Varta-Desaster: So können Anleger es ausbügeln

Investmentchance

Der Fall Varta (WKN: A0TGJ5) beschäftigt seit Monaten die deutsche Börsenlandschaft, am Montagmorgen ganz besonders, nachdem das Unternehmen übers Wochenende seinen Sanierungsplan beschlossen hat. Vollprofis wie Marco Messina können über unbedarfte Anleger, die hier trotz eindringlicher Warnungen in den Totalverlust schlittern, nur den Kopf schütteln. Er reist sogar um die halbe Welt, um Investments auszuloten, und war gerade in Mexiko. In welchen Bereichen riecht der Börsenfuchs jetzt Rendite und wo könnten Anleger recht sichere Prozente einfahren?

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Ein reiner Liquiditätscrash

Nach dem „Schwarzen Montag“ vor zwei Wochen haben sich die Märkte erstaunlich schnell wieder erholt. Oder ist das gar nicht erstaunlich? Marco Messina, Chefanalyst des Aktien Navigator, ist seit Jahrzehnten an der Börse aktiv und ordnet das Geschehen noch mal rückblickend im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra ein.

Außerdem blickt der Vollprofi bereits voraus auf den nahenden Herbst und erzählt, wo er Investmentchancen sieht. Einen konkreten Aktientipp hat er ebenfalls parat.

Die Märkte haben nach dem Flashcrash vor 14 Tagen schnell wieder in den Vorwärtsgang geschaltet. Überrascht Sie das?

Marco Messina: Für mich war das weniger ein Flashcrash, da die japanische Börse ja eigentlich nahezu auf Tagestief am Montag vor 14 Tagen aus dem Handel gegangen ist. Nachdem die erste Verunsicherung vorüber war, wurde aber sehr schnell klar, was wir da gesehen haben, und dass es ein Phänomen ist, welches speziell den japanischen und amerikanischen Aktienmarkt betrifft. Ich hatte dazu auch relativ zeitnah im Chat des Aktien Navigator ein paar Infos an meine Leser geschrieben.

Es war vielmehr ein reiner Liquiditätscrash, getrieben durch Carry-Trades in Japan. Daher wundert mich die relativ schnelle Erholung nicht. Dennoch musste man in den Tagen danach natürlich lieber vorsichtiger agieren, weil wir alle natürlich nicht einschätzen können, wie sich diese Situation auf die Märkte psychologisch auswirkt.

Wer bisher weniger mit Carry-Trades in Berührung gekommen ist: Es handelt sich hierbei eigentlich um einen relativ simplen Vorgang. Händler haben die jahrelange Zinspolitik in Japan dazu genutzt, sich in der Währung Yen zu verschulden. Die Kredite, die sie aufgenommen haben, haben sie dann in US-Aktien investiert und hier hauptsächlich in große Aktien, die eine relativ hohe Sicherheit suggerierten. Wir haben in den Monaten zuvor schon sehen können, dass die Dimensionen immer größer wurden, weil die japanische Notenbank mehrfach im Währungsmarkt intervenieren musste.

Und dann kam es, wie es kommen musste: Die japanische Notenbank hat die Zinsen angehoben, Anleger zogen zunächst vorsichtig ihre Gelder aus dem US-Markt ab, die großen Technologiewerte kamen ein wenig unter Druck, Händler mussten ihre Kredite nachbesichern, die ja nun auch teurer geworden worden, und wurden plötzlich zu Verkäufern im US-Aktienmarkt. Donnerstag und Freitag vor dem Crash haben wir die Vorboten davon gesehen, das Hamsterrad begann sich zu drehen.

Verunsicherte Anleger

Viele Anleger sind aber weiter verunsichert, wie der Fear & Gread Index mit aktuell „Fear“ zeigt. Woran könnte das liegen?

Marco Messina: Da liegt auch vielen halt an den Auflösungen der zuvor eingegangenen Positionen. Einige große Adressen müssen was korrigieren. In der Regel ist ein solches Szenario ein guter Zeitpunkt, langfristig Positionen einzusammeln. Dann zugreifen, wenn die anderen die Aktien mit der Kneifzange nicht haben wollen…

Aber wir dürfen die geopolitische Situation nicht außer Acht lassen. Die Märkte stehen weiterhin nahe den Höchstkursen und dabei haben wir so viele Krisen wie noch nie zu bewältigen. Und niemand kann derzeit seriös einschätzen, was uns der Iran-Israel-Konflikt noch bringt, ob das nicht doch noch ein großer Krieg wird.

Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen. Was erwarten Sie im Herbst an den Börsen?

Marco Messina: Fragen Sie mich das mal im Winter, dann kann ich Ihnen das konkreter beantworten. In Deutschland dürfte es politisch ungemütlicher werden. Die Landtagswahlen in drei deutschen Bundesländern, insbesondere in Sachsen und Thüringen, könnten Sprengstoff für die Ampelkoalition in Berlin werden. Die Bürger sind mit der Politik in Berlin nicht mehr einverstanden und werden vermutlich nicht nur mit den Füßen trampeln, sondern mit ihrem demokratischen Recht bei einer Wahl den handelnden Personen die rote Karte zeigen.

Ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl ist das dann eine Herausforderung, weil vermutlich jede Partei für ihr Klientel dann noch absurdere Vorschläge und Forderungen in den kommenden Monaten einbringen wird. Das wirkt sich natürlich auch auf unser Gefühl für die Marktwirtschaft aus.

Der Ukraine-Russland-Krieg hat seit zwei Wochen ein neues Gesicht bekommen, welches sich auf die Rohstoffpreise, zumindest bei Öl und Gas im Herbst/Winter, auswirken wird, und ich glaube, dass das neue Allzeithoch im Goldpreis kein Zufall in der jetzigen Situation ist. Silber kratzt auch wieder knapp an der 30 US$-Marke.

Rohstoffe dürften in der zweiten Jahreshälfte, und damit dann natürlich auch Aktien aus diesem Sektor, eine wichtige Rolle in der Asset-Allokation spielen.

Wie Gold und Silber abgebaut werden

Sie waren gerade in Mexiko unterwegs. Haben Sie dort spannende Investments ausfindig gemacht?

Marco Messina: Ich war in erster Linie bei einer Gesellschaft, wo ich selber seit 2020 Aktionär bin: Sierra Madre Gold & Silver. Ich habe damals in der Seed-Phase, also ganz früh, mein Geld investiert, und heute, vier Jahre später, ist die Firme in die Produktion gegangen.

Genauer gesagt läuft die Produktion seit dem 25. Juni dieses Jahres und ich konnte mir den Abbau bis hin zur Erstellung des Konzentrates ganz genau anschauen. Das war ein sehr interessantes Erlebnis, worüber ich aber in Kürze in einem anderen Format näher berichten werde. Ich denke, viele haben eine falsche Vorstellung davon, wie der Abbau von Gold und Silber in der Praxis tatsächlich funktioniert, und da werde ich mit diesen falschen Vorstellungen aufräumen können.

Interessant war, nebenbei zu erfahren, wie es bei einigen anderen Minenprojekten in dem Land läuft, es ist ja immer gut, einen weiten Überblick über sowas zu bekommen. Aber das war natürlich nicht alles. Die Fußball-Weltmeisterschaft steht auch in zwei Jahren in Mexico an und dafür wird natürlich jetzt schon fleißig in Infrastruktur und ähnliches investiert. Auch dafür habe ich mir mal den einen oder anderen möglichen Kandidaten für das Depot genauer angeschaut, aber noch nichts im Gepäck mitgebracht, was ich jetzt umgehend kaufen würde.

Eine spannende Aktie

Was steht denn auf Ihrer Kaufliste ganz oben? Oder sind Sie derzeit eher vorsichtig?

Marco Messina: Einen neuen Kaufkandidaten verrate ich morgen den Lesern des Aktien Navigator exklusiv in der neuen Monatsausgabe. Ich glaube, dass man selektiv jetzt einige Schnäppchen einsammeln kann, also Aktien von Unternehmen, die etwas zu stark unter die Räder gekommen sind. Man muss sich nur bewusst sein, dass bei einem Kriegsausbruch zwischen dem Iran und Israel diese neuen Käufe dann in wenigen Tagen sehr schnell auch mal -10% oder mehr hinten liegen könnten.

Ich habe in den letzten Tagen zum Beispiel die SMT Scharf-Aktie (WKN: A3DRAE) eingesammelt. Der Kurs notierte zuletzt so zwischen 7 bis 8 €. Seit März ist bekannt, dass der bestehende Großaktionär sein Aktienpaket von über 52,66% an einen chinesischen Investor zu 11,10 € verkaufen möchte.

Das Unternehmen ist führend im Bereich Transportlösungen für Bergleute, Ausrüstung und Material im untertägigen Bergbau. Das Kurs-Buch-Verhältnis ist unter 0,5 und es gibt immer mal eine Spekulation, dass der chinesische Investor auch ein Angebot an die freien Aktionäre zum selben Kurs vornehmen könnte.

Allerdings könnte der Preis sich hier auch noch verändern. Dieser Preis je Aktie unterliegt nämlich einem fixierten Anpassungsmechanismus in Abhängigkeit abschließender Variablen bis zum Vollzug der Transaktion, der zu einer Reduktion des Preises pro Aktie führen kann. Der Vollzug der Vereinbarungen steht noch unter dem Vorbehalt des Eintritts üblicher Vollzugsbedingungen, insbesondere dem Abschluss von öffentlich-rechtlichen Investitionskontrollverfahren in Deutschland.

Es besteht also noch ein kleines Restrisiko, aber nach unten ist die Aktie mit den aktuellen Kennzahlen gut abgesichert. Und ich spiele dabei natürlich auch meine Erwartungen an die kommenden Rohstoffmärkte, denn dann werden die Maschinen von SMT weiter stark nachgefragt werden.

Interessenkonflikt: Mitarbeiter des Herausgebers sowie der Herausgeber selbst halten Aktien des erwähnten Unternehmens Sierra Madre. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor und Herausgeber beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Ein weiterer erheblicher Interessenkonflikt besteht darin, dass der Herausgeber für seine Berichterstattung über Sierra Madre vom Unternehmen vergütet wurde. 

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