunft zu machen, wage ich zu bezweifeln.