Barrick Gold, Ecopetrol, Petrobras: 3 starke Aktien fürs Depot?

Lage im Rohstoffsektor

Die Katze ist aus dem Sack: Die US-Notenbank startet in Kürze mit Zinssenkungen. Während der Krypto-Sektor und Gold haussieren, drücken Rezessionsängste auf die Kurse im Rohstoffsektor. Ist es jetzt Zeit, antizyklisch zu investieren? Welche Aktien kämen dann besonders in Frage?

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Goldpreis steigt und steigt

Der Bitcoin ist binnen weniger Tage an die Marke von 64.000 US$ gesprungen, der Goldpreis notiert oberhalb der 2.500 US$ je Unze und eilt von einem Allzeithoch zum nächsten. Aber was ist mit Rohstoff-Aktien? Sollte man diesem fernbleiben oder gerade jetzt zuschlagen?

Wer könnte das besser wissen als Rohstoff-Profi Miriam Kraus, die in diesem Bereich seit Jahrzehnten unterwegs ist. Im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra beleuchtet die Chefanalystin des Rohstoff Anleger Club die Lage und speziell drei spannende Aktien.

Die Preise für Edelmetalle legen kräftig zu. Gold notiert über 2.500 US$ nahe Allzeithoch. Ist das erst der Anfang der Entwicklung?

Miriam Kraus: Nun, spannend ist ja, dass der Goldpreis trotz der objektiv schwachen Rahmenbedingungen (hohe Zinsen, stabiler US-Dollar) ein Allzeithoch nach dem anderen erreicht hat. Die Gründe dafür sind die massiven Käufe der Zentralbanken und die starke Nachfrage der Anleger hauptsächlich in Asien.

Erst jetzt beginnen auch die westlichen Anleger damit, langsam auf die Goldpreisentwicklung aufmerksam zu werden und sich im Gold zu engagieren. So ist die weltweite Goldnachfrage im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf ein Rekordniveau bei 1.258 Tonnen gestiegen. Dazu trugen auch endlich die globalen Gold-ETFs bei, die seit Mai wieder Zuflüsse erhalten. Doch obwohl die Zuflüsse im Juli die stärksten seit über zwei Jahren waren, sind die kollektiven weltweiten Gold-ETF-Bestände im Jahr 2024 bis dato um 72 Tonnen gesunken gegenüber dem Vorjahr. Ihr Wert allerdings – also das verwaltete Vermögen – stieg um 15%.

Das signalisiert, dass wir uns sehr langsam der Rückkehr westlicher institutioneller Anleger nähern. Diese sind in Edelmetallen aber derzeit immer noch enorm unterinvestiert. Das lässt noch sehr viel Spielraum nach oben zu. Deren Investments, kombiniert mit den fortgesetzten Käufen aus dem Rest der Welt, bilden die Basis für weitere Anstiege des Goldpreises.

Aber auch die Notenbanken haben noch Luft nach oben beim Goldbesitz. Und nicht nur die chinesische Zentralbank und andere Emerging Market Zentralbanken, die aus dem US-Dollar herausdiversifizieren und damit noch sehr viel Spielraum für weitere Käufe haben. Auch viele westliche Zentralbanken besitzen heute nur noch einen Bruchteil dessen, was sie historisch gesehen im Vergleich zu ihren gesamten Währungsreserven besaßen. Zum Beispiel die Schweizer Notenbank SNB.

Noch Anfang der 1980er lag der Höchststand des Goldbesitzes der Zentralbanken im Vergleich zu den Währungsreserven bei 75%. Heute sind es weniger als 20%. Doch der Trend geht seit ein paar Jahren zunehmend in Richtung der Aufstockung. Also ja, für Gold gilt aktuell: The sky is the limit. Und wir sehen erst den Anfang eines neuen starken Trends.

Für Einstieg Rücksetzer abwarten

Die Aktie von Barrick Gold hat ein Jahreshoch erklommen. Kann man die jetzt noch kaufen?

Miriam Kraus: Die Gewinne von Goldaktien besitzen einen Hebel auf die Goldpreisentwicklung. Steigt der Goldpreis pro Unze, steigen die Gewinne pro Unze. Damit ergibt sich auch ein Hebel auf die Kursentwicklung von Goldaktien.

Barrick Gold wird aktuell mit einem KGV von 15 bewertet, allerdings noch ohne Berücksichtigung der aktuell steigenden Goldpreise, was den Schluss deutlich höherer Gewinne im aktuellen und kommenden Quartal zulässt und somit die aktuelle Konsensbewertung zu niedrig erscheinen lässt.

Und man darf sich vergegenwärtigen, dass in großen Hausse-Phasen und schließlich am Ende in Phasen der Übertreibung die KGVs Extrem-Werte erreichen. Davon sind wir bei Rohstoffaktien im Allgemeinen und Gold-Majors im Besonderen noch weit entfernt. Ich erinnere mich noch gut an die letzte 10-jährige Hausse-Phase in den 00er Jahren. Damals galten zeitweilig Bewertungen mit KGVs von 30 bis 50 als normal selbst für Aktien von großen Gold-Majors.

Für den Neueinstieg empfiehlt es sich natürlich immer, einen zwischenzeitlichen Rücksetzer abzuwarten.

Würden Sie generell große Produzenten wie Barrick oder Newmont Mining bevorzugen oder gibt es mehr Renditechancen bei kleineren Unternehmen?

Miriam Kraus: Am Anfang einer Hausse-Phase werden bevorzugt große Unternehmen vor allem von institutionellen Anlegern gekauft. Diese bieten eine größere Projektdiversifikation und damit auch eine höhere Sicherheit. Kleine Unternehmen werden eher am Ende einer Hausse-Phase stark gekauft.

Ich bevorzuge aber generell eine ausgewogene Mischung an großen Majors, mittelgroßen Produzenten und aktuell noch geringer gewichtet kleinen Chancen-Titeln, die sozusagen das Salz in der Suppe bilden. Und vor allem bevorzuge ich Unternehmen, bei denen ich positive Entwicklungen ausmache, die ein Neubewertungspotenzial nach sich ziehen und mit einer günstigen Bewertung glänzen.

Rückgang bei weltweiten Ölbeständen

Die Ölpreise leiden unter Nachfrageschwäche und Konjunktursorgen. Ist das nur eine vorübergehende Erscheinung?

Miriam Kraus: Im Moment bewegen den Ölmarkt vor allem Fragen nach der künftigen Nachfrage- und Angebotsentwicklung. Denn Tatsache ist, dass aktuell das Angebot mit der Spitzennachfrage im Sommer nicht Schritt halten kann, so dass der Markt in der Realität defizitär ist.

Infolgedessen haben die weltweiten Ölbestände einen Rückgang erlitten. Die Rohölvorräte allein sanken bis Juni um 40,9 Millionen Barrel, trotz Chinas Aufstockungsbemühungen. Vorläufige Daten für Juli deuten darauf hin, dass sich dieser Trend fortsetzt. In den USA liegen die Rohölbestände aktuell bereits 5% unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre für diese Zeit des Jahres.

Derzeit herrscht große Ungewissheit an den Ölmärkten in Bezug auf die künftige Abschwächung der US-Wirtschaft, der Weltwirtschaft und auch der chinesischen Konjunkturentwicklung. Wir sehen, dass die Ölhändler bereits eine deutlich nachlassende Nachfragedynamik im kommenden Jahr einpreisen. Das allerdings bietet Überraschungspotenzial nach oben, wenn sich die Konjunkturlage als robuster herausstellt als erwartet. Oder auch wenn es zu Angebotsunterbrechungen aufgrund der vielfältigen geopolitischen Risiken kommt.

Und auch die OPEC+ hat hier noch ein Wörtchen mitzureden, da die Chancen hoch sind, dass diese die angekündigten Rücknahmen bei den Produktionskürzungen nicht durchführen wird, wenn die Nachfrageentwicklung tatsächlich deutlicher zurückkommen sollte.

Übergeordnet sollte man auch immer bedenken: Erdöl wird aufgrund seiner vielfältigen Anwendungen immer verbraucht.

Erdöl wird immer verbraucht

Sind Aktien von Öl-Gesellschaften wie Petrobras oder Ecopetrol derzeit kaufenswert oder sollte man lieber noch warten, weil es möglicherweise tiefer geht?

Miriam Kraus: Ölaktien sind aktuell allgemein nicht teuer, aber gerade Aktien wie Petrobras und Ecopetrol, die mit KGVs von 4 und 5,3 bewertet werden, sind derzeit wieder echte Value-Titel. Zumal gerade die beiden genannten Unternehmen ihre Aktionäre auch noch mit enorm hohen Dividenden im zweistelligen Bereich belohnen. Petrobras zahlt aktuell eine Rendite von 13% und Ecopetrol glänzt sogar mit einer Rendite von 29%.

Und obwohl sich die Rohstoffaktien insgesamt über die vergangenen 15 Jahre vielfach zu starken Dividendentiteln entwickelt haben, stechen die Ölaktien in dieser Kategorie besonders hervor.

Unternehmen wie diese beiden südamerikanischen Öl-Majors beeindrucken nicht nur mit einem starken Portfolio an Wachstumsprojekten, sondern sind auch Nutznießer der Verschiebung der Öl-Routen. Beide Unternehmen investieren stark in den Ausbau ihrer Öl- und Gas-Assets und werden ihre Produktion im Laufe der kommenden Jahre steigern, um den wachsenden Bedarf in Asien zu decken.

Und ich sage es gerne noch einmal: Erdöl wird aufgrund seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten einfach immer verbraucht.

Interessenkonflikt: Mitarbeiter des Herausgebers sowie der Herausgeber selbst halten Aktien des erwähnten Unternehmens Sierra Madre. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor und Herausgeber beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Ein weiterer erheblicher Interessenkonflikt besteht darin, dass der Herausgeber für seine Berichterstattung über Sierra Madre vom Unternehmen vergütet wurde. 

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