Thyssenkrupp: Daunter leidet die Aktie
Die Aktie von ThyssenKrupp (WKN: 750000) befindet sich weiterhin im rasanten Abwärtstrend. Am Donnerstag bleibt sie unverändert schwach und steht aktuell bei 3,20 €. Die Hauptprobleme für diesen Kursverfall sind offensichtlich. Was ist aus Anlegersicht hier noch zu erwarten?
Eskalation in der Führungsspitze
Schon längere Zeit gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Konzernvorstand um Miguel López sowie der Geschäftsführung von ThyssenKrupp Steel unter der Leitung von Bernhard Osburg.
Laut Presseinformationen sollen drei von fünf Geschäftsführern Aufhebungsvereinbarungen unterbreitet worden sein, darunter auch Bernhard Osburg. Bestätigt wurden diese Gerüchte nicht, jedoch dürfte mittlerweile mit harten Bandagen gekämpft werden.
Sollte es so kommen, ist das kein guter Führungsstil. Probleme müssen einvernehmlich und intern gelöst werden. Wichtige Akteure sind auch die IG Metall sowie der Betriebsrat von ThyssenKrupp.
Am Donnerstagnachmittag soll der Aufsichtsrat der Stahlsparte zusammenkommen und am Abend eine Pressemitteilung erfolgen. Es dürfte spannend werden, welche Position der Aufsichtsrat einnimmt. Der Aufsichtsrat des Gesamtkonzerns stellte sich hinter ihren Vorstandsvorsitzenden Miguel López.
Abspaltung der Stahlsparte
Schon lange kämpft der Konzern mit den Problemen der Stahlsparte. Die Konjunkturschwäche sowie die Billigimporte aus China und anderen Ländern führen dazu, dass die Nachfrage nach Stahl deutlich gesunken ist. Zudem ist der Standort Deutschland mittlerweile sehr unattraktiv geworden. Steigende Löhne und hohe Energiekosten können durch die Stahlpreise nicht mehr gedeckt werden, die Folge sind steigende Verluste.
Dass eine Abspaltung oder eine Übertragung an einen externen Investor erfolgt, dürfte immer wahrscheinlicher werden. Es geht primär um die finanzielle Ausstattung der neuen Gesellschaft. Ebenfalls dürfte ein Kapazitätsabbau verbunden mit einem Abbau von Arbeitsstellen kommen. In der Stahlsparte sind 27.000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 13.000 am Standort Duisburg.
Der Gesamtkonzern bezeichnet die Angaben der Gewerkschaft als irreführend und sie diene primär der Stimmungsmache.
Gewinn eingebrochen
Hier ist ein Blick auf die Geschäftszahlen der Stahlsparte für die ersten neun Monate interessant. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15% auf 8,1 Milliarden € zurück. Das operative EBITDA reduzierte sich um 58% auf 242 Millionen € und beim EBIT wurde aus einem Gewinn von 21 Millionen ein Verlust von 14 Millionen €.
Diese Zahlen zeigen die gesamte Problematik in dem Stahlsegment. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, bedarf es einer Kapazitätsanpassung und damit verbunden auch einem Stellenabbau.
Einstieg eines Finanzinvestors
Immer wieder wurde der Einstieg eines Finanzinvestors bei der Stahlsparte diskutiert. Am 26. April teilte ThyssenKrupp in einer Pressemitteilung mit, dass die EP Corporate Group um den Milliardär Daniel Kretinsky mit 20% an der Stahlsparte beteiligt ist. Über weitere 30% werden derzeit Gespräche geführt.
Das Ziel der beiden Anteilseigner ist eine Kapitalbeteiligung von jeweils 50%.
Was bedeutet das für die Aktie?
Solange es hier zu keiner Einigung in der Stahlsparte auf Konzernebene kommt, bleibt die Unsicherheit für Anleger sehr hoch. Was bei der Aufsichtsratssitzung herauskommt, ist ungewiss. Daher sollten Anleger vorerst abwarten, hier besteht keine Eile für einen Einstieg.
Letztlich dürfte es zu einer Einigung kommen sowie einem sozialverträglichen Stellenabbau. So enden alle Konflikte. Auch bei der Finanzausstattung der dann eigenständigen Einheit wird es zu einer Einigung kommen; beide Seiten müssen Zugeständnisse machen.
Die Stahlproduktion in Deutschland ist auch politisch ein heikles Thema; hier dürften auch Gespräche auf politischer Ebene mit dem Konzern laufen. Ein gemeinsames Thema ist die maritime Sparte von ThyssenKrupp.
Wenn die Abspaltung vollzogen ist, bedarf es einer Neubewertung der Aktie. Die restlichen Geschäftsfelder sind mehr wert als die jetzige Marktkapitalisierung.
Mein Fazit: Vorerst abwarten, bis eine Lösung kommt.
ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell knapp 2 Milliarden € wert.
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