Emergent Biosolutions-Aktie: Kehrt der Fallen Angel zurück?

Die Emergent Biosolutions-Aktie (WKN: A0LC2W) ist einer der größten Fallen Angels der Biopharma-Branche in den letzten Jahren. Während zu Corona-Hochzeiten die Aktie des US-Impfstoffherstellers noch bei über 100 US$ notierte, stürzte sie bis Anfang 2024 auf 1,50 US$ ab. Doch in den letzten Wochen gab Emergent Biosolutions wieder mächtig Gas an der Börse. Was steckt hinter der neuen Kursfantasie?

Ein neuer Mpox-Hype

Eines der großen Themen der Biopharma-Branche ist derzeit der Ausbruch einer Mpox-Epidemie in Zentralafrika. Die WHO zeigt sich angesichts der Aggressivität und der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Erregers in höchstem Maße besorgt.

Bislang gab es nur einen in Europa und den USA zugelassenen Impfstoff gegen Mpox, und zwar vom deutsch-dänischen Unternehmen Bavarian Nordic. Das hat sich Ende letzter Woche geändert, denn mit dem Vakzin AMAM2000 von Emergent Biosolutions hat nun ein zweiter Impfstoff in den USA die Zulassung für Mpox erhalten. ACAM200 wird seit 2007 zur Impfung gegen Smallpox (Pocken) eingesetzt.

Im direkten Vergleich scheint der Impfstoff aus dem Hause Bavarian Nordic aufgrund geringerer Nebenwirkungen zu punkten. Emergent Biosolutions machte bereits medial auf sich aufmerksam mit der Ankündigung, 50.000 Dosen des ACAM2000-Impfstoffes an betroffene Staaten in Afrika zu spenden.

Miese Zahlen

In den beiden vergangenen Geschäftsjahren hatte Emergent Biosolutions sowohl ein Umsatz- als auch ein Gewinnproblem. Die Umsätze gingen gegenüber den Jahren 2020 und 2021 deutlich zurück und das Unternehmen rutschte in die roten Zahlen. 2023 belief sich der operative Verlust auf ca. 200 Millionen US$ bei einem Umsatz von knapp über 1 Milliarde US$.

Im ersten Halbjahr 2024 deutete sich eine leichte Verbesserung der Finanzkennzahlen an. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 11% auf ca. 550 Millionen US$ und der Verlust konnte deutlich eingedämmt werden.

Charttechnisch nicht zu greifen

Charttechnisch lässt sich die Emergent Biosolutions-Aktie dieser Tage kaum vernünftig beurteilen. Grund ist die extreme Volatilität des Papiers. Der Biopharma-Titel schwankte in den vergangenen fünf Handelswochen in einer Kursbandbreite zwischen 6 und 15 US$.

Darum bleibt der Engel am Boden

Ich halte die jüngsten Kurssteigerungen der Emergent Biosolutions-Aktie für übertrieben. Eine mehr als Vervierfachung des Aktienkurses aufgrund eines neuen Mpox-Impfstoffes ist in meinen Augen eine viele zu positive Reaktion der Börse. Bislang gibt es vom Management keinerlei Einschätzung, wie gut sich der neue Impfstoff verkaufen wird.

Die Tatsache, dass die Marktkapitalisierung des Unternehmens deutlich unter dem Wert des Eigenkapitals liegt, zeigt, dass Anleger der Emergent Biosolutions-Aktie sehr wenig bzw. besser gesagt nichts zutrauen.

Auch Analysten gehen davon aus, dass der Impfstoffhersteller bis 2028 tiefrote Zahlen schreiben wird. Noch schlimmer: Der Netto-Cashbestand könnte bereits 2025 auf unter 100 Millionen US$ schrumpfen.

Spätestens dann dürfte Emergent Biosolutions auf frisches Kapital angewiesen sein. Für die Altaktionäre bedeutet das eine Verwässerung ihrer Anteile. Für Zocker mag das Papier aufgrund der jüngsten Volatilität spannend sein.

Für langfristig orientierte Anleger ist die Emergent Biosolutions-Aktie meiner Meinung nach kein Investment wert. Ich glaube, der Fallen Angel bleibt weiter auf dem Boden liegen.