Meyer Burger-Aktie: Ist das die zweite Varta?

Die Meldung, dass der Ausbau der US-Kapazitäten nicht finanzierbar sei, führte am Dienstag zu einem Kursverlust von zeitweise -13% bei der Aktie von Meyer Burger (WKN: A40H1E). Die aktuelle Notierung von 1,94 Schweizer Franken (SFR) bedeutet einen extremen Kursverfall seit dem Hoch Mitte 2023 – der Rückgang beträgt seitdem rund -98%. Was ist hier noch zu erwarten?

US-Ausbau gestoppt

Ursprünglich plante das Schweizer Solarunternehmen den Ausbau in den USA und die Standortschließungen in Deutschland. In Deutschland wurde die Produktion aufgrund der hohen Kosten immer unrentabler, die Verlagerung in die USA ist mit hohen Steuergutschriften im Rahmen des Inflation Reduction Act verbunden.

Dazu war der Aufbau einer neuen Fertigungsstätte in Colorado Springs im US-Staat Colorado vorgesehen. Die Kosten hierzu sollten zu einem Großteil über die Vorfinanzierung der Steuergutschrift erfolgen. Nachdem die Finanzierung nicht zustande gekommen war, wurde der Neubau abgesagt. Ebenfalls wurde die angestrebte Kooperation mit einem namhaften US-Technologiekonzern wegen fehlender Strategie auf Eis gelegt.

Somit bleibt es bei dem einzigen US-Standort in Goodyear im US-Staat Arizona. Der dortige Ausbau um 0,7 Gigawatt auf insgesamt 2,1 Gigawatt wurde vorläufig ebenfalls ausgesetzt.

Deutscher Standort bleibt erhalten

Die Schließung der deutschen Standorte wurde teilweise rückgängig gemacht. Der Zellproduktionsstandort in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen) soll weiterhin bestehen bleiben. Er gilt trotz hoher Kosten als hocheffizient. Somit ist die Lieferfähigkeit von Solarzellen weiterhin gewährleistet.

Der Standort im sächsischen Freiberg dürfte geschlossen bleiben.

Erneute Verschiebung des Halbjahresberichtes

Die erste Verschiebung des Halbjahresberichtes auf den 16. September wurde mit der geplanten Finanzierung für das US-Werk sowie der geplanten Zusammenarbeit mit einem US-Unternehmen begründet. In Anbetracht der neuen Situation wurde der Zeitpunkt jetzt auf den 30. September verschoben. Solche Verschiebungen werfen ein schlechtes Licht auf das Renommee von Unternehmen.

Im letzten Geschäftsjahr war ein drastischer Verlustanstieg eingetreten. Der operative EBITDA-Verlust erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreswert von 35 Millionen SFR auf 164 Millionen SFR. In den ersten sechs Monaten dürfte weiterhin ein hoher Verlust angefallen sein.

Unsicherheit wächst weiter

Das Ergebnis dieser Mitteilung zeigte sich in dem hohen gestrigen Kursverlusten. Ob es dabei bleibt, hängt von den geplanten Restrukturierungsmaßnahmen ab. Sollte die Restrukturierung nicht gelingen oder nur unter drastischen Maßnahmen, sind weitere Kursverluste vorprogrammiert. Sollten die Maßnahmen greifen, ist mit einer schnellen Rückkehr in die Gewinnzone vorerst nicht zu rechnen. Seit 2020 sind operative Verluste mit steigender Tendenz angefallen.

Die finanzielle Situation wurde durch die im April abgeschlossene Kapitalerhöhung mit einem Volumen von 206 Millionen SFR gesichert. Da der Ausbau der US-Kapazitäten nicht stattfindet, verbessert sich die Eigenkapitalausstattung.

Meiner Meinung nach eignet sich die Aktie in der jetzigen Situation nicht für eine seriöse Investition. Das Geschäft mit der Solarmodulfertigung ist sehr anspruchsvoll und wird von China dominiert. Die dortigen Hersteller werden von China subventioniert und überschwemmen die westlichen Märkte. Bei Meyer Burger entstand der Eindruck, dass die Standortwahl von den dortigen Subventionen abhängig gemacht wird.

Ohne die Kapitalerhöhung wäre eine Situation wie bei Varta, Enteignung der Aktionäre, im Bereich des Möglichen gewesen. Seit 2020 ist das Fremdkapital von 2,7 Millionen auf 329 Millionen SFR Ende 2023 angewachsen.

Mein Fazit: Finger weg von der Aktie.