BayWa-Aktie -20%: Die nächste Schreckensnachricht

Sanierungsgutachten in Arbeit

Die Situation der BayWa-Aktie (WKN: 519406) wird immer dramatischer. Nachdem der Kurs des bayerischen Agrar- und Mischkonzerns in den letzten zwölf Monaten bereits um über -40% nachgegeben hatte, ging es am Freitag noch einmal um schockierende -20% bergab. Die BayWa-Aktie notiert damit auf einem neuen 15-Jahrestief. Was steckt hinter der erschreckenden Kursentwicklung?

baywa.de

Ein Dreiklang an Negativfaktoren

Die BayWa hat seit geraumer Zeit mit einem einzigartigen Dreiklang negativer Faktoren zu kämpfen: Schlechten Geschäftszahlen, einer hohen Verschuldung und schädlichen Personalquerelen. Doch der Reihe nach:

Das Jahr 2023 ging in die Firmenchronik der BayWa ein, denn zum ersten Mal in der 101-jährigen Unternehmensgeschichte wies der Mischkonzern einen Jahresverlust in Höhe von 93 Millionen € aus. Die Konzernführung machte das hohe Zinsniveau und die ebenso hohe Steuerquote für den historisch einmaligen Fehlbetrag verantwortlich.

Doch damit stiehlt sich das Management einfach aus seiner Verantwortung, denn es gibt zahlreiche operative Krisenherde, die mitverantwortlich für das schwache Ergebnis sind. So belasteten der Rückgang im Wohnungsbau, der Preisverfall bei Düngemitteln und Solarmodulen sowie massive Ernteausfälle das Konzernergebnis massiv.

Das zweite große Problem der BayWa ist die hohe Verschuldung des Konzerns. Der Agrar- und Mischkonzern hat sich mit 5,6 Milliarden € an Finanzverbindlichkeiten zu hoch verschuldet und weist inzwischen eine ungesunde Fremdkapitalquote von 86% aus. Angesichts der immer noch recht hohen Zinsen führt dieser Schuldenberg zu einer hohen finanziellen Belastung.

Um diesen Schuldenberg abzutragen will der Konzern Geschäftsbereiche verkaufen. Dass das nicht so einfach ist, zeigt das Beispiel des Solarhandels. Der Verkauf dieses Teilbereichs war bereits für das vergangene Jahr geplant, ging aber aufgrund der zu hohen Preisvorstellung der BayWa nicht über die Bühne.

Und als dritter Negativfaktor gesellen sich auch noch Streitigkeiten in der Führungsebene hinzu. Diese führten letztlich zum Rücktritt von Aufsichtsratschef Lutz, der bis 2013 noch als Vorstandsvorsitzender agierte.

Und nun?

Die Situation der BayWa ist offenbar so gravierend, dass der Konzern nun mithilfe eines Sanierungsgutachtens seine angespannte Finanzierungslage verbessern will. Offenbar führt das Management bereits Gespräche mit Finanzierungspartnern, um die Finanzlage nachhaltig zu stärken.

Gleichzeitig kündigte das Management den sozialverträglichen Abbau von Stellen an. Im Geschäftsfeld Bau wird außerdem die Einführung von Kurzarbeit geprüft.

Ein Chartbild des Grauens

Der Chart der BayWa-Aktie liefert seit geraumer Zeit ein Bild des Grauens. Seit über anderthalb Jahren befindet sich der SDAX-Titel in einem massiven Abwärtstrend.

Alle historischen Unterstützungen wurden ohne Gegenwehr durchbrochen. Schlimmer könnte es charttechnisch nicht laufen.

Es könnte noch schlimmer kommen

Ich kann Anlegern angesichts dieser Gemengelage von Negativfaktoren nur von einem Kauf der BayWa-Aktie abraten. Sie mag zwar auf einem historisch niedrigen Kursniveau notieren. Aber das hat, wie dargestellt, auch gute Gründe.

Die schlechte Geschäftsentwicklung hat sich im ersten Quartal 2024 fortgesetzt. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um satte 17% und mit einem Nettoverlust von 108 Millionen € steckt der Konzern tief in den roten Zahlen. Aus welchen Bereichen sich eine rasche Besserung ergeben soll, ist mir nicht ersichtlich.

Die Meldung vom Freitag, dass ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben wird, kann ich mir nur damit erklären, dass die Banken inzwischen mächtig Druck auf das BayWa-Management ausüben. Sie sind in meinen Augen der Auslöser für diesen Schritt, weil sie sich offensichtlich Sorgen um den Ausfall von Krediten machen.

Bis auf Weiteres heißt es deshalb: Finger weg von der BayWa-Aktie. Es könnten noch weitere böse Überraschungen drohen.

ℹ️ BayWa vorgestellt

  • Die BayWa ist ein international agierender Agrar- und Mischkonzern mit Sitz in München.
  • Der Konzern wurde ursprünglich zur Unterstützung der bayerischen Landwirtschaft gegründet. Heute ist die BayWa nicht nur im Agrarsektor aktiv, sondern auch in den Bereichen Bau, Energie und Digitalisierung.
  • Gegründet im Jahr 1923, ist der Münchener Konzern heute in über 40 Ländern vertreten.
  • Die BayWa notiert im Small Cap Index SDAX und ist aktuell ca. 640 Millionen € wert.

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