Renk Group: Gute Zahlen, Aktie rutscht – warum?
Die Renk-Aktie (WKN: RENK73) springt am Dienstagmorgen getrieben durch einen starken Quartalsbericht zunächst an. Wenig später rutscht der Kurs aber zügig ab, zurzeit notiert der Titel bei 24,40 € mehr als -5% tiefer. Der Augsburger Getriebespezialist gibt sich optimistischer für die Zukunft. Warum also das gnadenlose Sell on News?
Starke Zahlen und präzisierte Prognose
Renk profitiert derzeit massiv von der hohen Nachfrage nach Panzergetrieben.
Die jüngst veröffentlichten Zahlen belegen dies: Das Unternehmen erwartet nun für das Gesamtjahr einen Umsatz von 1,1 Milliarden €. Zuvor waren es 1 bis 1,1 Milliarden €. Das bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) soll nun zwischen 175 und 190 Millionen € liegen. Vorher lag die untere Grenze der Spanne bei 160 Millionen €.
Vorstandschefin Susanne Wiegand erklärte, dass sich der aktuelle Superzyklus und die Zeitenwende deutlich in den Kennzahlen widerspiegeln.
Auftragseingang auf Rekordniveau
Besonders beeindruckend ist der hohe Auftragseingang.
Im zweiten Quartal 2024 konnte Renk den Auftragseingang auf 419 Millionen € mehr als verdoppeln, wobei im militärischen Bereich sogar eine Verdreifachung erreicht wurde. Ende Juni 2024 verfügte Renk über Aufträge im Wert von 4,7 Milliarden €, wovon 1,9 Milliarden vertraglich fest vereinbart sind.
Diese starke Auftragslage spiegelt sich erkennbar positiv in Umsatz und Ergebnis wider, betonte Finanzvorstand Christian Schulz. Im ersten Halbjahr lag der Umsatz bei 510 Millionen €, was einem Anstieg von fast einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das bereinigte Ebit verbesserte sich um 9% auf 69 Millionen €.
Produktionskapazitäten werden ausgebaut
Wie dem Bericht außerdem zu entnehmen ist, investiert Renk kräftig in den Ausbau seiner Produktionskapazitäten.
Um die steigende Nachfrage zu bewältigen, wird die Produktion von Panzergetrieben in Augsburg und im US-amerikanischen Muskegon, Michigan, industrialisiert und beschleunigt. Dies soll die Effizienz steigern und die Lieferzeiten verkürzen.
Mittelfristig 15% Wachstum anvisiert
Die mittelfristigen Perspektiven für Renk sind nun deutlich besser als noch vor ein paar Monaten.
Das Unternehmen hält nun in wenigen Jahren ein jährliches Umsatzwachstum von 15% und ein bereinigtes Ebit von rund 300 Millionen € für machbar. Diese ehrgeizigen Ziele spiegeln die starke Marktposition und die hohe Nachfrage nach Renk-Produkten wider, insbesondere im militärischen Bereich.
Allerdings gibt es auch Risiken: So kündigte das Unternehmen überraschend den vorzeitigen Abschied von Finanzvorstand Christian Schulz zum Ende September an, was Unsicherheiten schaffen dürfte. Zudem bleibt abzuwarten, wie sich die geopolitische Lage entwickelt und welchen Einfluss dies auf die Rüstungsindustrie haben wird.
Anleger-Fazit: Zu viel Abwärts-Potenzial
Die Renk-Aktie hat in den ersten zwei Monaten nach ihrem Börsengang eine beeindruckende Performance gezeigt, gehört seitdem jedoch nicht mehr zu den Outperformern am Markt.
Anleger sollten vorsichtig bleiben. Trotz der soliden Mittelfrist-Aussichten ist das Wachstum derzeit noch moderat und die Bewertung der Aktie mit einem KGV von knapp 35 ambitioniert. Das dürfte ein Grund sein, warum sich zahlreiche Anleger dafür entschlossen haben, die guten Neuigkeiten des Quartalsberichts zu nutzen, um Gewinnmitnahmen zu realisieren. Eine Kurskorrektur ist schließlich imminent, insbesondere wenn Triton, der Mehrheitseigentümer, weiter Aktien auf den Markt bringt.
Die guten Zahlen werden zudem davon überschattet, dass der Finanzchef des Unternehmen überraschend vorzeitig verlässt.
Für risikobereite Anleger kann die Renk-Aktie interessant sein, insbesondere aufgrund der soliden Auftragslage und den positiven Geschäftsaussichten. Konservative Investoren sollten jedoch abwarten, bis sich das Papier auf einem stabileren Bewertungsniveau eingependelt hat.
Abschließend bleibt festzuhalten: Die Renk-Aktie hat Potenzial, ist jedoch kein Selbstläufer. Eine klare Kaufempfehlung für den Börsenneuling kann es daher vorerst nicht geben.
ℹ️ Renk vorgestellt
- Die Renk Group mit Hauptsitz in Augsburg ist ein weltweiter Hersteller von Getrieben, Motoren, Hybridantriebssystemen, Federungssystemen für Fahrzeuge, Gleitlagern, Kupplungen und Prüfsystemen.
- Das Unternehmen baut Spezialgetriebe für Panzer, Fregatten, Eisbrecher und industrielle Anwendungen und ist führender Lieferant von Fahrwerken und Dämpfungssystemen für militärische Ketten- und Radfahrzeuge.
- Renk produziert an drei Standorten in Deutschland sowie in der Schweiz, Großbritannien und den USA.
- Renk notiert an der Frankfurter Börse und ist ca. 2,6 Milliarden € wert.
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