Evotec-Aktie -17%: Jetzt kaufen oder Reißleine ziehen?

Jahresprognose gesenkt

Über die Anteilseigner der Evotec-Aktie (WKN: 566480) ist am späten Dienstagabend erneut das Unheil hereingebrochen. Weil der Wirkstoffspezialist seine Jahresprognose deutlich gesenkt hat, kam es nachbörslich bei Tradegate zum brutalen Abverkauf. Am Ende standen -17,48% und nur noch 6,61 € auf dem Kurszettel. Was nun? Hört das Desaster denn nie auf?

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Eine Hiobsbotschaft

Es war zu befürchten, und wir haben erst vergangenen Freitag in diesem Artikel genau vor diesem möglichen Szenario gewarnt, auf das sich Anleger  einstellen müssten: Wie etliche andere Unternehmen während der laufenden Berichtssaison stampft tatsächlich auch Evotec seine Jahresziele ein. Und es kommt sogar noch schlimmer als gedacht, denn die neuen Prognosen der Hamburger für den Umsatz und Gewinn liegen sogar noch unter den bereits niedrigen Erwartungen der Analysten.

Kein Wunder als, dass der Aktienkurs nach dieser Hiobsbotschaft erneut eingebrochen ist. Insgesamt summiert sich der Kursverlust nun allein seit Jahresbeginn auf dramatische -75%.

Schlimmer als befürchtet

Evotec kalkuliert nun mit einem Jahresumsatz von 790 bis 820 Millionen €. Das entspricht nach Unternehmensangaben einem niedrigen bis mittleren einstelligen prozentualen Wachstum im Vergleich zum Vorjahreswert von gut 781 Millionen €. Bisher hatte der Konzern hier ein Wachstum im niedrig zweistelliges Bereich erwartet.

Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) rechnet der Konzern jetzt mit 15 bis 35 Millionen € nach 66,4 Millionen € im vergangenen Jahr. Statt eines mittleren zweistelligen Wachstums geht Evotec also von einem mittleren zweistelligen Rückgang aus.

Die Erwartungen der Analysten wurden also verfehlt. Sie hatten laut Bloomberg einen Umsatz von gut 882 Millionen € und ein operatives Ergebnis von mehr als 86 Millionen € auf dem Zettel.

Das sagt der neue Boss

Laut dem Unternehmen liegen die Gründe für die schwache Geschäftsentwicklung in einer langsamer als erwarteten Umwandlung von Aufträgen in Umsätze sowie in einem anhaltenden Margendruck aufgrund „nach wie vor hoher Fixkosten“.

Die detaillierten Ergebnisse für das erste Halbjahr 2024 sollen am 14. August vorgelegt werden.

Der neue Evotec-Chef Dr. Christian Wojczewski, erst seit Anfang Juli im Amt, kommentiert die Entwicklung so:

Evotecs wichtigste Erfolgstreiber sind ihre differenzierten Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsplattformen sowie die Qualität und Expertise ihrer engagierten Mitarbeiter. Wir stehen jedoch vor Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen. Ich bin überzeugt, dass die Neuausrichtung der Prioritäten mit einer verfeinerten Prognose der Ausgangspunkt ist, um das Vertrauen wiederherzustellen, den Fokus unserer Organisation zu schärfen und Evotec wieder auf den Weg zu besserer Leistung und nachhaltigem Wachstum zu bringen.

Chart desaströs

Das Chartbild der Evotec-Aktie ist nach dem neuerlichen Kursrutsch ein einziges Desaster. Kurz-, mittel- und langfristig ist der Trend fallend. Jede Unterstützung ist gerissen worden. Zuletzt hat man solche tiefen Kurse im Dezember 2016 gesehen.

Es steht zu befürchten, dass weitere Analysten ihre Kursziele nach unten anpassen werden. Zuletzt hatten schon Morgan Stanley auf 12 € und die Deutsche Bank auf 10 € reduziert.

Bodenbildung abwarten

Für bereits investierte Anleger ist in dieser Situation natürlich guter Rat teuer. Ich würde davon abraten, jetzt die Reißleine zu ziehen und mit (hohen) Verlusten zu verkaufen. Und zwar in erster Linie deshalb, weil aus meiner Sicht nun aber wirklich alles Negative eingepreist sein dürfte.

Zudem hat das Unternehmen bereits Maßnahmen ergriffen, die sich ab dem dritten Quartal positiv bemerkbar machen dürften. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der neue CEO mit „heruntergelassener Hose“, sprich einer erneuten Prognosekürzung, aufwarten möchte.

Natürlich ist jetzt zu befürchten, dass sich Leerverkäufer erneut auf die Aktie stürzen werden. Eine solche Short-Attacke war schon am Dienstagabend zu sehen. Insofern sollten Anleger, auch kurzfristig orientierte Trader, erstmal eine Bodenbildung abwarten.

Ich selbst habe am späten Dienstagabend wieder eine erste kleine Tranche der Evotec-Aktie gekauft und werde die Position ausbauen, auch wenn Evotec bei einem Börsenwert von 1,17 Milliarden € und einem operativen Jahresergebnis von höchstens 35 Millionen € eigentlich jenseits von Gut und Böse bewertet ist. In meinen Augen ist aber gerade das für risikobewusste Anleger eine Chance, denn die Probleme sind nur vorübergehender Natur und allesamt lösbar.

Wer sich genauer über die Evotec-Aktie informieren will, sollte den Sonderreport von Biotech-Profi Jens Lion, Chefanalyst des exklusiven No Brainer Club, lesen.

ℹ️ Evotec in Kürze

  • Evotec mit Sitz in Hamburg ist ein international tätiges Unternehmen im Bereich der pharmazeutischen Wirkstoffforschung.
  • In Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften mit Biotech-Unternehmen und Pharmakonzernen weltweit erforscht und entwickelt Evotec Wirkstoffkandidaten für Therapieansätze in verschiedensten medizinischen Richtungen.
  • Evotec ist Mitglied im deutschen Nebenwerteindex MDAX und im Technologie-Index TecDAX und aktuell ca. 1,17 Milliarden € wert.

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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Evotec. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. 

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