Nio-Aktie +14%: Kaufsignal oder nur ein Strohfeuer?
Die Nio-Aktie (WKN: A2N4PC) hat am Donnerstag einen bemerkenswerten Kurssprung hingelegt, der viele Anleger aufhorchen lässt. Das Papier des chinesischen Elektroautobauers stieg an der US-Börse um fast +15%. Endlich liefert das Unternehmen wieder einen soliden Quartalsbericht. Gibt es Anzeichen für eine nachhaltige Erholung?
Wachstum bei den Absatzzahlen beeindruckt
Nach den enttäuschenden Ergebnissen der letzten Quartale meldete Nio nun für das zweite Quartal 2024 einen beeindruckenden Anstieg bei den Fahrzeugauslieferungen.
Dem Unternehmen zufolge wurden 57.373 Fahrzeuge an Kunden übergeben – eine Steigerung von 144% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dabei entfielen 32.562 Einheiten auf Elektro-SUVs und 24.811 auf Limousinen. Dieses Wachstum deutet auf eine starke Nachfrage nach Nios Premium-Modellen hin, insbesondere im Heimmarkt China.
Der Umsatz kletterte um fast 100% auf 17,45 Milliarden Yuan (rund 2,65 Milliarden US$). Trotz dieser positiven Zahlen verzeichnete Nio weiterhin einen Nettoverlust, der jedoch mit 2,21 Yuan (0,30 US$) je Aktie um ein Drittel geringer ausfiel als im Vorjahresquartal. Analysten hatten laut Capital IQ mit Umsätzen und Verlusten in ähnlicher Höhe gerechnet.
Was den Markt aber positiv überrascht haben dürfte, ist der Ausblick für das laufende Vierteljahr. So erwartet Nio für die drei Monate starke Verbesserungen, sowohl bei den Auslieferungen als auch beim Umsatz. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz zwischen 19,11 Milliarden und 19,67 Milliarden Yua (etwa 2,63 bis 2,71 Milliarden US$). Zum Vergleich: Analysten, die von Capital IQ befragt wurden, erwarten im Schnitt einen Umsatz von 18,52 Milliarden Yuan.
Positive Kursbewegung
Die Nio-Aktie hat in den letzten dreieinhalb Jahren enorm an Wert verloren. Seit ihrem Hoch im Jahr 2021 hat sie über 90% eingebüßt. Der jüngste Kurssprung von +14,4% auf 4,85 US$ könnte auf eine Trendwende hindeuten, zumal der Kurs die 100-Tage-Linie überschritten hat. Der Nasdaq-Titel hat sich in den letzten Wochen stabilisiert, was teilweise auf die verbesserten Verkaufszahlen in China zurückzuführen ist.
Margen erholen sich
Nio ist es gelungen, seine Fahrzeugmarge im zweiten Quartal auf 12,2% zu steigern – der höchste Wert seit Ende 2022. Das deutet darauf hin, dass das Unternehmen seine Kosten besser im Griff hat und von Skaleneffekten profitiert. Dennoch bleibt Nio eines der unprofitabelsten Unternehmen der Branche. Der Preisdruck im chinesischen Markt und die hohen Ausgaben für Marketing und Vertrieb belasten die Bilanz weiterhin.
Im Premium-Elektrosegment konkurriert Nio nicht nur mit lokalen Größen wie BYD, sondern auch mit westlichen Herstellern wie Tesla und Mercedes. Während Nio Marktanteile in China hinzugewinnen konnte, bleibt die Profitabilität ein großes Problem. Der Preiskrieg hat die Margen aller Hersteller zuletzt stark unter Druck gesetzt.
Fazit: Potenzial, aber Risiken bleiben
Die jüngsten Zahlen zeigen, dass Nio operativ Fortschritte macht, doch die andauernden Verluste und die unklare Perspektive zur Profitabilität machen das Papier weiterhin zu einer riskanten Wette. Anleger sollten daher vorerst beobachten, ob die positive Kursentwicklung anhält und ob Nio es schafft, die Margen weiter zu steigern.
Die starken Absatzzahlen im zweiten Quartal und der vielversprechende Ausblick für das dritte Quartal sind definitiv positive Signale für Nio. Auch die zuletzt gestiegenen Margen deuten darauf hin, dass sich das Unternehmen in die richtige Richtung bewegt. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt Nio weiterhin tief in den roten Zahlen, und es ist unklar, wann das Unternehmen die Profitabilität erreichen wird. Das macht Nio zu einer riskanteren Investition im Vergleich zu profitablen EV-Unternehmen wie BYD.
Für risikofreudige Anleger, die auf das Premium-Segment des E-Auto-Markts setzen möchten, könnte Nio dennoch einen genaueren Blick wert sein. Eine weitere interessante Komponente ist das neue Low-Budget-Modell L60 unter der Marke ONVO. Die ersten Auslieferungen sollen im September beginnen, und es wird entscheidend sein, wie gut dieses Modell im Massenmarkt ankommt.
Sollte der L60 erfolgreich sein, könnte dies Nio helfen, seine Marktposition zu festigen und das Momentum beizubehalten. Dennoch bleibt BYD für risikobewusste Anleger eine stabilere Alternative. Nio bewerte ich vorerst neutral.
ℹ️ Nio vorgestellt
- Nio ist ein 2014 gegründetes chinesisches Elektroauto-Startup mit Sitz in Shanghai.
- Der Autobauer fokussiert sich derzeit auf die Herstellung von E-Autos der Mittel- und Oberklasse.
- Besonderheit von Nio ist das Angebot von Batteriewechselstationen, an denen Nio-Fahrer ihre Akkus innerhalb von Minuten automatisch tauschen lassen können.
- Der Konzern ist derzeit an der Börse mit rund 10 Milliarden US$ bewertet.
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