Hensoldt-Aktie: Rüstungsgegner haben Oberwasser
Mit einem Kursverlust von fast -6% startete die Hensoldt-Aktie (WKN: HAG000) krachend schlecht in die neue Handelswoche. Auch am Dienstagmorgen ist der Rüstungstitel leicht im Minus. Was steckt hinter dem verpatzten Wochenstart? Sollten Anleger den Kursrückgang für einen Einstieg nutzen?
Landtagswahlen hinterlassen Spuren
Mangels eigener Unternehmensnachrichten kommt nur eine einzige Erklärung für den herben Kursverlust zum Wochenbeginn infrage: die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen.
Anleger werden sich zu Recht fragen, was denn bitte schön Landtagswahlen in zwei ostdeutschen Bundesländern mit dem Kurs eines deutschen Rüstungsunternehmens zu tun haben. Gar nicht so wenig, wie man vermuten mag.
Bei den Wahlen gingen die Alternative für Deutschland und das Bündnis Sarah Wagenknecht als große Sieger hervor. Beide Parteien stammen aus völlig unterschiedlichen politischen Lagern, aber eine Sache verbindet sie: Sowohl die AfD als auch das BSW sind deklarierte Kriegs- und Rüstungsgegner.
Beide Parteien haben sich im Wahlkampf als „Friedensstifter“ positioniert und lehnen eine weitere militärische Unterstützung der Ukraine durch Deutschland ab. Vor allem das BSW verfolgt einen strikten Anti-Rüstungskurs und lehnt auch die vor kurzem von der Bundesregierung beschlossene Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden ab.
Warum ist das gefährlich?
Selbstverständlich haben Landesregierungen keinen direkten Einfluss auf bundespolitische Entscheidungen in der Rüstungspolitik. Aber sie können durchaus einen maßgeblichen indirekten Einfluss ausüben. Sie haben die Möglichkeit, sowohl über die Medien als auch in Berlin selbst Druck auf die Bundesregierung auszuüben.
Für die Hensoldt-Aktie sind die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen deshalb eine schlechte Nachricht. Die Rüstungsgegner gewinnen zunehmend an politischem Einfluss, was sich mittel- bis langfristig negativ auf den deutschen Wehretat auswirken könnte.
Charttechnisch hochkritisch
Die Hensoldt-Aktie befindet sich gegenwärtig in einer charttechnisch hochkritischen Situation. Beim aktuellen Kursniveau von knapp unter 32 € liegt ein wichtiger Widerstand, der zugleich das 6-Monatstief darstellt.
Sollte der MDAX-Titel diesen Widerstand durchbrechen, dürfte die Aktie auf knapp unter 30 € durchgereicht werden.
Die Bewertung ist zu ambitioniert
Und dann ist da auch noch die Frage der Bewertung. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 75 ist die Hensoldt-Aktie sehr sportlich für ein Rüstungsunternehmen bewertet.
Vor diesem Hintergrund gebe ich Anlegern derzeit den Tipp, nicht in den Rüstungstitel zu investieren. Die Unsicherheiten rund um die Aktie haben zugenommen und die Upside ist in meinen Augen sehr begrenzt.
Anlegern, die ihr Geld gerne in die boomende Rüstungsindustrie investieren wollen, rate ich eher zu einem Kauf der Aktien von Rheinmetall oder eines großen amerikanischen Rüstungskonzerns wie Lockheed Martin oder Northrop Grumman. Sie alle weisen ein deutlich moderateres Bewertungsniveau als die Hensoldt-Aktie auf.
ℹ️ Hensoldt in Kürze
- Die Hensoldt AG mit Sitz in Taufkirchen bei München ist ein Rüstungsunternehmen, das auf die Entwicklung und Herstellung von Radar- und Sensortechnologien spezialisiert ist.
- Hauptprodukte sind Radar-, Avionik- und optoelektronische Systeme sowie Lösungen zur elektronischen Kampfführung.
- Hensoldt ging 2017 aus Geschäftsbereichen von Airbus Defence and Space hervor und notiert seit 2020 an der Börse.
- Das Unternehmen ist Mitglied im deutschen Nebenwerteindex MDAX und ca. 3,7 Milliarden € an der Börse wert.
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