BYD-Aktie: Margen-Schock – was nun?

Die BYD-Aktie (WKN: A0M4W9) gerät nach den jüngsten Quartalszahlen unter Druck. Die Margen enttäuschen, der gesamte Sektor gibt an der Börse nach. Um den Herausforderungen zu begegnen, hat der chinesische Marktführer mehrere Eisen im Feuer. Was bedeutet das für Anleger?

Wachstum trifft auf Margendruck

Der knüppelharte Wettbewerb unter chinesischen E-Autobauern belastet trotz starke Nachfrage die Rentabilität von BYD und Co.

Wie am späten Dienstag bekannt wurde, verzeichnete BYD im zweiten Quartal 2024 eine Bruttomarge von 18,7%, was im Vergleich zum Vorquartal einen Rückgang von 3,2 Prozentpunkten bedeutet.

Laut Mitteilung erzielte der Konzern im ersten Halbjahr 2024 einen Nettogewinn von 13,6 Milliarden Yuan. Dieser Anstieg um 24,4% im Vergleich zum Vorjahr spiegelt zwar ein solides Wachstum wider, doch die Erwartungen der Analysten (17,9 Milliarden Yuan) wurden deutlich verfehlt.

Am Mittwoch geriet die BYD-Aktie unter Druck und verlor 1,2% an Wert. Andere chinesische E-Auto-Hersteller mussten deutlich höhere Kursverluste hinnehmen: Die Aktien von Li Auto fielen um 15,8%, während XPeng und NIO um 9,7% bzw. 6,9% nachgaben. Li Auto hatte Anleger mit seiner Q3-Umsatzprognose massiv enttäuscht. Auch internationale Wettbewerber wie Tesla (-2,3%) und Rivian (-4,9%) zeigten Schwäche, was die Nervosität im gesamten Sektor widerspiegelt.

Ein Grund für die generelle Abwärtsbewegung könnte auch die Erwartung des Nvidia-Quartalsberichts sein, da die E-Auto-Aktien häufig im Gleichklang mit der Technologiebranche reagieren.

Neue Partnerschaft mit Huawei

Um den Herausforderungen zu begegnen, setzt BYD unter anderem auf strategische Partnerschaften, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. So hat der Konzern kürzlich eine Kooperation mit Huawei angekündigt, um dessen fortschrittliches autonomes Fahrsystem in die neuen Offroad-Modelle seiner Luxusmarke Fangchengbao zu integrieren.

Der erste SUV, der mit dem Qiankun ADS 3.0-System ausgestattet wird, ist der Bao 8 Plug-in-Hybrid. Diese Zusammenarbeit könnte BYD im Bereich der autonomen Fahrtechnologie einen Schub verschaffen und die Marke Fangchengbao auf dem globalen Luxusautomarkt etablieren.

Globale Expansion und neue Märkte

Parallel zur technologischen Aufrüstung treibt BYD seine Internationalisierung voran. Wie Das Unternehmen verhandelt derzeit über ein Lithiumprojekt in Chile, das ihm Zugang zu den weltweit größten Lithiumreserven verschaffen soll. Trotz Verzögerungen in den Verhandlungen zeigt sich der Konzern zuversichtlich, dass ein guter Deal mit der chilenischen Regierung erzielt werden kann. Dies würde BYD einen entscheidenden Vorteil in der Versorgung mit einem der wichtigsten Rohstoffe für Batterien verschaffen.

Darüber hinaus plant BYD den Bau eines Produktionswerks in Karachi, Pakistan, wo ab 2026 Fahrzeuge produziert werden sollen. Mit diesem Schritt betritt das Unternehmen einen neuen, vielversprechenden Markt und ist der erste große Hersteller von Elektrofahrzeugen, der in Pakistan Fuß fasst.

Ein klarer Vorteil im Wettbewerb

Trotz des intensiven Wettbewerbs in der Branche hat BYD einen entscheidenden Vorteil: Die vertikale Integration und die Kosteneffizienz des Unternehmens ermöglichen es, selbst bei einem aggressiven Preiskampf wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit einer Bruttomarge von knapp 20% und einem diversifizierten Produktportfolio, das von günstigen bis hin zu Premium-Modellen reicht, ist BYD gut aufgestellt, um auch in einem schwierigen Marktumfeld zu wachsen.

Das Unternehmen hatte 2023 rund 31,9% Marktanteil im chinesischen Segment für Stromer und Hybride erreicht. Die fortlaufende Expansion in neue Märkte läuft vor allem in Asien sehr gut. Während der Konkurrenz aus Europa und den USA deutlich höhere Preise für vergleichbare Modelle verlangt, punktet BYD in diesen Märkten mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.

Langfristig attraktive Bewertung

Nach einer scharfen Korrektur Ende Juli hat sich die BYD-Aktie in den letzten Wochen wieder gefangen und kommt seit Jahresbeginn aktuell auf eine Kursplus von rund +20%.

Obwohl die Aktie kurzfristig unter Druck geraten ist, bleibt die langfristige Perspektive vielversprechend. Das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17,5 und die PEG-Ratio von 0,37 reflektieren die starken Fundamentaldaten des Unternehmens. BYD bietet trotz der aktuellen Marktschwäche ein attraktives Wachstumspotenzial, insbesondere durch die geplante weltweite Expansion und die Einführung neuer Modelle.

Für Anleger, die auf der Suche nach einem robusten Wachstumswert sind, dürfte BYD trotz der jüngsten Herausforderungen eine lohnende Investition sein. Die Kombination aus technologischem Fortschritt, globaler Expansion und Kostenführerschaft macht den Titel zu einem klaren Favoriten im hart umkämpften E-Auto-Markt. Ein zusätzlicher Bonus gegenüber der Konkurrenz ist die Dividende, die im kommenden Jahr voraussichtlich immerhin eine Rendite von knapp 2% abwerfen soll.