TUI-Aktie: Die Börse ist zu pessimistisch

Seit über einem halben Jahr pendelt die TUI-Aktie (WKN: TUAG50) nun schon in einem Seitwärtstrend zwischen 6 und 8 € auf und ab. Selbst gute Buchungszahlen und die Insolvenz eines der größten Wettbewerber konnte dem Papier des Tourismus-Riesen bislang keinen Schwung verleihen. Wieso trauen Anleger TUI eigentlich so wenig zu?

Eine willkommene Insolvenz

Es ist schon erstaunlich: Das Geschäft läuft bei TUI so rund wie schon seit vielen Jahren nicht mehr und dann geht mit FTI Touristik auch noch einer der größten Wettbewerber pleite – und trotzdem kann die TUI-Aktie bislang nicht von diesen positiven Entwicklungen profitieren.

Noch einmal zur Erinnerung: Sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal schlug TUI mit seinen Zahlen die Erwartungen des Marktes. Auf dieser Basis bestätigte die Konzernführung den Ausblick für das Gesamtjahr. Das Management peilt eine Umsatzsteigerung von mindestens 10% und eine Ergebnisverbesserung um 25% an.

Bei dieser Prognose ist die Insolvenz von FTI Touristik aber noch gar nicht berücksichtigt. Rund 175.000 über FTI gebuchte Pauschalreisen wurden kurzfristig abgesagt. Die betroffenen Reisenden werden nun auf die Branchenschwergewichte TUI und Dertour ausweichen.

Die beiden größten deutschen Touristikkonzerne verzeichneten in den letzten Wochen einen sprunghaften Anstieg der Buchungen. TUI hat deshalb 300.000 zusätzliche Reiseplätze im Sommer ins Programm aufgenommen. Für die Wintersaison sind weitere 150.000 Plätze vorgesehen.

Das Schöne daran: Diese Buchungen werden voraussichtlich dauerhaft erhalten bleiben. Durch den Wegfall von FTI Touristik werden sich die Pauschalreisenden in Zukunft größtenteils auf TUI und Dertour konzentrieren.

Langeweile pur

Der Kursverlauf der TUI-Aktie war in den letzten Monaten an Langeweile kaum zu überbieten. Bei ca. 6,10 € war nach unten Schluss und bei ca. 7,90 € ging es nicht mehr weiter nach oben. Ein Ende des Seitwärtstrends zeichnet sich nach wie vor nicht ab.

Kommt die Trendwende?

Nachdem die TUI-Aktie Anfang April die 8 €-Marke nicht überspringen konnte, folgte eine recht starke Kurskorrektur auf rund 6,30 €. Mit dem gestrigen Kurssprung konnte sich der Reisetitel wieder deutlich von diesem 3-Monatstief absetzen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob sich eine Trendwende abzeichnet.

Nicht der Umsatz-, die Kosten sind das Problem

Ich bin angesichts der aktuellen Lage vorsichtig optimistisch in Bezug auf die TUI-Aktie eingestellt. Der Branchenprimus hat kein Umsatz-, sondern ein Kostenproblem.

In den beiden vergangenen Geschäftsjahren lag die operative Marge von TUI zwischen 2,5 und 3,0%. Das ist selbst für einen Tourismuskonzern erschreckend wenig. Bislang hat es TUI nicht erfolgreich geschafft, gestiegene Kosten über höhere Preise an seine Kunden weiterzugeben.

Ich bin aber guter Dinge, dass das in den nächsten Jahren besser gelingen wird. Der Inflationsdruck hat in den letzten Monaten deutlich nachgelassen. Das bedeutet, dass TUI in Zukunft nicht mehr mit so starken Kostensteigerungen für Personal und Sprit für seine Flugzeuge, Schiffe und Hotels zu rechnen hat.

Gleichzeitig hat der Reisekonzern durch die Insolvenz von FTI aber mehr Markt- und damit Preissetzungsmacht gewonnen. Bei Pauschalreisen haben Kunden nicht mehr viele Großanbieter zur Wahl. Zudem haben sich die meisten Reisenden an das inzwischen hohe Preisniveau von Pauschalreisen gewöhnt.

Die Chancen stehen meiner Meinung nach sehr gut, dass TUI seine Ergebnismargen in den kommenden Quartalen steigern kann. Die TUI-Aktie ist deshalb für mich eine Kaufempfehlung. Sie hat in meinen Augen ein interessantes mittel- bis langfristiges Potenzial.